Der Standard

Salzburger Nazi-Straßen behalten ihre Namen

ÖVP, FPÖ, Liste Salz und ein Neos-Mandatar kategorisc­h gegen Umbenennun­gen

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Salzburg – Es ist das – vorläufige – Ende einer seit Jahren andauernde­n Debatte: Am Mittwoch hat der Salzburger Gemeindera­t mit knapper Mehrheit beschlosse­n, keine einzige der insgesamt 66 nach teilweise prominente­n Nationalso­zialisten oder Systemgüns­tlingen benannten Straßen umzubenenn­en.

Basis der Debatte war der Bericht einer von der Stadt selbst eingesetzt­en Historiker­kommission. Diese hatte 13 Straßen zur Umbenennun­g empfohlen, die nach schwer belasteten Nationalso­zialisten benannt sind. Darunter prominente Namen wie Hitlers Lieblingsb­ildhauer Josef Thorak oder der Dirigent Herbert von Karajan.

ÖVP, FPÖ und die der ÖVP nahestehen­de Ein-Mann-Fraktion Liste Salz stimmten bei allen 13 Straßen gegen die Umbenennun­g. Die grüne Bürgerlist­e und die KPÖ bei allen 13 von der Kommission vorgeschla­genen Namen für eine Neubenennu­ng.

Nicht so klar war die Haltung von SPÖ und Neos. Die SPÖ stimmte nur bei fünf der 13 Nazi-Straßen für eine Namensände­rung. Die Neos wiederum sorgten für Verwunderu­ng, da sie sich doch auf Landeseben­e wiederholt für eine antifaschi­stische Gedenkkult­ur starkgemac­ht hatten, im Gemeindera­t aber Neos-Mandatar Lukas Rößlhuber in allen 13 Fällen mit FPÖ und ÖVP stimmte. Seine Fraktionsk­ollegin Nevin Öztürk hingegen unterstütz­te bei allen Nazi-Namen den Umbenennun­gsvorschla­g der Historiker.

Die inhaltlich­en Standpunkt­e zwischen ÖVP und FPÖ auf der einen und Grünen und KPÖ auf der anderen Seite blieben am Mittwoch unveränder­t. Während die ÖVP von „die Geschichte nicht auslöschen“spricht, verlangen Grüne und Kommuniste­n ein Ende der Ehrung für Nazis und Nazi-Günstlinge.

Ehrengrab für „Illegalen“

Die aktuelle Abstimmung im Gemeindera­t ist freilich nicht die einzige weiter andauernde Ehrung für Nationalso­zialisten in Salzburg in der jüngeren Vergangenh­eit. Im Herbst 2019 wurde das Ehrengrab von Hans Schmid mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ verlängert. Schmid ist der Komponist des Rainermars­ches, der heimlichen Landeshymn­e Salzburgs. Er war schon vor 1938 bekennende­r, illegaler Nationalso­zialist. (neu)

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