Eindeutige Daten zum Schutz durch die Impfungen
Wie weit CoV-Impfungen vor einer Behandlung im Spital bewahren, ist für Österreich nur schlecht dokumentiert. Britische Zahlen zeigen, dass Ungeimpfte ein bis zu 60-fach höheres Risiko haben, auf der Intensivstation zu landen.
Es ist das entscheidende Argument für die Impfungen gegen Covid-19: Sie mögen zwar keinen allzu hohen Schutz vor Infektionen und keine sterile Immunität bringen, aber sie schützen sehr gut vor schweren Verläufen, also vor Aufenthalten in Krankenhäusern und Intensivstationen sowie letztlich auch vor Todesfällen. Das bewahrt unser Gesundheitssystem vor Überlastungen und hilft, weitere Lockdowns zu vermeiden – selbst wenn die Infektionszahlen stark steigen.
Dennoch schaffen es die heimischen Impfskeptiker, Zweifel an dieser Tatsache zu schüren. Das liegt nicht allein an der Kampfrhetorik Herbert Kickls, sondern auch am österreichischen Datenchaos. Den irreführenden Argumenten und Halbwahrheiten des FPÖ-Obmanns ist mit harten heimischen Zahlen nämlich nicht immer leicht beizukommen: Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), die eigentlich die entsprechenden Informationen liefern sollte, schafft genau das nur sehr unzureichend.
Peinliche Lücke bei den Daten
Eine bezeichnende Passage in der ersten österreichischen Studie über die Schutzwirkung der Impfung offenbart die peinliche Datenmalaise des heimischen Gesundheitssystems: „Der Ages liegen derzeit keine verlässlichen Daten zum Schweregrad der Covid-19-Erkrankung vor bzw. keine Information über Hospitalisierung oder erforderliche Intensivpflege des Covid-19-Erkrankten. Aus diesem Grund kann die Wirksamkeit der Impfstoffe in Bezug auf die Verhinderung von schweren Versonen, läufen sowie letalen Ausgang einer Sars-CoV2-Infektion nicht berechnet werden.“
Diese Untersuchung, die aus dem Oktober stammt, bestätigt zwar eine Schutzwirkung vor symptomatischen Infektionen. Doch über die Anteile der Geimpften und Ungeimpften, die wegen Covid-19 in den Krankenhäusern und Intensivstationen behandelt werden müssen, liegen nach wie vor nur sporadische Zahlen aus den Bundesländern vor, die von den Impfgegnern prompt immer wieder in Zweifel gezogen werden.
Zum Glück gibt es andere Länder, die mit der Erfassung und Aufbereitung der Patientendaten deutlich weiter sind als Österreich. Großbritannien zum Beispiel. Dort erscheint jede Woche ein umfassender Überblick über die aktuelle Lage, der auch Infektions-, Spitalsund Sterbezahlen nach Altersgruppe und Impfstatus inkludiert.
Da in dieser Auflistung die Zahlen für die Geimpften zum Teil höher sind als die der Ungeimpften, versuchen Impfskeptiker daraus abzulesen, dass die Impfung nicht schütze. Sie unterschlagen dabei aber, dass in Großbritannien je nach Altersgruppe 80 bis 95 Prozent der Personen zumindest zwei Stiche erhalten haben und die Grundgesamtheit der Geimpften entsprechend viel größer ist.
In Großbritannien gibt es auch eine eigene Forschungseinrichtung, die regelmäßig Daten aus den Intensivstationen der britischen Spitäler auswertet, das sogenannte Intensive Care National Audit and Research Centre (ICNARC). Dessen Fachleute veröffentlichten vor wenigen Tagen Daten über den Impfstatus der Perdie von 1. Mai bis 15. November in britischen Krankenhäusern (ohne Schottland) wegen Covid-19 auf Intensivstationen behandelt werden mussten. Dabei zeigte sich etwa für die Gruppe der 60- bis 69-jährigen Doppeltgeimpften, dass die durchschnittliche wöchentliche Intensivpflegerate bei 0,6 Fällen pro 100.000 geimpften Personen lag. Bei den Ungeimpften hingegen betrug diese durchschnittliche Sieben-Tage-Inzidenz 37,3, war also um mehr als das 60-Fache höher.
Bei jüngeren Patienten war der Unterschied nicht mehr ganz so deutlich, aber immer noch eindrucksvoll: Nichtgeimpfte zwischen 30 und 39 Jahren mussten zehn- bis 15-mal häufiger wegen Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden als gleichaltrige Zweifachgeimpfte. Generell war das Durchschnittsalter der ungeimpften CoV-Patienten auf Intensivstationen mit 49 Jahren deutlich geringer als das der geimpften (65 Jahre).
Erfreuliche Zahlen zu Omikron
Diese Zahlen beziehen sich noch auf die Delta-Variante, da sich Omikron in Großbritannien erst im Dezember durchsetzte. Augenscheinlich ist, dass Omikron zum Glück für weniger schwere Verläufe als Delta sorgt, weil sich das Virus in der Lunge schlechter verbreitet. Die britischen Behörden gehen deshalb aktuell davon aus, dass Omikron im Vergleich zu Delta bei weniger Infizierten einen Spitalsaufenthalt nötig machen dürfte. Die Schwankungsbreite der Schätzungen ist aber noch relativ hoch und liegt bei minus 15 bis minus 80 Prozent.