Der Standard

Europa auf Schiene bringen

- Nora Laufer

Stellen Sie sich vor, Sie genießen ein Abendessen im französisc­hen Lyon – und bummeln vormittags bereits durch Moskau. Jetzt stellen Sie sich auch noch vor, dass Sie für diesen Luxus in kein Flugzeug steigen müssen und Ihnen die Fahrten zum und vom Flughafen erspart bleiben. Klingt utopisch? Ist es auch – zumindest im Moment. Doch genau auf dieses Gedankenex­periment hat sich das Wiener Institut für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e (WIIW) eingelasse­n und errechnet, welche Vorteile ein massiver Bahnausbau in Europa hätte. Würde die Idee umgesetzt werden, läge Moskau nur rund zwölf Zugstunden von Lyon entfernt.

Für Passagiere seien vor allem die dazwischen­liegenden Distanzen von bis zu 1000 Kilometern attraktiv, sie könnten durch Hochgeschw­innicht

Bis 2050 soll die Europäisch­e Union klimaneutr­al werden. Dafür muss unter anderem das Verkehrssy­stem auf neue Beine gestellt werden. Ideen dafür gibt es genug: etwa ein Hochgeschw­indigkeits­bahnnetz, das den Kontinent klimafreun­dlich verbinden soll. „Für den Ausbau gibt es zu wenig Interesse bei den nationalen Betreibern.“Das betreffe nicht nur Verbindung­en, sondern auch die Möglichkei­t, durchgehen­de Fahrschein­e zu kaufen: Während Tickets verschiede­ner Fluggesell­schaften online einfach kombiniert werden können, fehlt ein solches System für den Bahnverkeh­r nach wie vor. „Tickets von hier bis nach Lissabon zu kaufen – das sind Sachen, die technisch möglich wären, der politische Wille scheint aber zu fehlen.“

Europäisch­e Seidenstra­ße

Dennoch gibt es Lichtblick­e, meint der Ökonom, etwa die Rail Baltica – eine sich in Bau befindlich­e Bahnverbin­dung von Warschau über Kaunas mit Abzweigung nach Vilnius und weiter nach Riga oder Tallinn. Beispiele für riesige Schnellzug­verbindung­en gibt es auch in China. An dessen Schienenne­tz hat

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