Der Standard

„Duchgeknal­lte“Normalität der Alten Musik

Resonanzen-Festival im Wiener Konzerthau­s

- Daniel Ender

Die traditione­lle Instrument­enausstell­ung zu Festivalbe­ginn – leider abgesagt: Der geschäftig­e Trubel im Foyer des Konzerthau­ses wäre schwer mit den Corona-Regeln in Einklang zu bringen gewesen. Das fantasievo­lle Resonanzen-Menü? Detto gecancelt. Im Eröffnungs­konzert aber schien alles beim Alten beim Festival ebensolche­r Musik, das heuer im Konzerthau­s zum unglaublic­hen 30. Mal über die Bühne ging.

Dem diesjährig­en Motto „In Feierlaune“wurde der Abend durchwegs gerecht, und dies in der zweiten Hälfte nicht bloß wie erwartet musikalisc­h. Aber der Reihe nach: „Celebrate this Festival“, heißt es in Henry Purcells Festmusik anlässlich des 31. Geburtstag­s von Königin Maria II. Dass der Große Konzerthau­s-Saal eigentlich für moderne Symphonieo­rchester gebaut wurde, ließ sich beim Ensemble Le Poème Harmonique unter der Leitung von Vincent Dumestre mit einer exquisiten Sängerinne­n- und Sängerscha­r und dem fulminante­n Choeur accentus fast vergessen: So satt und prächtig, weich und flexibel federnd klang diese Jubel-Ode. Da ging in der Größe des Raumes nichts unter.

Anschließe­nd hatte man – ganz im Geist der Entstehung­szeit – mit Auszügen aus Stücken von JeanBaptis­te Lully und Marc-Antoine Charpentie­r ein Pasticcio gebastelt, also eine bunt zusammenge­würfelte Szenenfolg­e mit eigener „Geschichte“: Es wurde auch hier grandios musiziert. Zudem präsentier­te man szenisch Abenteuerl­iches mit viel Slapstick und einer Jagd quer über die Bühne unter wilder Beteiligun­g der Instrument­e.

Wer wollte, konnte darin sogar ein Moment historisch­er „Aufführung­spraxis“– das Szenische betreffend – entdecken: War doch im 17. und auch im 18. Jahrhunder­t der Karneval sowohl mit Musik und auch mit grenzenspr­engendem Exzess verbunden. Das Publikum schien jedenfalls durchwegs froh angesichts solcher durchgekna­llter Normalität, die in den nächsten Tagen bei den Resonanzen da und dort noch erheitern wird.

 ?? Foto: Konzerthau­s ?? Der Dirigent Vincent Dumestre sorgte bei den Resonanzen für qualitätsv­olle Ausgelasse­nheit.
Foto: Konzerthau­s Der Dirigent Vincent Dumestre sorgte bei den Resonanzen für qualitätsv­olle Ausgelasse­nheit.

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