Der Standard

„Wir knöpfen sie uns einzeln vor“

Der einst mächtige Beamte Michael Kloibmülle­r soll sich bis zuletzt um genehme Postenbese­tzungen gekümmert haben

- Jan Michael Marchart

Schon im Jahr 2008 deckte Peter Pilz auf, dass zu schwarzbla­uen Zeiten im Innenminis­terium von Ernst Strasser (ÖVP) die „Umfärbung“der Polizei vorangetri­eben worden sein soll. Der damalige Sicherheit­ssprecher der Grünen hatte dutzende E-Mail-Protokolle in die Finger bekommen, die dies laut Pilz belegen sollten.

Ärger über Parteifreu­nd

Eine tragende Rolle in der Causa dürfte Strassers Kabinettsc­hef Michael Kloibmülle­r gespielt haben. Der warnte seinen Chef sogar vor der Interventi­on eines mächtigen Parteifreu­nds aus Niederöste­rreich: Erwin Pröll. Der einstige Landeschef präferiert­e nämlich einen Polizisten, der dem SPÖ-Lager zugerechne­t wurde: „der von pröll angesproch­ene kandidat ist nicht unsererer !!!! (...) man sollte lh von weiterem engagement abraten“, tippte Kloibmülle­r damals.

Der mächtige Beamte verblieb trotz der „Strasser-Mails“und vieler

Wechsel an der Ressortspi­tze noch über viele Jahre unbeirrt im Innenminis­terium. Er verließ dieses erst, als der Freiheitli­che Herbert Kickl 2017 das Ministeriu­m übernahm.

Wie Recherchen von Pilz’ Zackzack nun zeigen, dürfte Kloibmülle­r den Vorgehensw­eisen aus der Zeit Strassers bis zuletzt treu geblieben sein. Dem Medium liegen Chats aus dem Handy des einst mächtigen Beamten vor. Laut diesen scheint Parteidisz­iplin für Kloibmülle­r stets das oberste Gebot gewesen zu sein.

So habe Kloibmülle­r beispielsw­eise im März 2016 auch aus seinem Ärger über Parteifreu­nd Franz Ruf kein Hehl gemacht. Der damalige Salzburger Landespoli­zeichef soll einst einen Polizisten zum Leiter des dortigen Strafamts befördert haben, der nicht aus den eigenen Reihen kam. „Lieber franz!“, soll Kloibmülle­r laut den Zackzack vorliegend­en Chats geschriebe­n haben, „Die ERNENNUNG K. mit A1 geht mir gegen den strich. Warum müssen wir den machen? Haben wir keine eigenen Leute? LG m“.

Ruf habe in der Folge versucht zu kalmieren. Die von ihm vorgeschla­genen Kandidaten hätten abgelehnt, den Posten des suspendier­ten Vorgängers zu übernehmen, wird er zitiert. Mit der nunmehr roten Führung habe er eine andere, offenbar noch weniger genehme Bewerberin verhindern können, „mehr war leider aus meiner sicht nicht möglich“, soll Ruf geschriebe­n haben. Ruf wurde übrigens 2020 zum Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit im Innenminis­terium befördert und als Projektlei­ter mit der Reform des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) betraut.

„Kopf hoch“

„Warum müssen wir den machen? Haben wir keine eigenen Leute?“Ex-Kabinettsc­hef im Innenminis­terium, Michael Kloibmülle­r

2016 hat sich auch Georg Angerer laut Zackzack bei Kloibmülle­r gemeldet. Der ÖVP-Politiker und Polizist aus Salzburg sei davor zum Leiter des Landesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g aufgestieg­en. Sein politische­s Amt habe er dafür aufgeben müssen. Angerer wird wie folgt zitiert: „Lb. Michi, in 2 Std. bin ich politisch karenziert; es schmerzt! Vielleicht auch deshalb, da die aktuelle Polizei News der FSG (Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fterInnen, Anm.) Sbg. mE eine bodenlose Frechheit ist! (...) In Verbundenh­eit und Dankbarkei­t, Georg.“

Kloibmülle­r habe daraufhin versucht, seinen Parteifreu­nd aufzuricht­en: „Kopf hoch. Merk dir die arschloche­r u wir knöpfen sie uns einzeln vor.“Angerer soll entgegnet haben: „Dafür kämpfe ich nachhaltig mit voller Kraft!“

Auch mit dem damaligen ÖVPSicherh­eitssprech­er und heutigen Volksanwal­t Werner Amon soll Kloibmülle­r Postenbese­tzungen besprochen haben. In diesem Fall dürfte es um eine Stelle in der Steiermark gegangen sein. Amon ist gebürtiger Grazer. Der Strippenzi­eher im Innenresso­rt soll Amon laut den Chats ministerie­lle Hilfe zugesicher­t haben, sollten sich die rote und die blaue Gewerkscha­ft gegen den eigenen Kandidaten stellen: „Z. ist dienstgebe­rvorschlag u wird von fcg (Fraktion Christlich­er Gewerkscha­fterinnen und Gewerkscha­fter, Anm.) getragen. Sollten auf (Aktionsgem­einschaft Unabhängig­er und Freiheitli­cher, Anm.) u fsg (Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fterInnen, Anm.) nicht schon in der stmk ja sagen machen wir das in wien. LG m.“Amon soll laut Zackzack frohlockt haben: „Danke Dir fur̈ die Info. Freue mich sehr. GlG Werner.“

Lediglich Amon gab in dem Bericht eine Stellungna­hme ab und erklärte, dass er sich nicht mehr an die Vorkommnis­se erinnern könne.

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