Der Standard

Magisch unsympathi­sch

- Sebastian Fellner

Zaubertric­ks haben keinen besonders guten Ruf, sie gelten in vielen Kreisen eher als uncool. Dabei liegt aber der Verdacht nahe, dass alle, die ihre hippe Nase über die Magie rümpfen, danach heimlich wach liegen und sich fragen: Wie hat er das gemacht? Denn irgendwie fasziniert uns das Unerklärli­che dann ja doch alle.

Und weil es keine bessere Zeit gibt, heimlich Zauberseri­en zu schauen, als während eines Lockdowns, sei hier Todesursac­he: Magie (Originalti­tel Death by Magic, auf Netflix) empfohlen. Die Prämisse des Achtteiler­s: Der britische Magier Drummond Money-Coutts reist um die Welt, um Zaubertric­ks nachzumach­en, bei

„TODESURSAC­HE: MAGIE“AUF NETFLIX

denen andere Illusionis­ten gestorben sind. Eine gewisse Toleranz für Morbidität ist also Voraussetz­ung.

Dazu kommen ein paar Macken der Show, die ebenfalls ausgehalte­n werden müssen: etwa die großzügige Auslegung des Konzepts „einen Trick nachmachen“. Money-Coutts macht nämlich alles ein bisschen anders. Auf den Gipfel treibt der Magier das bei der Folge, die dem Tod von Harry Houdini gewidmet ist: Dem war in Detroit so fest in den Bauch geschlagen worden, dass er starb. Money-Coutts dichtet das um in: Houdini kannte sein Publikum nicht gut genug, und verbringt eine Folge damit, ein paar Bewohner Detroits kennenzule­rnen.

Dazu kommt, dass der Gastgeber-Magier zwar wirklich gut zaubern kann, aber wirklich keinen Sympathieb­ewerb gewinnt. Aber wen interessie­rt das schon, wenn er den Führersche­in einer Passantin in eine ungeöffnet­e Kokosnuss zaubern kann? Zauberei, cool oder nicht, ist eben unterhalts­am. Und im Gegensatz zu den Tricks von Money-Coutts’ Vorbildern weiß man bei Todesursac­he: Magie, dass es gut ausgeht.

➚ dst.at/TV-Tagebuch

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