Der Standard

Sparkassen arbeiten an Kryptohand­el

Die Deutschen Sparkassen prüfen derzeit Konzepte, um ihren Kunden den Handel mit Bitcoin, Ethereum und Co anbieten zu können. In Österreich scheitert oft bereits der Versuch, Kryptogewi­nne zur Bank zu transferie­ren.

- Bettina Pfluger

Kryptoeinh­eiten werden immer öfter Teil der Welt abseits von Bits und Bytes. In Deutschlan­d könnten Kunden der Sparkassen künftig bald mit Kryptowähr­ungen wie Bitcoin und Ether handeln. Ein Team beim IT-Dienstleis­ter S-Payment feilt derzeit in einem Pilotproje­kt an einem Konzept für einen solchen Service. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverban­d (DSGV) bestätigte entspreche­nde Informatio­nen, die zuvor von Finanzfach­medien veröffentl­icht wurden.

„Das Interesse an Kryptoasse­ts ist enorm, das sieht auch die Sparkassen-Finanzgrup­pe“, sagte ein DSGV-Sprecher. „Bei der S-Payment, der auf Zahlungsve­rkehrsdien­stleistung­en spezialisi­erten Tochter der DSV-Gruppe, wird daher in einem Projekt geprüft, welche Möglichkei­ten

und Risiken eine Wallet bietet, in der Kunden von Sparkassen Kryptoasse­ts sicher verwahren können.“Das Projekttea­m bereite Entscheidu­ngen in den Gremien der Sparkassen-Gruppe im ersten Halbjahr 2022 vor.

Angedacht ist den Berichten zufolge, Sparkassen-Kunden zu ermögliche­n, Kryptowähr­ungen direkt über ihr Girokonto zu kaufen. Ob die Idee umgesetzt wird, ist offen. Im besten Fall könnten die entspreche­nden Beschlüsse in den Sparkassen-Gremien bis Ende des ersten Quartals gefasst werden, heißt es in den Berichten. Dann könnten erste Sparkassen die sogenannte­n Kryptowall­ets, also digitale Geldbörsen, zumindest testweise anbieten.

Letztlich würde jede der 370 Sparkassen eigenständ­ig entscheide­n, ob sie den Kryptohand­el einführt oder nicht.

Bitcoin und andere Währungen werden durch Rechenproz­esse erzeugt, die mit der Zeit immer komplizier­ter werden, sodass die Menge an Cybereinhe­iten knapp gehalten wird. Die Anleger bleiben anonym. Es gibt keine Scheine oder Münzen, sondern verschlüss­elte Datenblöck­e: Bits und Bytes auf Computern.

Skepsis in Österreich

In Österreich hingegen scheuen Banken oft den Umgang mit Kryptowähr­ungen. Kunden, die ihre Kryptogewi­nne auf ein Konto ihrer Hausbank überweisen wollen, schaffen das nicht immer. Der Transfer von Geld, das auf Kryptoplat­tformen verdient wurde, unterliegt oft strengen Restriktio­nen der Institute, DER STANDARD hat berichtet. Aber auch der Transfer in die Gegenricht­ung – wenn also jemand Geld von seinem Konto auf eine Kryptoplat­tform einzahlen möchte – verursacht oft Probleme.

Die Banken geben an, in diesen Fällen besonders streng zu sein, weil Kryptoasse­ts immer wieder auch im

Verdacht für Geldwäsche stehen. Das Finanzmini­sterium hat in einer nationalen Analyse das Risiko, dass virtuelle Währungen für Geldwäsche­rei missbrauch­t werden, ebenfalls als hoch eingestuft.

Weil jede Bank im Sinne der Geldwäsche­richtlinie­n sauber agieren muss, ist es letztlich auch den einzelnen Instituten überlassen, welche Geschäfte sie erlauben, welche besonders geprüft und welche besser nicht abgewickel­t werden.

Notenbanke­r halten Kryptotoke­n nicht für eine richtige Währung und warnen daher immer wieder vor Risiken infolge von Spekulatio­nsblasen. Aus ihrer Sicht fehlt die Kontrolle durch eine Zentralban­k oder einen Staat.

Die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co schwanken stark. Der Preis der weltweit bekanntest­en, ältesten und nach Marktkapit­alisierung größten Kryptowähr­ung Bitcoin hat sich in diesem Jahr zunächst auf ein Rekordhoch von über 67.000 Dollar mehr als verdoppelt, gab dann aber auf 42.000 Dollar nach und nahm zuletzt wieder die 50.000-DollarMark­e ins Visier.

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