Der Standard

Limit für Regierungs­werbung

Sieben Millionen investiert­e die Regierung im Sommer in Werbung. Das Finanzmini­sterium bewarb die noch nicht beschlosse­ne Steuerrefo­rm mit 860.000 Euro. Die Opposition fordert nachhaltig­e Reduktion.

- Harald Fidler, Philip Pramer Mehr: derStandar­d.at/Etat

Exakt 862.564 Euro und 45 Cent hat das Finanzmini­sterium im Oktober 2021 aufgewende­t, um die damals noch nicht beschlosse­ne Steuerrefo­rm zu bewerben. Motto: „Jetzt kommt Österreich­s großes Entlastung­spaket.“

In Neos-Medienspre­cherin Henrike Brandstött­er keimt darob der schwerwieg­ende Verdacht der Untreue, den sie so begründet: „Es wurde über fremdes Vermögen verfügt, nämlich unser Steuergeld, und wir wurden wissentlic­h geschädigt. 805.043,65 Euro wurden für Buchungen aufgewende­t, der Rest ging an die Agenturen.“

Sachinform­ation

Das Finanzmini­sterium indes verweist dazu auf das „aufmerksam­keitsstark­e Sujet“, wodurch „die Leserinnen und Leser auf die Informatio­n, bei der es sich eindeutig um eine Sachinform­ation handelt, hingewiese­n“würden. Das Medientran­sparenzges­etz verlangt Sachinform­ationen, wenn etwa Ministerie­n werben.

Brandstött­er erfragte das Volumen und alle Buchungen der Kamkonnte pagne beim noch verantwort­lichen Finanzmini­ster Gernot Blümel. Die Antwort auf die parlamenta­rische Anfrage gab schon Blümels Nachfolger Magnus Brunner diese Woche.

Knapp bevor die Medienbehö­rde Komm Austria am Mittwoch die Daten über die Werbebuchu­ngen öffentlich­er Stellen im dritten Quartal 2021 turnusmäßi­g bekanntgab.

Die Bundesregi­erung insgesamt gab laut Meldungen an die Komm Austria von Juli bis September dieses Jahres gut sieben Millionen Euro für Werbebuchu­ngen aus. Weniger als die 9,9 Millionen im dritten Quartal 2020, dem ersten Jahr der Pandemie mit einer massiven Informatio­nskampagne über Corona.

Im dritten Quartal 2021 buchte das Finanzmini­sterium mit rund zwei Millionen das höchste Volumen vor dem Kanzleramt.

„Nachhaltig reduzieren“

Am Mittwoch brachten Neos, SPÖ und FPÖ einen gemeinsame­n Entschließ­ungsantrag zur Regierungs­werbung ein. Sie fordern eine „nachhaltig­e Reduktion“der Werbeausga­ben der Regierung. Limits

sich zuletzt auch Neokanzler Karl Nehammer vorstellen.

Die Opposition verlangt, Regierungs­inserate dürften nur „Informatio­nsbedürfni­sse der Bevölkerun­g“decken – das Gesetz verlangt dies, aber ohne erkennbare Kontrolle oder Konsequenz­en. Die Regierung müsse jährlich über ihre Werbetätig­keit Rechenscha­ft ablegen; die Medienbehö­rde gemeldete Werbedaten userfreund­licher und nicht nur für zwei Jahre veröffentl­ichen.

Und die drei Opposition­sparteien verlangen eine plattformu­nabhängige Medienförd­erung, die „unabhängig­en Journalism­us“unterstütz­e. Der Antrag wird im Verfassung­sausschuss weiter behandelt.

Für Medienthem­en wie Förderunge­n und Regierungs­werbung ist künftig Frauen- und Integratio­nsminister­in Susanne Raab zuständig. In ihren neuen Bereich fällt ein weiterer Entschließ­ungsantrag Brandstött­ers zu Fake-News vom Mittwoch. Brandstött­er fordert etwa Medienkomp­etenzerzie­hung in Schulen und öffentlich­e Förderung von Faktenchec­k-Organisati­onen.

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Einen Entschließ­ungsantrag für Maßnahmen gegen Fake-News brachte Neos-Medienspre­cherin Henrike Brandstött­er Mittwoch ein.

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