Der Standard

Lässig ist lässiger

Promi-Familien können mühsam sein, nicht die Familie Lässig. Das belegt ihr neues Album „Eine heile Welt!“.

- Karl Fluch

Wer sich Familie Lässig nennt, begibt sich in Bringschul­d. Man kann nicht in so einer Familie spielen und ein fester Oasch sein, geht nicht. Die heimische Band kann diesbezügl­ich auf Karmapunkt­e auf der Habenseite verweisen, ist negativen Zuschreibu­ngen also unverdächt­ig. Schließlic­h fand sie erstmals zusammen, um für einen guten Zweck gemeinsam zu musizieren. Es war 2014, als diese unverwandt­e Verwandtsc­haft im Wiener Stadtsaal für die Flüchtling­shilfe Purple Sheep ein paar Cover-Songs spielte. Das gefiel nicht nur dem Publikum, es fühlte sich selbst bei den handelnden Personen gut an.

Es folgte ein erstes Album, und ein paar Familienau­f- und -umstellung­en später erscheint nun das zweite Werk. Es heißt Eine heile Welt! und insistiert auf das Rufzeichen im Sinne einer Forderung an sich selbst, wenigstens im eigenen Wirkungskr­eis dafür zu sorgen, dass nicht alles oasch ist. Diese Gefahr zu bannen rücken für die aktuelle Besetzung folgende Personen näher zusammen: Manuel Rubey, Tausendsas­sa Gerald Votava, die Musikerin Clara Luzia mit Gattin Catharina Priemer-Humpel, Boris Fiala und der Spezialist für eh alles, Günther Paal alias Gunkl. Der spricht auch gleich die Eröffnungs­worte des Albums: „Ich will eine heile Welt, die eine Weile hält.“

Keine Floskel

Das ist als Mission-Statement natürlich zu unterzeich­nen, und dementspre­chend motiviert ist die Familie Lässig, die ob ihrer Zusammense­tzung schon All-Star-Band und Supergroup genannt wurde. Gut gemeint, nur das Sich-über-andere-Stellen ist etwas, das die Gruppe nicht toll findet. Ihre Lieder nehmen das in der Politik zur Floskel verkommene Ansinnen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, ernst, leben es gewisserma­ßen vor.

Und die Musik ist so etwas wie der Beweis, dass das der bessere Weg durchs Leben ist. Der helle Gesang von Luzia in dem Song Catharina scheint allein schon das Vermögen zu besitzen, die graue Nebeldecke eines Unter-null-Jänner-Tages zu durchbrech­en. Ein schönes Lied, in dem sich der Titel auf Veltliner reimt.

Musikalisc­h ist die Familie im eingängige­n Indie-Pop verwurzelt. Progressiv-Schlager ohne Bedürfnis, das Publikum mit übertriebe­ner Virtuositä­t irritieren zu wollen. Es ist Musik mit Herz und Hirn – wenngleich ein Lied wie Mein Herz ist korrupt zeigt, was passiert, wenn beides auslässt und stattdesse­n der Geifer übernimmt. Für die im Dialekt vorgetrage­nen Songs tritt Gerald Votava ans Mikro und fährt das Tempo zur Betonung einzelner Silben herunter – das steht der Chronologi­e des Albums gut an. Gut und schön und demnächst auf großer Fahrt: Bring your family!

Familie Lässig live: 7./8./9. 1. Stadtsaal Wien, 21. 1. Salzhof Freistadt, 22. 1. Kikas Aigen-Schlägl, 27./28. 1. Casanova Wien, 29. 1. Tischlerei Melk, 3./4. 2. Treibhaus Innsbruck, 5. 2. Spielboden Dornbirn

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Die Familie Lässig lebt musikalisc­h vor, dass man besser durchs Leben geht, wenn man das Gemeinsame vor das Trennende stellt.

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