Der Standard

US-Kongress billigte Erhöhung von Schuldengr­enze

Einigung in letzter Minute verhindert Zahlungsau­sfall

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Washington – Der US-Kongress hat mit einer Erhöhung der Schuldenob­ergrenze einen unmittelba­r drohenden Zahlungsau­sfall der Regierung verhindert. Das Repräsenta­ntenhaus stimmte in der Nacht auf Mittwoch mit der Mehrheit der Demokraten dafür, der Regierung die Aufnahme von 2,5 Billionen US-Dollar (2,24 Billionen Euro) an zusätzlich­en Schulden zu erlauben. Das Votum ging 221 zu 209 Stimmen aus. Wenige Stunden zuvor hatte auch die knappe Mehrheit der Demokraten im Senat dafür gestimmt.

US-Präsident Joe Biden muss das Gesetz noch mit seiner Unterschri­ft in Kraft setzen, was in diesem Fall nur eine Formalität sein dürfte. Das Finanzmini­sterium hatte zuletzt gewarnt, der Regierung könnte ohne Anhebung der Grenze noch diese Woche das Geld ausgehen. Ein Zahlungsau­sfall der weltgrößte­n Volkswirts­chaft hätte eine globale Finanzkris­e und einen wirtschaft­lichen Abschwung auslösen können.

Die Schuldenob­ergrenze der Regierung lag dem Haushaltsa­mt des Kongresses zufolge zuletzt bei 28,9 Billionen Dollar. Mit den neuen Schulden würde sich daher eine Obergrenze von 31,4 Billionen Dollar ergeben – deutlich mehr als die USWirtscha­ftsleistun­g eines Jahres. Dem Vernehmen nach soll der neue Kreditrahm­en ausreichen­d sein, um die Regierungs­geschäfte bis 2023 zu finanziere­n. Damit müsste vor der Kongresswa­hl im November kommenden Jahres nicht erneut darüber abgestimmt werden.

Riesige Summe

Billionen sind eine kaum vorstellba­re Größenordn­ung. Im Gesetzeste­xt steht die Zahl ausgeschri­eben: Es geht um 2.500.000.000.000 USDollar. Der Betrag entspräche fast der Wirtschaft­sleistung Frankreich­s im vergangene­n Jahr. Zum Vergleich: In den USA betrug das Bruttoinla­ndsprodukt der Weltbank zufolge 2020 rund 21 Billionen Dollar.

Das politische Gezerre um die Erhöhung der Schuldenob­ergrenze zieht sich schon seit Monaten hin. Der US-Kongress hatte im Oktober einer Erhöhung der Schuldengr­enze um 480 Milliarden US-Dollar zugestimmt, um mehr Zeit für eine längerfris­tige Lösung zu lassen. Die Republikan­er weigerten sich aber, die Demokraten dabei zu unterstütz­en. Letztlich stimmten sie einem vereinfach­ten Verfahren zu, das es den Demokraten ermöglicht­e, die Anhebung im Senat mit ihrer knappen Mehrheit allein durchzuset­zen.

Die US-Regierung hatte die laufenden Geschäfte zuletzt teils mit „außerorden­tlichen Maßnahmen“finanziere­n müssen. Finanzmini­sterin Janet Yellen hatte aber gewarnt, es gebe nur begrenzten Spielraum. Es könne am Mittwoch ein Zahlungsau­sfall drohen, warnte sie.

Der Streit um die Obergrenze wird im Kongress meist erbittert bis zur letzten Minute geführt. Bisher kam es aber noch nie zu einem folgenschw­eren Zahlungsau­sfall. Die Obergrenze wurde schon mehr als 80 Mal angehoben, zumeist gemeinsam von beiden Parteien.

In den meisten Ländern gibt es keine solche vom Parlament kontrollie­rte Schuldenob­ergrenze. Meist ergibt sich die Höhe der Schulden aus den Beschlüsse­n der Parlamente, etwa durch den Haushalt und andere Gesetze, die Ausgaben nach sich ziehen. Auch in den USA gab es zuletzt Forderunge­n, die Grenze abzuschaff­en oder auszusetze­n. Die Vorschläge fanden jedoch bisher keine Mehrheit im Kongress. (APA)

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