13. September Fadumo H.
Wien (35 Jahre) „Sie war selbstbestimmt“
Engagiert und lebensfroh, so beschreiben Wegbegleiterinnen und Freundinnen Fadumo H. einhellig. Sie setzte sich für Emanzipation, Integration und gegen Gewalt an Frauen ein. Die 35-Jährige kümmerte sich auch um Frauen, die von ihren Ex-Partnern bedroht wurden. Zu ihnen gehörte Shugri A. Beide Frauen wurden am 13. September von Shugris Ex-Mann getötet.
„Fadumo war selbstbewusst und selbstbestimmt“, erzählt Kerstin, die Fadumo in einer Frauenwerkstatt kennenlernte und sie dabei unterstützte, Bilder zu malen. Doch trotz ihres selbstsicheren Auftretens hätte man schnell gemerkt, dass sie Schlimmes erlebt hat. Narben an ihrem Körper und eine schwere Stahltür vor ihrer Wohnung zeugten noch deutlich davon. Fadumos Leben war auch durch ihren eigenen Ex-Mann bedroht, der sie mehrmals tätlich angegriffen hatte. Er wanderte schließlich nach Frankreich aus. Fadumo wusste, welche gefährliche Situation sie damit überstanden hatte. „Wahrscheinlich hat sie sich auch deshalb so bemüht, anderen Frauen zu helfen, denen es ähnlich ging“, sagt Kerstin. „Sie hat bestimmt nicht gedacht, dass sie noch einmal im Leben Gewalt ausgesetzt sein würde.“
Fadumo wurde in Mogadischu geboren, ihre Mutter organisierte vor 13 Jahren ihre Flucht. In ein Land, wo das Leben für Frauen sicherer schien als im kriegsgebeutelten Somalia. In Österreich kämpfte Fadumo in der somalischen Community gegen Genitalverstümmelung bei Mädchen, dolmetsche bei der Diakonie und bei der Caritas. Für Sunwork macht sie gerade die Ausbildung zur Beraterin. Die Energieberatungsstelle hilft Armutsbetroffenen und Menschen, die erst kurz in Österreich leben, beim sparsamen Umgang mit hiesigen Gasthermen und Heizungen. „Fadumo hat immer für positive Stimmung gesorgt, auch wenn alles gerade sehr schwierig erschien. Ihre Fröhlichkeit war gepaart mit einer großen Tiefgründigkeit“, sagen ihre Freundinnen Bettina und Karin über sie.
„Sie war meine Heldin“, sagt eine andere Freundin, Grace, über Fadumo. Sie lebt schon seit 1981 in Wien, trotzdem habe ihr Fadumo das Gefühl gegeben, sie könne eher Grace helfen statt umgekehrt. „Wir haben sie nicht beschützen können“, sagt Grace und weint. Mit „wir“meint sie Feministinnen, mit denen sich Fadumo gemeinsam engagierte. Drei Monate nach ihrem Tod weiß Grace genau, was sie in Gedenken an Fadumo will: „Es muss eine Fadumo-Straße in Wien geben, dafür will ich kämpfen.“