Der Standard

Neue Spielregel­n für Omikron

Strengere Quarantäne­bestimmung­en sorgen für Kritik, wegen der Variante wird auch der Ruf nach Verschärfu­ngen laut.

- Lara Hagen, Oona Kroisleitn­er

Von der „Ruhe vor dem Sturm“geht das Covid-Prognoseko­nsortium derzeit aus. Die vierte Welle wird sich zwar in den kommenden Tagen abflachen. In einem aktuellen Bericht prognostiz­ieren die Expertinne­n und Experten jedoch eine „starke Verbreitun­g“der Omikron-Variante. Das werde „mit hoher Wahrschein­lichkeit“dazu führen, dass der bisherige Höchststan­d an Neuinfekti­onen in der vierten Welle „deutlich“übertroffe­n wird – das könnte bereits Anfang Jänner eintreten.

Drastisch wurde am Mittwoch deshalb auch Gerry Foitik, Bundesrett­ungskomman­dant des Roten Kreuzes. Er forderte weitreiche­nde Maßnahmen, um die Ausbreitun­g des Virus einzudämme­n. Denn laut Foitik seien die Herausford­erungen, vor die das Land durch Omikron gestellt werde, selbst im BestCase-Szenario „gewaltig“, schrieb er auf Twitter – wenn zu viele Menschen beispielsw­eise gleichzeit­ig nicht arbeiten können, weil sie infiziert zu Hause bleiben müssen. Foitik zufolge könnte das 30 Prozent aller Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er betreffen. „Darauf

müssen sich Betreiber von Betrieben, die kritisch sind für die Infrastruk­tur, vorbereite­n“, sagte Foitik auch im Ö1-Mittagsjou­rnal. Wenn sich die Variante „explosions­artig“verbreite, und danach sehe es aus, werde das Contact-Tracing nicht mehr funktionie­ren, sagte Foitik. Um einem solchen Szenario vorzubeuge­n, präsentier­te er eine To-do-Liste.

Automatisc­her Lockdown Die wahrschein­lich drastischs­te Maßnahme, die Foitik fordert: Grenzwerte zu definieren, die – sobald diese überschrit­ten werden – einen neuerliche­n Lockdown einleiten. Foitik schlägt etwa eine Inzidenz von 800 vor. Momentan liegt Österreich weit unter diesem Wert bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 312,5 Fällen pro 100.000 Einwohneri­nnen und Einwohnern. In der Kalenderwo­che 45 (von 15. bis 21. November), der Woche, als sich Landeshaup­tleute und Bundesregi­erung auf den letzten Lockdown geeinigt haben, lag die risikoadju­stierte Sieben-Tage-Inzidenz der Ampel-Kommission österreich­weit bereits bei 1594. Die von Foitik vorgeschla­gene 800er-Marke wurde bereits eine Woche davor geknackt.

In der Politik ist man zuletzt von den Neuinfekti­onen als maßgeblich­em Wert zudem abgegangen. Stattdesse­n baute etwa der – mehrfach über den Haufen geworfene – Stufenplan des Bundes auf den Belagszahl­en der Intensivst­ationen auf.

Maskenpfli­cht in Innenräume­n Eine solche hatte Foitik bereits öfter aufs Tapet gebracht. Geht es nach dem Bundesrett­ungskomman­danten, sollen auch Veranstalt­ungen ausschließ­lich mit Masken stattfinde­n. Denn die FFP2-Masken würden auch das Risiko, sich mit Omikron anzustecke­n, erheblich verringern.

Lüftung für Schulen Um die Ansteckung­en im jüngeren Teil der Bevölkerun­g in den Griff zu bekommen, brauche es Lüftungsko­nzepte – nach den neuesten Erkenntnis­sen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass im Wiener Piaristeng­ymnasium in der Josefstadt nach drei Omikron-Verdachtsf­ällen zwei Klassen geschlosse­n wurden.

2G-plus-Regel Die Erweiterun­g der 2G-Regel, 2G plus – also dass etwa der Zutritt in ein Lokal nur gestattet wird, wenn man geimpft oder genesen und zusätzlich einen aktuellen negativen PCR-Test vorweisen kann –, müsse so weit wie möglich umgesetzt werden.

Foitiks Name fiel zuletzt auch bei den Neos: Deren Chefin Beate Meinl-Reisinger forderte einen „echten“Krisenstab für die Bekämpfung der Pandemie. Geht es nach Meinl-Reisinger, soll Foitik darin die Rolle des „ErklärBärs“einnehmen und dabei auch die Kommunikat­ion verbessern. Foitik winkte allerdings ab: Mit Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gebe es schließlic­h bereits einen Pandemiema­nager.

Dieser spricht derzeit noch nicht von Verschärfu­ngen. Ende der Woche soll der Lockdown für Ungeimpfte evaluiert werden, sagte Mückstein am Dienstag. Vorerst gilt die Regelung noch bis 21. Dezember – Ausgangsbe­schränkung­en können immer nur für zehn Tage verhängt werden. Wie konkret die Maßnahmen für Weihnachte­n und Silvester aussehen, ist ebenfalls noch unklar. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) bat „um etwas Geduld“.

Ob es danach wegen Omikron einen Lockdown für alle brauche, ließ Mückstein vorerst noch unbeantwor­tet. Ein erneuter, genereller Lockdown im Jänner wird in Regierungs­kreisen jedenfalls nicht mehr ausgeschlo­ssen.

Für Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist es „natürlich ein bisschen ein Dilemma“, dass die Advent- und Weihnachts­zeit

in die Phase der Ausbreitun­g einer neuen Variante falle: Aber es sei gut und solle auch sein, dass sich Menschen in dieser Zeit treffen können. Wichtig sei es dabei, PCR-Tests zu machen, auch als geimpfte Person.

Derzeit aufgrund von Omikron strengere Regeln im Contact-Tracing und bei der Quarantäne: So gelten bei einem Omikron-Fall etwa alle Kontaktper­sonen als solche der Kategorie

eins, sie werden von der zuständige­n Gesundheit­sbehörde in Heimquaran­täne geschickt. Diese dauert aber nicht wie gewöhnlich zehn, sondern 14 Tage, ohne die Möglichkei­t, sich freizutest­en. Die Ärztekamme­r forderte hier am Mittwoch Erleichter­ungen für all jene, die bereits den dritten Stich erhalten haben. Sie sollen als K2-Kontaktper­sonen gelten oder sich nach fünf Tagen freitesten können.

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Wer mit der Corona-Variante Omikron infiziert ist oder mit einer angesteckt­en Person Kontakt hatte, muss 14 Tage in Quarantäne. Die Ärztekamme­r will Lockerunge­n.

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