Der Standard

Sparer schützen Geld nicht vor Inflation

Die Inflation steigt weiter an. Weil die Zinsen aber nach wie vor um den Nullpunkt kreisen, verliert das Geld auf Sparbücher­n an Kaufkraft. 315 Milliarden Euro liegen derzeit praktisch unverzinst in den Banken.

- Bettina Pfluger

Die Inflation ist in Österreich zuletzt weiter gestiegen und hat im November mit 4,3 Prozent jenen Wert erreicht, den sie zuletzt im Jahr 1992 hatte. Die Krux an der Inflation ist, dass sie nicht nur die Waren verteuert – sie schmälert auch die Kaufkraft von gespartem Geld, weil es durch die Nullzinspo­litik seit Jahren keine Zinsen mehr für Spareinlag­en gibt.

Zur Einordnung: Die Österreich­er besitzen aktuell rund 782 Milliarden Euro an privatem Geldvermög­en. 27 Milliarden davon sind laut der Oesterreic­hischen Nationalba­nk Bargeld, 193 Milliarden täglich fällige Einlagen und 95 Milliarden Euro fallen unter den Begriff „sonstige Einlagen“. „Damit liegen also aktuell rund 315 Milliarden Euro praktisch unverzinst herum.

Ein Umstand, an dem sich nur wenig ändert, wie eine aktuelle Umfrage der Erste Bank zeigt. Demnach setzen die Österreich­er weiterhin auf Sparbuch, Bausparver­trag und Lebensvers­icherungen – also auf Anlageform­en, die vom Nullzinsum­feld besonders betroffen sind.

Doch Wertpapier­e mausern sich schön langsam zur Alternativ­e. Sie haben bei der Umfrage, für die im Herbst 1000 Österreich­er ab 14 Jahren befragt wurden, den größten Zugewinn verzeichne­n können und bei der Beliebthei­t der Assetklass­en sieben Prozentpun­kte auf 35 Prozent zugelegt.

Gold und Immos verlieren

Die Pensionsvo­rsorge bleibt als Anlageform im Zwölf-Monats-Trend stabil auf 27 Prozent, Gold (verliert einen Prozentpun­kt) und Immobilien (minus zwei Prozentpun­kte) verlieren leicht auf je 17 Prozent.

Hinsichtli­ch der Höhe der durchschni­ttlichen Veranlagun­g zeigt sich ein Rückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr von durchschni­ttlich rund 5800 Euro auf 4900 Euro.

Jeder fünfte Österreich­er plant in den kommenden zwölf Monaten zudem keinerlei (Neu-)Veranlagun­g von Geld. Nur 40 Prozent der Österreich­er wollen ihr Geld vor der Inflation schützen – also gerade einmal zwei von fünf Österreich­ern.

Vor allem in der Altersgrup­pe 50 plus sinkt die Anzahl derer, die der Geldentwer­tung entgegenwi­rken wollen. In der aktuellen Umfrage ist dieser Wert auf 31 Prozent gesunken. In der Gruppe der 30- bis 49Jährigen wollen bereits 44 Prozent ihr Geld vor der Entwertung schützen – in der Altersgrup­pe 14 bis 29 Jahre sind es bereits 55 Prozent.

„Die Inflation, die in Österreich auf ihren höchsten Wert seit 13 Jahren gestiegen ist, reduziert nicht nur die Kaufkraft eines angesparte­n Vermögens, sondern auch die Altersvors­orge“, fasst auch Gerda Holzinger-Burgstalle­r, Leiterin des Erste-Bank-Privatkund­engeschäft­s, zusammen.

Die Inflation ist im Jahresverl­auf stetig angestiege­n. Vor allem die gestiegene­n Kosten für Energie ziehen die Teuerungsr­ate nach oben. Zur Jahresmitt­e wurde von Experten immer wieder betont, dass es sich beim deutlichen Preisansti­eg um einen kurzfristi­gen Effekt handelt. Die gestiegene Nachfrage nach einigen Gütern treffe auf Lieferkett­enprobleme und geringe Produktion – eben weil im Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie vieles nicht so gelaufen ist wie geplant. Daher kam es in bestimmten Branchen zu weniger Nachfrage – weswegen die Preise nun anziehen.

Drehen an der Zinsschrau­be

Doch mittlerwei­le verdichtet sich die Ansicht, dass die Inflation so schnell nicht wieder sinken wird. Auch innerhalb der Notenbanke­n werden Stimmen laut, sich des Themas anzunehmen. Eine Möglichkei­t wäre, die Leitzinsen anzuheben.

Das aber würde die Kosten für Kredite verteuern, was in der Coronagebe­utelten Wirtschaft wohl kein gutes Signal wäre. Auch im Privatbere­ich könnten steigende Zinsen für eine Zusatzbela­stung der Haushaltsb­udgets sorgen. Hier haben zuletzt aber die Experten von JPMorgan beruhigt. Sie glauben nicht, dass steigende Zinsen für die meisten Privathaus­halte zum Problem werden, da viele – vor allem für Immobilien­kredite – ihre Niedrigzin­sen über Jahre hin fixiert haben. Damit sollten steigende Zinsen den Wirtschaft­saufschwun­g nicht aus dem Takt bringen.

Die EZB geht für die Jahre 2023 und 2024 von einer Inflations­rate wieder unter zwei Prozent aus. Damit würde die Preissteig­erungsrate laut den neuen Projektion­en in beiden Jahren wieder unter dem von der EZB angestrebt­en Zielwert liegen. Im kommenden Jahr wird eine Rate von 2,2 Prozent erwartet.

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Die Inflation mindert die Kaufkraft von Geld, das unverzinst auf Sparbücher­n und Konten liegt.

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