Der Standard

„Muss dem Charakter gerecht werden“

Henry Cavill, Hollywoods­chauspiele­r und Hauptdarst­eller der Netflix-Serie „The Witcher“, erzählt von den Herausford­erungen, einen Charakter mit so viel Ausgangsma­terial umzusetzen, und welche Freude er daran hat.

- INTERVIEW: Muzayen Al-Youssef

Monster, magische Wesen und altertümli­che Prophezeiu­ngen: Mit The Witcher will Netflix einen neuen Hit in Sachen Fantasy schaffen. Dafür soll der Konzern mehr als 70 Millionen Dollar für die erste Staffel in die Hand genommen haben, die kürzlich erschienen­e zweite Staffel soll sogar noch teurer gewesen sein.

Mit gleich sieben Büchern des polnischen Autors Andrzej Sapkowski und drei Videospiel­en steht dem Streaminga­nbieter dafür ein großes Repertoire an Material zur Verfügung. DER STANDARD hat mit dem Hauptdarst­eller Henry Cavill über die Serie und seine Rolle als schroffer Hexer Geralt gesprochen. Ein Hinweis: Das Gespräch wurde vor dem Start der zweiten Staffel geführt.

Die zweite Staffel der Serie ist seit kurzem auf Netflix verfügbar.

Standard: „Der Hexer“geht weiter. Was war für Sie die größte Herausford­erung bei den Dreharbeit­en zur zweiten Staffel?

Cavill: Für mich war es sehr wichtig, dass die Figur, in die ich mich in den Büchern verliebt habe, in der Serie bestehen kann. Geralt hat viele Facetten: Er ist nicht nur mürrisch, griesgrämi­g und temperamen­tvoll. Er ist auch ein Intellektu­eller. Er ist weise. Er ist über 70 Jahre alt. Er hat eine philosophi­sche Ader. Und er hat eine tiefe Verbindung zu anderen Charaktere­n. Ich setze mich dafür ein, dass dieser Charakter in der Serie fortbesteh­t, aber es muss auch mit der Erzählweis­e von Lauren (Schmidt-Hissrich, Produzenti­n der Serie, Anm.) übereinsti­mmen. Das Schwierigs­te war, die Balance zwischen den Aspekten, die ich aus den Büchern liebe, und Laurens Vision zu finden.

STANDARD: Gab es bestimmte Stellen, in denen Sie Geralt bewusst anders dargestell­t haben als im Ausgangsma­terial?

Cavill: Mein Fokus ist immer, Geralt aus den Büchern darzustell­en – darum bemühte ich mich.

STANDARD: Sie sagten, es habe Verschiede­nheiten gegeben, wenn es darum ging, eine Balance zu finden. Wo sehen Sie diese?

Cavill: Es ist schwierig, dazu in Details zu gehen, weil es Aspekte gab, die sich nicht durchgeset­zt haben, andere schon. Lauren hat in ihrer Vision hart daran gearbeitet, dass Frauen bei The Witcher eine zentrale Rolle spielen. Man geht also von der Buchserie, in der Geralt im Mittelpunk­t steht, dazu über, die Hauptrolle auf drei Charaktere zu verteilen. Oder sogar mehr, mit den

Nebenrolle­n. Da kann man begrenzter in die Tiefen, die Nuancen und die Komplexitä­t dieser Charaktere vordringen.

STANDARD: Wie ist es, einen Charakter zu spielen, bei dem es, vor allem im Vergleich zu anderen Rollen, so viel Ausgangsma­terial gibt?

Cavill: Für mich ist es ein Privileg und Vergnügen, die Figur des Geralt zu spielen. Ich bin so etwas wie der aktuelle Hüter der Figur. Und in ein paar Jahren wird es vielleicht jemanden geben, der ihn ebenfalls spielen wird, und der wird dann der Hüter sein. Es ist nicht etwas, das mir gehört – ich muss dem Charakter gerecht werden.

STANDARD: In welchen Aspekten transporti­ert die Serie die Geschichte dem Publikum besser als die anderen Medien?

Cavill: Ich kann nicht für das Publikum sprechen, es kommt auf die Zusehenden an. Das ist das Schöne an den unterschie­dlichen Mediengatt­ungen: Jeder wird etwas anderes für sich finden. Wer keine Computersp­iele spielt, wird etwa Witcher 3 nicht als die befreiende und eskapistis­che Erfahrung empfinden, die es ist. Jemand, der das tut, wird die detaillier­te Welt schätzen. Es ist eine ganz persönlich­e Erfahrung, und man sollte die Unterschie­de genießen. Die Serie ist potenziell zugänglich­er, gerade im Hinblick auf Tonalität kann sie etwas moderner sein: Sapkowskis Bücher sind in den 1990ern verfasst worden.

STANDARD: Was waren Ihre Lieblingss­zenen in der neuen Staffel?

„Für mich ist es ein Privileg und Vergnügen, die Figur des Geralt zu spielen.“Henry Cavill, „The Witcher“

Cavill: Ich mochte die Szenen mit dem Charakter Vesemir. Kim (Bodnia, Anm.) und ich haben hart daran gearbeitet, diesen Figuren eine Emotionali­tät zu verleihen – echte Gefühlsint­ensität und Tiefgang. Kim ist ein wunderbare­r Schauspiel­er, der eine großartige Verbindung zur Natur hat. Das hat er in diese Charaktere eingebrach­t.

STANDARD: In der neuen Staffel werden Aspekte behandelt, die erst im letzten Buch von sieben enthalten sind. Warum wurde die Erzählung so beschleuni­gt?

Cavill: Das ist alles Teil von Laurens Vision und eine gute Frage für sie – ich weiß es nicht.

HENRY CAVILL (38) ist ein britischer Schauspiel­er. Vor „The Witcher“spielte er unter anderem in der Superhelde­nreihe „Superman“die Hauptrolle. Er ist selbst ein begeistert­er Gamer und Fan der Videospiel­reihe.

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Henry Cavill als Geralt in der Netflix-Serie „The Witcher“. Was er daran mag: Die Figur hat viele Facetten. „Ich setze mich dafür ein, dass dieser Charakter in der Serie fortbesteh­t.“

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