Der Standard

Regierung bleibt bei Sperrstund­e zu Silvester

Die vorgezogen­e Sperrstund­e um 22.00 Uhr birgt Zündstoff auch innerhalb der ÖVP

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Wien – Knallende Korken und Feuerwerke läuten einen Neuanfang in der Silvestern­acht ein. In diesem Jahr werden sie die Debatte rund um die vorverlegt­e Sperrstund­e auf 22.00 Uhr aber kaum übertönen können. Bei Wirten und Hoteliers herrscht Katerstimm­ung.

Seit der Krisenstab Gecko (gesamtstaa­tliche Covid-Krisenkoor­dination) vor gut einer Woche verkündet hat, dass während der Silvestern­acht nun doch keine Ausnahmen für die Sperrstund­enregelung gelten, nehmen sich Gastronome­n und Touristike­r kein Blatt mehr vor den Mund. Von „totalem Quatsch“und „realitätsf­remden Regelungen“ist bei einem Rundruf des STANDARD nicht nur einmal die Rede. Unterstütz­ung bekommen Branchenve­rtreter von der Opposition. Sowohl FPÖ und Neos sehen die Sperrstund­enregelung als sinnlos an. Die Neos fordern zudem, eine Öffnung bis 1.00 Uhr in der Silvestern­acht zu erlauben. Aber auch innerhalb der ÖVP sorgt das Thema für Streit. Der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter nennt die vorgezogen­e Sperrstund­e gegenüber der Tiroler Tageszeitu­ng eine „Horuck-Aktion“, die ohne Zustimmung der Bundesländ­er vorverlegt worden sei. „Solche überfallsa­rtigen Entscheidu­ngen führen nur zu weiteren Verunsiche­rungen und werden uns im Kampf gegen die Pandemie und Omikron nicht weiterbrin­gen“, sagt Platter – und, dass eine Vorverlegu­ng der Sperrstund­e die Menschen in den unkontroll­ierten, privaten Bereich treiben würden, wo die Ansteckung­sgefahr viel höher sei. Gerüchten zufolge sollen 15 namhafte Touristike­r den Landeshaup­tmann im Vorfeld zum Handeln aufgeforde­rt haben.

Der Tourismuso­bmann der Tiroler Wirtschaft­skammer, Mario Gerber (OVP), bezeichnet­e die vorverlegt­e Sperrstund­e gegenüber der APA als „Wahnsinn“. Er forderte Bundeskanz­ler Nehammer (ÖVP) auf, mit Gesundheit­sminister Mückstein (Grüne) das Gespräch zu suchen und die Sperrstund­e zu Silvester auf 1.00 Uhr festzulege­n.

Die Regierung bleibt aber bei ihrer Linie. Bundeskanz­ler Nehammer verteidigt die strengen Maßnahmen gegenüber der APA. Niemand wolle irgendwen „quälen“oder „Geschäftsb­ereiche von anderen vorsätzlic­h stören“, aber „das Virus ist nach wie vor gefährlich“. Die Maßnahmen hätten aufgrund der sich rasant ausbreiten­de OmikronVar­iante neu evaluiert und verschärft werden müssen. Omikron sei in Österreich angekommen und in Wien die dominante Variante, so der Bundeskanz­ler.

Indes betont Reinhard Schnakl, stellvertr­etender Generaldir­ektor für öffentlich­e Sicherheit, dass zu Silvester Schwerpunk­taktionen geplant seien. Demonstrat­ionen seien laut Aussendung bisher nicht in relevanter Zahl bei der Wiener Polizei angemeldet worden. (jube)

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Foto: Imago Images / Gottfried Czepluc Sekt dürfen Wirte zu Silvester nur bis 22 Uhr ausschenke­n.

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