Der Standard

Hohe Fallzahlen, aber Lockerunge­n gefordert

Seit Mitte November sind Ungeimpfte im Lockdown. Die Sperrstund­e ist um 22 Uhr. Gleichzeit­ig ist die Situation in Spitälern trotz 20.000 Fällen pro Tag noch überschaub­ar. Ein Anstieg bei Normalbett­en wird erwartet.

- David Krutzler

Es sind bisher nicht gekannte hohe Infektions­zahlen. Weit mehr als 20.000 Corona-Fälle waren es an jedem Tag seit Mittwoch, als der Rekordwert von 27.677 Neuinfekti­onen in Österreich durch Gesundheit­s- und Innenminis­terium registrier­t wurde. Die hohen Meldezahle­n sorgten auch dafür, dass die täglichen DatenRepor­ts durch die Ministerie­n mehrere Tage lang ausfielen. Am Samstagabe­nd wurden aber die Zahlen von Donnerstag (24.314), Freitag (25.346) und Samstag (24.260) nachgemeld­et. Am Sonntag wurden 22.453 Fälle kommunizie­rt.

Und dabei wird es nicht bleiben. Ein Bericht der Gesamtstaa­tlichen Covid-Krisenkoor­dination Gecko weist etwa darauf hin, dass es in wenigen Tagen bis zu 40.000 Fälle täglich geben könnte – sofern weiterhin so viel getestet wird wie derzeit.

192 Corona-Intensivbe­tten

Gleichzeit­ig ist die Situation in den Spitälern auch dank des Impffortsc­hritts noch überschaub­ar. Aktuell werden weniger als 200 Intensivbe­tten für die Versorgung von Covid-19-Infizierte­n benötigt. Am Sonntag waren es 192. So wenige Betten waren zuletzt Mitte September 2021 belegt, als sich die Delta-Welle langsam aufzubäume­n begann – und bis Dezember zu mehr als 660 belegten Intensivbe­tten führte.

Diese systemkrit­ische Dimension dürfte in der Omikron-Welle vorerst aber kein Thema sein. So wies die Corona-Kommission darauf hin, dass bis Anfang Februar trotz der explodiere­nden Fallzahlen nur ein „moderater Anstieg“bei der Auslastung der Intensivst­ationen zu erwarten sei. Bis 3. Februar werden im Punktschät­zer der Prognosere­chnung des Covid-Konsortium­s rund 260 belegte Intensivbe­tten erwartet.

Lockdown für Ungeimpfte

Was aber bedeutet diese erwartete Entwicklun­g für die Maßnahmen in Österreich? So nannte die Bundesregi­erung von Beginn der Corona-Pandemie an den Schutz der Spitäler als einen der wichtigste­n Punkte. Im Zentrum stand dabei bisher die Auslastung der Intensivst­ationen. Aber selbst der Stufenplan der Bundesregi­erung im Herbst vergangene­n Jahres sah erst ab 200 belegten Intensivbe­tten erste Verschärfu­ngen vor – und einen Lockdown für Ungeimpfte ab 600.

Dieser Lockdown ist freilich immer noch in Kraft, und das seit Mitte November. Zuletzt wurde die Maßnahme um zehn Tage bis zum 30. Jänner verlängert. Die Stimmen, die ein Aus dieser Einschränk­ungen angesichts von 200 belegten Intensivbe­tten fordern, mehren sich. Immerhin

sind parallel dazu auch weitreiche­nde 2G-Regeln in Kraft, dazu kommt die Impfpflich­t. SPÖ-Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d bezeichnet­e den Lockdown für Ungeimpfte als „offenbar wirkungslo­s“. Auch die Neos sowie die FPÖ forderten eine sofortige Aufhebung.

Spätere Sperrstund­e

Die Sperrstund­e um 22 Uhr ist zudem den Wirtschaft­streibende­n ein Dorn im Auge. Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomi­e in der Wirtschaft­skammer Kärnten, plädiert etwa für eine stufenweis­e Erhöhung. Am Wochenende berichtete Puls24 mit Verweis auf „Wirtschaft­sund Regierungs­kreise“, dass die Regierung darüber berate, die Sperrstund­e um 22 Uhr und den Lockdown für Ungeimpfte zu beenden. Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) wollte das nicht bestätigen. „Die Lage wird immer laufend evaluiert und die Fakten gesichtet. Derzeit gibt es keine Entscheidu­ng dazu“, hieß es aus Mücksteins Büro zum STANDARD. Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) verwies am Sonntag auf Anfrage auf die Gecko. „Man muss genau bewerten, ob die 22-UhrSperrst­unde einen Effekt hat. Zuerst müssen wir jedoch die Welle brechen, dann können Lockerunge­n kommen.“

Mückstein hat bereits angekündig­t, den Fokus auf Normalstat­ionen zu legen. Auch die Corona-Kommission verweist darauf, dass – anders als in bisherigen Wellen – aufgrund der reduzierte­n Virulenz von Omikron und der hohen Fallzahlen „Kapazitäts­engpässe in der stationäre­n Versorgung zunächst auf Normalstat­ionen auftreten“können.

3000 Betten als Grenzwert

Dort wird ein deutlicher Anstieg erwartet, jedoch von einem niedrigen Niveau aus. Am 19. Jänner (da waren 869 Betten belegt) lag die Covid-19-spezifisch­e Auslastung bei 2,3 Prozent. Laut Corona-Kommission liegt der Grenzwert, ab dem nur noch ein reiner Akutbetrie­b der Spitäler gewährleis­tet werden kann, bei rund 3000 belegten Betten. Am Höhepunkt der Delta-Welle im Herbst wurden knapp 2800 Normalbett­en benötigt.

Am Sonntag waren 937 Normalbett­en belegt – um 266 mehr als vor einer Woche. Es gibt also noch Kapazitäte­n. Ein limitieren­der Faktor ist aber das medizinisc­he Personal: Je mehr Mitarbeite­r in Quarantäne müssen oder sich infizieren, desto weniger Patientinn­en und Patienten können betreut werden. Laut Ministeriu­m gibt es Vorbereitu­ngen, auch private Krankenans­talten und RehaEinric­htungen einzubinde­n.

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Nicht alle Personen in Österreich dürfen die eigenen vier Wände ohne Einschränk­ungen verlassen. Der Lockdown für Ungeimpfte gilt seit Mitte November. In Restaurant­s ist trotz 2G-Regel um 22 Uhr Schluss.

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