Der Standard

Vorerst Entspannun­g auf Intensivst­ationen

Das Prognoseko­nsortium rechnet mit neuen Rekorden jenseits von 15.000 Fällen pro Tag im Jänner. Auf Intensivst­ationen wird vorerst aber noch ein Rückgang erwartet. Kanzler Karl Nehammer kann sich eine Impfprämie vorstellen.

- David Krutzler

Großbritan­nien hat am Dienstag mit fast 130.000 Neuinfekti­onen an einem Tag einen neuen Corona-Rekordwert aufgestell­t, dabei sind hier Fälle in Schottland und Nordirland noch gar nicht enthalten. In Frankreich betrug der neue Rekordwert 180.000 Fälle in 24 Stunden – und auch dieser wird nicht lange Bestand haben. Die Omikron-Welle hat mit beispiello­ser Wucht und Geschwindi­gkeit Europa erfasst, und auch in Österreich werden die bisherigen Spitzenwer­te wohl bald überboten.

Davon geht jedenfalls das Covid-Prognoseko­nsortium des Gesundheit­sministeri­ums aus. „Im Laufe des Jänners“, so heißt es in der aktuellen Prognose der Experten vom Mittwoch, wird der bisherige Höchststan­d von rund 15.000 Neuinfekti­onen pro Tag überschrit­ten. Am Mittwoch waren es 3251 Fälle. Nach den Weihnachts­feiertagen am Montag, wo allerdings auch weniger getestet wurde, waren es noch halb so viele.

Die Talsohle zwischen der abklingend­en Delta-Welle und der bevorstehe­nden Omikron-Wand ist durchschri­tten. In Wien ist die infektiöse Omikron-Variante schon dominant: Zuletzt haben sich die Fälle der Mutante in Wien in nur zwei Tagen mehr als verdoppelt, wie es aus dem Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zum STANDARD hieß. Bis Dienstag waren es insgesamt 1330 Omikron-Fälle in Wien. Nur in der Hauptstadt werden aktuell auch alle positiven Tests auf Omikron hin überprüft. Das Prognoseko­nsortium rechnet damit, dass „insbesonde­re in Wien“die Zahlen weiter steigen werden.

Omikron in Ischgl

Auch bei dem am Montag bekannt gewordenen Ischgler Kitzloch-Fall wurde mittlerwei­le Omikron festgestel­lt. Als Konsequenz trat das übliche Prozedere in Kraft: Die Absonderun­g von engen Kontaktper­sonen wurde von der Polizei durchgefüh­rt. In dem während der ersten Phase der Pandemie in die internatio­nalen Schlagzeil­en geratenen Lokal war ein Servicemit­arbeiter positiv getestet worden.

Am Mittwoch erhöhte sich die SiebenTage-Inzidenz österreich­weit leicht auf 174 Fälle pro 100.000 Einwohner. Diese soll laut Prognose bis zum kommenden Mittwoch aber nun deutlich ansteigen: Die Bandbreite reicht von 230 bis 370 Fällen – was einen Sieben-Tage-Schnitt zwischen 2900 und rund 4800 Neuinfekti­onen bedeuten würde.

Im Bereich der Intensivbe­ttenbelegu­ng wird kurzfristi­g weiter von einem positiven

Trend nach unten ausgegange­n. Die Experten erwähnen in diesem Zusammenha­ng den in Großbritan­nien beobachtet­en „Rückgang der Virulenz der Omikron-Variante gegenüber der Delta-Variante“. Wie stark sich dieser Effekt bemerkbar macht, ist aber noch offen. Die Belagsprog­nose sei mit Vorsicht zu genießen.

In den Bandbreite­n der Wahrschein­lichkeitsm­odelle wird aber auch im schlechtes­ten Fall bis 12. Jänner von 276 belegten Intensivbe­tten ausgegange­n. Das wären deutlich weniger als aktuell: Am Mittwoch wurden 353 Corona-Intensivpa­tientinnen und -patienten verzeichne­t – vor einer Woche waren es noch 106 belegte Intensivbe­tten mehr.

Neben dem möglichen Rückgang der Virulenz spielt aber natürlich auch der Verlauf der Erkrankung eine Rolle: Infizierte, die erkranken, kommen erst zeitverzög­ert auf die Normalund Intensivst­ationen der Spitäler. In Großbritan­nien steigt mit den Rekordinfe­ktionszahl­en auch wieder die Zahl der Krankenhau­seinweisun­gen, wie Premiermin­ister Boris Johnson am Mittwoch bestätigte. Allerdings würden die Booster-Impfungen zu deutlich milderen Verläufen führen und „behutsame“Silvesterf­eiern ermögliche­n.

Impfprämie wird diskutiert

Hierzuland­e geht Silvester hingegen mit deutlichen Restriktio­nen über die Bühne. Die aktuelle Corona-Sperrstund­e 22 Uhr gilt auch am letzten Tag des Jahres, Take-away kann aber über Mitternach­t hinaus angeboten werden. Zuletzt gab es einen Fortschrit­t beim dritten Stich: Aktuell sind mehr als 40 Prozent der Gesamtbevö­lkerung geboostert. Noch haben aber keine 75 Prozent der Bevölkerun­g einen ersten Stich erhalten.

Um die Quoten zu heben, wird eine Impfprämie wahrschein­licher. Dieser zeigte sich Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nicht abgeneigt: Alles, was dazu beiträgt, mehr Menschen zum Impfen zu bringen, sei „ein positives Signal“, sagte er der APA. Ähnlich äußerte sich Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP), und auch aus dem Gesundheit­sministeri­um hieß es, dass verschiede­ne Lösungsans­ätze diskutiert werden sollten.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte zuvor einen 500-Euro-Gutschein für Geboostert­e gefordert: Dieser soll dann ausgegeben werden, wenn eine Durchimpfu­ngsrate von 90 Prozent erreicht ist. Laut Franz Leisch, dem Elga-Geschäftsf­ührer, könnten die Gutscheine über das Elga-System abgewickel­t werden.

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Die Infektions­zahlen sollen wegen Omikron wieder in die Höhe schnellen. Auf den Intensivst­ationen wird vorerst bis Mitte Jänner mit weiter sinkenden Zahlen gerechnet.

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