Hotels und Wirte behielten Steuersenkung ein, geben Erhöhung weiter
Wifo und IHS sehen trotz des jüngsten Lockdowns robustes Wachstum 2021 und 2022, Inflation dürfte weiterhin erhöht bleiben
Wien – Wenige Regierungen in Europa sind bei der Herausgabe von Anordnungen im Pandemiemanagement so eifrig wie jene Österreichs. Alle paar Wochen kommen neue Regeln und Verordnungen heraus. Getestet wird auch in keinem anderen Land so viel. Dennoch war Österreich nach Lettland das erste und bisher einzige europäische Land, das im Herbst 2021 in einen weiteren Lockdown musste – in den vierten bundesweiten, für die Ostregion war es bereits der fünfte.
Die Wirtschaft des Landes hat sich allerdings schon einigermaßen auf dieses Szenario eingestellt. Das ist eine der möglichen Sichtweisen auf die am Mittwoch vorgelegte Konjunkturprognose der Forschungsinstitute Wifo und IHS.
Laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hat der soeben zu Ende gegangene Lockdown gut vier Milliarden Euro an Wertschöpfung gekostet. Allerdings war die Entwicklung in den Quartalen davor etwas besser als gedacht. Das Wifo hat seine Erwartungen dementsprechend nur leicht nach unten korrigieren müssen und rechnet nun im Wesentlichen weiterhin mit einem robusten Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent für heuer. Im kommenden Jahr sollen es 5,2 Prozent sein. Das IHS erwartet 4,3 Prozent heuer und 4,2 Prozent im kommenden Jahr, ist also insgesamt etwas pessimistischer.
Das internationale Umfeld ist trotz Problemen bei den Lieferketten nicht schlecht, vor allem aber sind Konsumenten in Österreich – wenn es denn einmal wieder geht und Geschäfte offen sind – in Kauflaune, und auch die Unternehmensinvestitionen sind robust. Daher der Optimismus der Ökonomen.
Was auch helfen sollte: 2022 und 2023 werden Lohnzuwächse und das Inkrafttreten der Steuerreform trotz hoher Inflation zu Einkommenssteigerungen führen, so die Ökonomen. Die in der Krise dicker gewordenen Sparguthaben würden den Konsum stützen. Allerdings ist die Prognose mit einer Unsicherheit behaftet, und die heißt Omikron. Die Szenarien der Wirtschaftsforscher gehen von keinem weiteren Lockdown 2022 aus, der Wintertourismus findet in den Prognosen teilweise statt. Aus aktueller Sicht wirken diese Annahmen angesichts der Omikron-Variante optimistisch.
Österreich muss aufholen
Wenig war bei der Prognose davon zu hören, dass die Wirtschaft in Österreich immer noch unter dem Vorkrisenniveau liegt. Zur Erinnerung: Das Bruttoinlandsprodukt ist 2020 um 6,7 Prozent eingebrochen.
Die Inflation bleibt ein Thema und dürfte erst 2023 durch ein Nachlassen der Rohstoffpreise gedämpft werden, sagt das Wifo, das für 2022 sogar noch mit einem Anstieg der Teuerung von heuer 2,8 auf 3,3 Prozent rechnet. Einen interessanten Aspekt gibt es dabei: Der Preisdruck kommt auch wegen der Rückerhöhung der Umsatzsteuer. In Österreich wurde die Umsatzsteuer mit 1. Juli 2020 gesenkt, und zwar bis Dezember 2021. Für Übernachtungen gilt seither ein Tarif von fünf statt zehn Prozent. In der Gastronomie wurde die Umsatzsteuer für Speisen und Getränke von zehn und 20 ebenfalls auf fünf Prozent gesenkt.
Unternehmen haben die Senkung der Steuer einbehalten und nicht über günstigere Preisen weitergegeben, das war auch die Idee der Regierung. Hotels und Wirte sollten eine Finanzspritze bekommen. Das Wifo rechnet nun damit, dass ein Teil der Wiedererhöhung, mindestens 40 Prozent, von Unternehmen an Konsumenten weitergegeben wird. Das IHS erwartet 20 Prozent Weitergabe. Wifo-Chef Felbermayr erklärt: Wenn Gastro und Hotellerie offen sind, ist die Nachfrage gut, das sei in den vergangenen Monaten deutlich geworden. Daher sei es für Unternehmen einfach, Steuererhöhungen auf die Konsumenten zu überwälzen – selbst wenn sie die Senkung einbehalten haben.