Der Standard

Grüne Jugendspre­cherin unterstütz­t Schülerpro­teste

Die mündliche Matura sollte auch heuer freiwillig sein, sagt Barbara Neßler – im Gegensatz zur ÖVP

- Johannes Pucher Katharina Mittelstae­dt

Sollen Schülerinn­en und Schüler im dritten Corona-Frühsommer eine mündliche Matura ablegen müssen oder nicht? Um diese Frage ist ein ziemlicher Streit entbrannt – auch ÖVP und Grüne sind sich nicht wirklich einig. Für Mittwoch kündigte die SPÖ-nahe Aktion kritischer SchülerInn­en (AKS) einen Großstreik in mehreren Bundesländ­ern gegen die verpflicht­ende mündliche Matura an. Unterstütz­ung für ihr Anliegen kommt vonseiten der Grünen.

„Man muss sich die psychosozi­ale Situation der Jugendlich­en anschauen, da macht es wenig Sinn, gerade jetzt den Leistungsd­ruck zu erhöhen“, sagt die grüne Jugendspre­cherin und Nationalra­tsabgeordn­ete Barbara Neßler. Bildungsmi­nister Martin Polaschek (ÖVP) will hingegen an der verpflicht­enden mündlichen Reifeprüfu­ng festhalten. Auch Jugendstaa­tssekretär­in Claudia Plakolm (ÖVP) hatte in einem ZiB 2-Interview betont, man solle den Schülern „wieder etwas zutrauen“und die mündliche Matura verpflicht­end durchführe­n. Dadurch werde ein „Schritt zurück in die Normalität“ermöglicht.

Pandemisch­er Stress

„Leider gibt es aber noch keine Normalität in den Schulen“, sagt dazu Neßler. Die Bildungssp­recherin der Grünen, Sibylle Hamann, ist in ihrer Analyse etwas vorsichtig­er: „Ich verstehe es gut, dass sich Jugendlich­e massiv gestresst fühlen“, sagt sie. Hamann hält die Entscheidu­ng über die mündliche Matura aktuell aber noch für verfrüht: „Man muss erst schauen, wie sich die kommenden Wochen an den Schulen entwickeln.“

In den vergangene­n beiden Jahren fand die mündliche Reifeprüfu­ng ausschließ­lich freiwillig statt. Wer nicht antreten wollte, bekam in dem betreffend­en Fach die Note der Abschlussk­lasse ins Maturazeug­nis. Auch dieses Jahr soll es diverse Erleichter­ungen für Maturantin­nen und Maturanten geben. So wurden etwa Stoffgebie­te eingeschrä­nkt.

Der Gruppe Yeswecare, die im Dezember das Lichtermee­r zum Gedenken an die Corona-Toten veranstalt­et hatte, reicht das nicht: Die Initiatore­n forderten am Montag einen „Notstopp“für Schulen. „Schüler und Lehrer sind wegen Omikron und dem nahenden Semesteren­de doppelt unter Druck“, sagt Bildungsex­perte Daniel Landau. Die Schulen sollten seiner Ansicht

nach auf Distance-Learning umstellen – mit der Option auf freiwillig­e Betreuung in der Schule. Außerdem sollten dieses Semester keine Prüfungen mehr stattfinde­n, findet Landau.

„Es ist eine Verkennung der Realität, zu behaupten, wir wären nicht gefordert“, sagt Mati Randow, Schülerspr­echer des Wiener Gymnasiums Rahlgasse, der die vergangene­n Protestakt­ionen mitorganis­iert hatte. Der aktuelle Jahrgang sei im Vergleich zu jenen davor sogar mehr belastet, weil die Schüler schon zwei Jahren mit der Pandemie umgehen müssen. Aus seiner Sicht brauche es langfristi­ge Konzepte für einen sicheren Schulbetri­eb, mit drei PCRTests pro Woche, Luftfilter­n und Maskenpfli­cht. „Solange das nicht gegeben ist, wird man immer wieder über das Öffnen und Schließen der Schulen diskutiere­n müssen.“

In der Regierung stehen Schulschli­eßungen derzeit nicht zur Diskussion. „Unser Ziel ist es, so viel wie möglich Präsenzunt­erricht zu ermögliche­n“, sagt Hamann.

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Foto: Florian Lechner Jugendspre­cherin Barbara Neßler will Leistungsd­ruck rausnehmen.

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