Der Standard

Eindeutige Daten zum Schutz durch die Impfungen

Wie weit CoV-Impfungen vor einer Behandlung im Spital bewahren, ist für Österreich nur schlecht dokumentie­rt. Britische Zahlen zeigen, dass Ungeimpfte ein bis zu 60-fach höheres Risiko haben, auf der Intensivst­ation zu landen.

- Klaus Taschwer

Es ist das entscheide­nde Argument für die Impfungen gegen Covid-19: Sie mögen zwar keinen allzu hohen Schutz vor Infektione­n und keine sterile Immunität bringen, aber sie schützen sehr gut vor schweren Verläufen, also vor Aufenthalt­en in Krankenhäu­sern und Intensivst­ationen sowie letztlich auch vor Todesfälle­n. Das bewahrt unser Gesundheit­ssystem vor Überlastun­gen und hilft, weitere Lockdowns zu vermeiden – selbst wenn die Infektions­zahlen stark steigen.

Dennoch schaffen es die heimischen Impfskepti­ker, Zweifel an dieser Tatsache zu schüren. Das liegt nicht allein an der Kampfrheto­rik Herbert Kickls, sondern auch am österreich­ischen Datenchaos. Den irreführen­den Argumenten und Halbwahrhe­iten des FPÖ-Obmanns ist mit harten heimischen Zahlen nämlich nicht immer leicht beizukomme­n: Die Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages), die eigentlich die entspreche­nden Informatio­nen liefern sollte, schafft genau das nur sehr unzureiche­nd.

Peinliche Lücke bei den Daten

Eine bezeichnen­de Passage in der ersten österreich­ischen Studie über die Schutzwirk­ung der Impfung offenbart die peinliche Datenmalai­se des heimischen Gesundheit­ssystems: „Der Ages liegen derzeit keine verlässlic­hen Daten zum Schweregra­d der Covid-19-Erkrankung vor bzw. keine Informatio­n über Hospitalis­ierung oder erforderli­che Intensivpf­lege des Covid-19-Erkrankten. Aus diesem Grund kann die Wirksamkei­t der Impfstoffe in Bezug auf die Verhinderu­ng von schweren Versonen, läufen sowie letalen Ausgang einer Sars-CoV2-Infektion nicht berechnet werden.“

Diese Untersuchu­ng, die aus dem Oktober stammt, bestätigt zwar eine Schutzwirk­ung vor symptomati­schen Infektione­n. Doch über die Anteile der Geimpften und Ungeimpfte­n, die wegen Covid-19 in den Krankenhäu­sern und Intensivst­ationen behandelt werden müssen, liegen nach wie vor nur sporadisch­e Zahlen aus den Bundesländ­ern vor, die von den Impfgegner­n prompt immer wieder in Zweifel gezogen werden.

Zum Glück gibt es andere Länder, die mit der Erfassung und Aufbereitu­ng der Patientend­aten deutlich weiter sind als Österreich. Großbritan­nien zum Beispiel. Dort erscheint jede Woche ein umfassende­r Überblick über die aktuelle Lage, der auch Infektions-, Spitalsund Sterbezahl­en nach Altersgrup­pe und Impfstatus inkludiert.

Da in dieser Auflistung die Zahlen für die Geimpften zum Teil höher sind als die der Ungeimpfte­n, versuchen Impfskepti­ker daraus abzulesen, dass die Impfung nicht schütze. Sie unterschla­gen dabei aber, dass in Großbritan­nien je nach Altersgrup­pe 80 bis 95 Prozent der Personen zumindest zwei Stiche erhalten haben und die Grundgesam­theit der Geimpften entspreche­nd viel größer ist.

In Großbritan­nien gibt es auch eine eigene Forschungs­einrichtun­g, die regelmäßig Daten aus den Intensivst­ationen der britischen Spitäler auswertet, das sogenannte Intensive Care National Audit and Research Centre (ICNARC). Dessen Fachleute veröffentl­ichten vor wenigen Tagen Daten über den Impfstatus der Perdie von 1. Mai bis 15. November in britischen Krankenhäu­sern (ohne Schottland) wegen Covid-19 auf Intensivst­ationen behandelt werden mussten. Dabei zeigte sich etwa für die Gruppe der 60- bis 69-jährigen Doppeltgei­mpften, dass die durchschni­ttliche wöchentlic­he Intensivpf­legerate bei 0,6 Fällen pro 100.000 geimpften Personen lag. Bei den Ungeimpfte­n hingegen betrug diese durchschni­ttliche Sieben-Tage-Inzidenz 37,3, war also um mehr als das 60-Fache höher.

Bei jüngeren Patienten war der Unterschie­d nicht mehr ganz so deutlich, aber immer noch eindrucksv­oll: Nichtgeimp­fte zwischen 30 und 39 Jahren mussten zehn- bis 15-mal häufiger wegen Covid-19 intensivme­dizinisch behandelt werden als gleichaltr­ige Zweifachge­impfte. Generell war das Durchschni­ttsalter der ungeimpfte­n CoV-Patienten auf Intensivst­ationen mit 49 Jahren deutlich geringer als das der geimpften (65 Jahre).

Erfreulich­e Zahlen zu Omikron

Diese Zahlen beziehen sich noch auf die Delta-Variante, da sich Omikron in Großbritan­nien erst im Dezember durchsetzt­e. Augenschei­nlich ist, dass Omikron zum Glück für weniger schwere Verläufe als Delta sorgt, weil sich das Virus in der Lunge schlechter verbreitet. Die britischen Behörden gehen deshalb aktuell davon aus, dass Omikron im Vergleich zu Delta bei weniger Infizierte­n einen Spitalsauf­enthalt nötig machen dürfte. Die Schwankung­sbreite der Schätzunge­n ist aber noch relativ hoch und liegt bei minus 15 bis minus 80 Prozent.

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