Der Standard

Wien wirft Bund vor, weiter nur „teilberein­igte“Zahlen zu nennen

Ministerie­n meldeten am Montag 25.610 Fälle – Wien rechnet Anfang Februar mit Peak und bis zu 15.000 Fällen allein in der Stadt

- David Krutzler

Die Neuinfekti­onszahlen in Österreich steigen im Wochenverg­leich weiterhin deutlich. Am Montag gaben Gesundheit­sund Innenminis­terium 25.610 Neuinfekti­onen bekannt – vor einer Woche waren es noch knapp 10.000 weniger. Allerdings dürfte die von den Ministerie­n gemeldete Zahl vom Montag nach den massiven Daten-Problemen in der vergangene­n Woche nur „teilberein­igt“sein. Das geht aus einem internen Schriftver­kehr hervor, der dem STANDARD vorliegt.

Demnach sollen auch in den Montagszah­len noch nicht bereinigte Doppelmeld­ungen sein. Das ist etwa dann der Fall, wenn eine Person mit Wohnsitz in Niederöste­rreich positiv in Wien getestet wird – und dann aufgrund von Meldungen der Behörden doppelt im System aufscheint. Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) soll der „Bereinigun­gsvorgang“noch bis zumindest Dienstag andauern.

Ob die Montagszah­len also noch im Nachhinein um mehrere Hundert oder auch mehrere Tausend

Fälle korrigiert werden müssen, steht aktuell noch nicht fest. Fix ist, dass Österreich bei der Sieben-Tages-Inzidenz bereits an der Marke von 2000 kratzt. Laut dem Dashboard der Ages wurden am Montag bereits 1971 Infizierte pro 100.000 Einwohner verzeichne­t. Insgesamt weist die Ages schon 262.000 aktiv Infizierte in Österreich aus.

Die nicht umfassend klare Datenlage hatte Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zu heftiger Kritik an der Bundesregi­erung veranlasst. Es gebe ein „erhebliche­s Sicherheit­srisiko“, schrieb Hacker in einem Brief an Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Hacker sprach unter anderem von einer „schweren Instabilit­ät“des Datenausta­uschs mit dem Epidemiolo­gischen Meldesyste­m (EMS). „Auch die Erstellung des Genesungsz­ertifikats ist ohne adäquate Funktional­ität des EMS nicht möglich“.

Durch das unklare Lagebild über das Infektions­geschehen soll laut

Hacker zudem die Infektions­rate in Wien um bis zu zehn Prozent überschätz­t werden – „weil weder den Prognosere­chnern des Bundes, noch uns selbst, korrigiert­e bereinigte Daten zur Verfügung stehen“. Und das, so Hacker, „vor dem Höhepunkt der Omikron-Welle“.

In Wien, wo besonders viel getestet wird, wurden von Innen- und Gesundheit­sministeri­um am Montag mehr als 7.100 neue Fälle gemeldet. Das war mit deutlichem Abstand der höchste Wert aller Bundesländ­er,

die Sieben-Tages-Inzidenz ist bereits über den Wert von 2500 gesprungen.

Mit einem Peak der Infektions­zahlen rechnet man im Wiener Gesundheit­sressort laut aktuellen Prognosen rund um das Wochenende 5./6. Februar. Da wird – als höchst angenommen­er Wert – mit bis zu 15.000 neuen Fällen an nur einem Tag alleine in Wien gerechnet, wie es zum STANDARD heißt.

Was das für die Spitalskap­azitäten bedeutet, ist noch offen. Bei der Delta-Welle im Herbst machte sich der Anstieg der Infektions­zahlen etwa zwei Wochen später auf den Intensivst­ationen bemerkbar.

Vor 14 Tagen gab es in Wien im Wochenschn­itt auch schon rund 3500 Fälle. Auf den Intensivst­ationen bleibt die Situation aber weitgehend stabil. Österreich­weit ist sogar weiterhin ein leichter Abwärtstre­nd zu verzeichne­n: Am Montag waren 187 Intensivbe­tten belegt – um 25 weniger als vor einer Woche. Im Normalbett­enbereich – wo es auch größere Kapazitäte­n gibt – steigen die Zahlen hingegen deutlich: 1013 Covid-Normalbett­en wurden benötigt, innerhalb einer Woche betrug der Anstieg knapp 300 Betten.

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