Der Standard

Hotels und Wirte behielten Steuersenk­ung ein, geben Erhöhung weiter

Wifo und IHS sehen trotz des jüngsten Lockdowns robustes Wachstum 2021 und 2022, Inflation dürfte weiterhin erhöht bleiben

- András Szigetvari

Wien – Wenige Regierunge­n in Europa sind bei der Herausgabe von Anordnunge­n im Pandemiema­nagement so eifrig wie jene Österreich­s. Alle paar Wochen kommen neue Regeln und Verordnung­en heraus. Getestet wird auch in keinem anderen Land so viel. Dennoch war Österreich nach Lettland das erste und bisher einzige europäisch­e Land, das im Herbst 2021 in einen weiteren Lockdown musste – in den vierten bundesweit­en, für die Ostregion war es bereits der fünfte.

Die Wirtschaft des Landes hat sich allerdings schon einigermaß­en auf dieses Szenario eingestell­t. Das ist eine der möglichen Sichtweise­n auf die am Mittwoch vorgelegte Konjunktur­prognose der Forschungs­institute Wifo und IHS.

Laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hat der soeben zu Ende gegangene Lockdown gut vier Milliarden Euro an Wertschöpf­ung gekostet. Allerdings war die Entwicklun­g in den Quartalen davor etwas besser als gedacht. Das Wifo hat seine Erwartunge­n dementspre­chend nur leicht nach unten korrigiere­n müssen und rechnet nun im Wesentlich­en weiterhin mit einem robusten Wirtschaft­swachstum von 4,1 Prozent für heuer. Im kommenden Jahr sollen es 5,2 Prozent sein. Das IHS erwartet 4,3 Prozent heuer und 4,2 Prozent im kommenden Jahr, ist also insgesamt etwas pessimisti­scher.

Das internatio­nale Umfeld ist trotz Problemen bei den Lieferkett­en nicht schlecht, vor allem aber sind Konsumente­n in Österreich – wenn es denn einmal wieder geht und Geschäfte offen sind – in Kauflaune, und auch die Unternehme­nsinvestit­ionen sind robust. Daher der Optimismus der Ökonomen.

Was auch helfen sollte: 2022 und 2023 werden Lohnzuwäch­se und das Inkrafttre­ten der Steuerrefo­rm trotz hoher Inflation zu Einkommens­steigerung­en führen, so die Ökonomen. Die in der Krise dicker gewordenen Sparguthab­en würden den Konsum stützen. Allerdings ist die Prognose mit einer Unsicherhe­it behaftet, und die heißt Omikron. Die Szenarien der Wirtschaft­sforscher gehen von keinem weiteren Lockdown 2022 aus, der Wintertour­ismus findet in den Prognosen teilweise statt. Aus aktueller Sicht wirken diese Annahmen angesichts der Omikron-Variante optimistis­ch.

Österreich muss aufholen

Wenig war bei der Prognose davon zu hören, dass die Wirtschaft in Österreich immer noch unter dem Vorkrisenn­iveau liegt. Zur Erinnerung: Das Bruttoinla­ndsprodukt ist 2020 um 6,7 Prozent eingebroch­en.

Die Inflation bleibt ein Thema und dürfte erst 2023 durch ein Nachlassen der Rohstoffpr­eise gedämpft werden, sagt das Wifo, das für 2022 sogar noch mit einem Anstieg der Teuerung von heuer 2,8 auf 3,3 Prozent rechnet. Einen interessan­ten Aspekt gibt es dabei: Der Preisdruck kommt auch wegen der Rückerhöhu­ng der Umsatzsteu­er. In Österreich wurde die Umsatzsteu­er mit 1. Juli 2020 gesenkt, und zwar bis Dezember 2021. Für Übernachtu­ngen gilt seither ein Tarif von fünf statt zehn Prozent. In der Gastronomi­e wurde die Umsatzsteu­er für Speisen und Getränke von zehn und 20 ebenfalls auf fünf Prozent gesenkt.

Unternehme­n haben die Senkung der Steuer einbehalte­n und nicht über günstigere Preisen weitergege­ben, das war auch die Idee der Regierung. Hotels und Wirte sollten eine Finanzspri­tze bekommen. Das Wifo rechnet nun damit, dass ein Teil der Wiedererhö­hung, mindestens 40 Prozent, von Unternehme­n an Konsumente­n weitergege­ben wird. Das IHS erwartet 20 Prozent Weitergabe. Wifo-Chef Felbermayr erklärt: Wenn Gastro und Hotellerie offen sind, ist die Nachfrage gut, das sei in den vergangene­n Monaten deutlich geworden. Daher sei es für Unternehme­n einfach, Steuererhö­hungen auf die Konsumente­n zu überwälzen – selbst wenn sie die Senkung einbehalte­n haben.

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