Paris und die Stelvio, tatsächlich Liebe
Dominik Paris sorgte zum Auftakt des Speedtriples in Bormio für einen Rekord im alpinen Skiweltcup. Der Riesentorlauf in Lienz geht an Tessa Worley. Corona carvt natürlich mit.
Nicht Franz Klammer, nicht Peter Müller, nicht Stephan Eberharter oder Podestrekordler Beat Feuz, sondern Dominik Paris ist der Abfahrer mit den meister Weltcupsiegen an einem Ort – seit gestern. Der Hüne aus dem Ultental gewann seine sechste Abfahrt von der Stelvio ob Bormio und löste den Schweizer Didier Cuche, der fünfmal auf der Streif zu Kitzbühel gewann, als Rekordler ab.
So lieb hat der 32-jährige Italiener die „Weiße Bestie“, dass er nicht einmal in Hochform sein musste, um am schnellsten auf ihr abzufahren. Auf die Nummer drei in der ewigen Abfahrtssiegerliste, auf den Tiroler Eberharter, fehlen Paris nach dem insgesamt 16. Triumph nur noch zwei Siege. Auch der zweitplatzierte Schweizer Müller (19) ist in dieser Saison noch gefährdet, Rekordler Klammer (25) nicht.
Ein zarter Wetterumschwung mit etwas Schneefall vor dem dann sonnigen Rennen mag Paris, der in seiner Comebacksaison nach einem Kreuzbandriss bisher zwar stark, aber nicht so zwingend wie in den Jahren davor wirkte, entgegengekommen sein. „Das ist ein Eislaufplatz, den sie da hergestellt haben“, hatte Joachim Puchner nach seiner Kamerafahrt für den ORF gesagt. Paris kam mit der Nummer neun und unmittelbar nach Überflieger Marco Odermatt, der auf der anspruchsvollen Strecke, über die heute und am Donnerstag (jeweils 11.30, ORF 1) noch zwei Super-G gehen sollen, schon zu seinem ersten einschlägigen Erfolg gerast schien. Doch Paris nahm dem 24-jährigen Weltcupführenden noch 24 Hundertstel ab. Dessen Landsmann Niels Hintermann, schon im Training stark, fuhr die dritte Zeit (+0,80), als die Sonne den unteren Teil schon belächelte. Seine Trainingsvorstellungen ebenfalls bestätigen konnte Daniel Hemetsberger (0,99), der als Vierter bester Österreicher wurde – ein besonderes Kunststück des 30-jährigen Oberösterreichers, der sich 2018 beim Super-G in Bormio seinen vierten Kreuzbandriss zugezogen hatte.
Unerwartete Niederlagen setzte es für die bisher stabilsten Österreicher. Vincent Kriechmayr wurde mit Nummer eins nur Siebenter, Matthias Mayer mit der Drei gar nur Zwölfter. „Vielleicht hat sich die Schneeoberfläche leicht verändert, es ist wärmer geworden“, sagte der zweimalige Olympiasieger. „Es ist keine Schand’, geschlagen zu werden“, sagte Doppelweltmeister Kriechmayr – zumal von Paris, der nach seinem insgesamt 20. Weltcupsieg restlos glücklich war. „Ich fühle mich hier einfach wohl. Die Überwindung, hier Vollgas zu geben, ist immer ein Erlebnis.“
Liensberger verhalten
Das Weltcupdoppel der Frauen in Lienz begann mit dem Riesentorlauf-Sieg der Französin Tessa Worley. Katharina Truppe wurde dank eines starken zweiten Laufes als beste Österreicherin Neunte. Katharina Liensberger kam beim Comeback nach der Corona-Pause als 25. und letzte in die Punkteränge. Im heutigen Slalom (10/13 Uhr, ORF 1) rechnet sich die Weltmeisterin eine Steigerung aus, auch wenn sich die Trainingspause nicht so einfach kaschieren lasse.
Corona beeinträchtigt den Weltcup schwer. In Lienz fehlen Spitzenreiterin Mikaela Shiffrin, Lara GutBehrami, die Polin Maryna Gasienica-Daniel, zuletzt zweimal Sechste in Riesentorläufen, sowie Renndirektor Peter Gerdol. (APA, lü)