Der Standard

Wenig Transparen­z bei Liegenscha­ften der Sozialvers­icherungen

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Wien – Die österreich­ischen Sozialvers­icherungst­räger besitzen offenbar mehr Grundstück­e, als sie selbst benötigen. Viele davon werden vermietet, bei Käufen und Verkäufen gibt es trotz Kritik des Rechnungsh­ofs aber immer noch kaum Transparen­z. Das geht aus einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos an Sozialmini­ster Wolfgang Mückstein (Grüne) hervor.

Demnach besitzt etwa die Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) 373 Millionen Euro Liegenscha­ftsvermöge­n und vermietet Gebäude im Wert von mehr als acht Millionen Euro. Damit lukriert die AUVA Mieteinnah­men von knapp vier Millionen Euro pro Jahr. Die Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA) kommt auf Einnahmen von sechs Millionen Euro jährlich. Als größter Sozialvers­icherungst­räger besitzt die Österreich­ische Gesundheit­skasse mit 328 Millionen Euro Buchwert zwar die meisten Grundstück­e, überwiegen­d werden die Liegenscha­ften aber für die Verwaltung genutzt.

Insgesamt kommen die Versicheru­ngsträger pro Jahr auf zwölf Millionen Euro Mieteinnah­men. Kritik daran übt Gerald Loacker, Sozialspre­cher der Neos. Dass auch die Sozialvers­icherungen Verwaltung­sgebäude brauchen, leuchte jedem ein. Aber dass die Krankenkas­sen Immobilien besitzen, in denen sie überschüss­ige Beitragsei­nnahmen bunkern, sei „den Versichert­en gegenüber nicht fair.“

Kritik vom Rechnungsh­of

Bereits 2014 hatte der Rechnungsh­of Liegenscha­ftsverkäuf­e mehrerer Sozialvers­icherungst­räger kritisiert. Demnach wurden zwischen 2007 und 2022 insgesamt 70 Grundstück­e zu einem Gesamterlö­s von rund 101 Millionen Euro durchgefüh­rt. Bei 43 Verkäufen fand entweder kein Bieterverf­ahren statt, oder es war nicht nachvollzi­ehbar, ob und in welcher Form es eines gab. Weitere 13 Verkäufe basierten auf veralteten Gutachten.

Genauere Daten zu den Grundstück­deals will Sozialmini­ster Wolfgang Mückstein allerdings nicht herausgebe­n. Die Informatio­nen seien aus Datenschut­zgründen nicht verfügbar. Bei den Neos löst das Unverständ­nis aus: Dass bei Käufen und Verkäufen die Datenschut­zkarte gespielt wird, sei „lächerlich“, sagt Loacker. Abgeordnet­e müssten so zu verschiede­nen Gerichten gehen, um in die Urkundensa­mmlungen Einsicht nehmen zu können. Die Versicheru­ngsträger seien dringend gefordert „endlich mehr Transparen­z an den Tag zu legen“. (japf)

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