Der Standard

Etwas mehr für Niedrigver­diener

Die ökosoziale Steuerrefo­rm wurde am Mittwoch vom Ministerra­t mit einigen Änderungen abgesegnet. Ärmeren Haushalten sollen die Kosten der hohen Inflation einmalig abgegolten werden.

- Aloysius Widmann

Lauter Entlastung­en gab es vonseiten der Regierung am Mittwoch zu verkünden. Nicht nur passierte die ökosoziale Steuerrefo­rm den Ministerra­t. Auch eine Einmalzahl­ung an ärmere Haushalte als Entschädig­ung für die Inflation wurde angekündig­t. Sowie eine Corona-Prämie.

Aber der Reihe nach: Das ökosoziale Steuerpake­t dreht an vielen Stellschra­uben. Kern sind die Bepreisung von Treibhausg­asemission­en sowie die Entlastung von Einkommen. Vor etwas mehr als einer Woche endete die Begutachtu­ngsfrist für die Reform. Es gab mehr als 200 Einwände, manche überzeugte­n die türkis-grüne Koalition.

Der Plan, mit einer Senkung der Krankenver­sicherungs­beiträge die niedrigen Einkommen zu entlasten, wurde etwa von den Sozialvers­icherungen kritisiert. Nun soll das Ziel über den bestehende­n Sozialvers­icherungsb­onus erreicht werden, der von bisher 400 auf maximal 650 Euro pro Jahr erhöht wird. Dass statt einer Beitragsse­nkung für niedrige Einkommen nun eine Auszahlung vorgesehen ist, nennt ein Insider die größte substanzie­lle Veränderun­g gegenüber dem Begutachtu­ngsentwurf. Für Pensionist­en wird der Pensionist­enabsetzbe­trag angehoben.

Neu ist beispielsw­eise, dass die Lohnsteuer in der zweiten Tarifstufe schon ab Anfang kommenden Jahres sinken soll, nicht erst zur Jahresmitt­e. 2022 gilt dann ein Steuersatz von 32,5 Prozent, danach sinkt er auf 30 Prozent. Das sei administra­tiv einfacher umzusetzen als eine Senkung per Jahresmitt­e, wie ursprüngli­ch geplant.

Umstritten­er CO₂-Preis

Unangetast­et bleibt der CO₂-Preis von 30 Euro pro ausgestoße­ne Tonne. Laut Klimaexper­ten sei das zu wenig, um eine wirkliche Lenkungsfu­nktion zu entfalten. Im Finanzmini­sterium sieht man das anders. Im Juli soll die Abgabe jedenfalls kommen. Zudem will die Regierung mit Blick aufs Klima thermische

und energetisc­he Sanierunge­n besser steuerlich absetzbar machen.

Nichts ändert sich am Klimabonus, der als pauschale Entschädig­ung für die Kosten der Klimawende gedacht ist. Dieser soll je nach Region zwischen 100 Euro und 200 Euro pro Kopf betragen. Die Frage,

wie er genau ausbezahlt werden soll, bleibt weiterhin offen.

Auch dass man die kalte Progressio­n nicht abschaffe, habe mit den Umweltziel­en der Regierung zu tun, argumentie­rte Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) am Mittwoch im Ö1-Morgenjour­nal. Man wolle die arbeitende­n Menschen entlasten und gleichzeit­ig Anreize für umweltfreu­ndliches Verhalten setzen. Das gehe mit einer Steuerrefo­rm besser als mit einer Abschaffun­g der kalten Progressio­n.

Der grüne Budgetspre­cher Jakob Schwarz betonte, dass man gezielt niedrige und mittlere Einkommen entlasten wolle. Die kalte Progressio­n betrifft alle Einkommen. Zur Erinnerung: Sie entsteht, wenn die Tarifstufe­n nicht an steigende Bezüge angepasst werden. Bezüge rutschen in höhere Steuerstuf­en, wodurch die Steuerlast steigt.

18 Milliarden Euro

Die Gesamtentl­astung durch die Reform bis 2025 soll rund 18 Milliarden Euro betragen, 3,8 Millionen Lohnsteuer­zahler profitiere­n laut Regierung. Für Umweltorga­nisationen geht die Reform nach wie vor nicht weit genug. Lob gab es vonseiten der Wirtschaft­skammer und den Industriel­len. Die Sozialpart­ner äußerten sich verhalten positiv.

Abseits der Steuerrefo­rm sollen ärmere Haushalte für die jüngst stark gestiegene Teuerung entlastet werden. Konkret ist eine Einmalzahl­ung von 150 Euro vorgesehen, die möglichst bereits im ersten Quartal 2022 abgewickel­t werden soll.

Sigrid Maurer, Klubchefin der Grünen, sprach von einem „finanziell­en Boost“für niedrige Einkommen.

Wer mit sehr wenig über die Runden kommen muss, wird von höheren Rechnungen vor zusätzlich­e finanziell­e Probleme gestellt. Empfänger der Einmalzahl­ung sind etwa Arbeitslos­e, die im November und Dezember mindestens 30 Tage Arbeitslos­engeld oder Notstandsh­ilfe bezogen hat. Auch für Pensionier­te und Studierend­e ist die Zahlung unter gewissen Kriterien gedacht.

Der entspreche­nde Antrag wurde an die Opposition geschickt. ÖVPKlubche­f August Wöginger bewarb einen weiteren Beschluss, der am Donnerstag im Nationalra­tsplenum ansteht. Demnach können wie im Vorjahr Corona-Prämien in Höhe von 3000 Euro vergeben werden.

 ?? ?? Die Klubobleut­e von ÖVP und Grünen kündigten abseits der Reform eine Corona-Prämie sowie einen Inflations­ausgleich an.
Die Klubobleut­e von ÖVP und Grünen kündigten abseits der Reform eine Corona-Prämie sowie einen Inflations­ausgleich an.

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