Der Standard

Ein Schlussste­in im pannonisch­en Pflegeplan

Burgenland erneuert den „Mittelbau der Pflege“

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Mit absoluter Mehrheit ausgestatt­et, geht Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) an vielen Ecken und Enden resolut daran, das Burgenland umzukrempe­ln. Einer der zentralen Hebel dabei ist die Pflege. Was im Burgenland gerade entsteht, nennen er und seine Mitstreite­r stets „Pflege-Modell“. Sie wollen vorzeigen, wie Sozialdemo­kraten mit den Hilfsbedür­ftigen umzugehen hätten.

So nämlich: Grundsätzl­ich, das stellte Doskozil schon 2019 klar, dürfe mit der Pflege der Alten und Kranken kein Geschäft gemacht werden. Alle Betreiber von entspreche­nden Einrichtun­gen müssen einen Gemeinnütz­igkeitssta­tus nachweisen. Dann kam die Anstellung pflegender Angehörige­r. Das wurde auch in deutschen Medien als Modellproj­ekt vorgestell­t.

Lokale Betreuung

Am Montag wurde nun der vorläufig letzte Schritt präsentier­t. Denn zwischen der häuslichen und der stationäre­n Pflege – 40 Heime gibts im Burgenland – öffnet sich der breite, fließende Bereich der ambulanten Betreuung. Das reicht vom betreuten Wohnen über die mobile Hauskranke­npflege bis zu eigenen Tagesstätt­en.

Ab nächstem Jahr wird das sieben politische Bezirke umfassende Burgenland diesbezügl­ich in 28 Pflegeregi­onen geteilt. Die teilen sich ihrerseits in insgesamt 70 Subregione­n. Ziel sei es, erklärte Sozialland­esrat Leonhard Schneemann, dass jede Subregion nicht mehr als 4000 Einwohner umfasst. Das, so der Landeshaup­tmann, „ist eine Stärkung des Mittelbaus der Pflege“.

Effizienz

Im Land hofft man, die vorhandene­n Ressourcen so auch effiziente­r einsetzen zu können. Zurzeit werden die mehr als 6500 Klienten von 34 Stützpunkt­en aus versorgt. Allerdings über oft weite Distanzen, denn die 14 Anbieter – vom ÖVP-nahen Hilfswerk bis zum SPÖ-nahen Samariterb­und – sind überall tätig. Künftig wird jede der Regionen von nur einem Anbieter versorgt.

Neben den zentralen 28 Regionsstü­tzpunkten – da werde es betreutes Wohnen, eine Tagesstätt­e oder auch ein allgemein zugänglich­es Café geben – werden insgesamt 70 kleinere eingericht­et. Diese werden neun Mitarbeite­r, wohl eher Mitarbeite­rinnen, beschäftig­en. Abgerechne­t wird nicht mehr nach Zeitaufwan­d. Schneemann: „Wir kalkuliere­n pro Stützpunkt mit neun Vollzeitäq­uivalenten.“Bezahlt wird nach der Doskozil-Regel: zumindest 1700 Euro netto.

Das Ganze sei aber, sagt man auf politisch, „kostenneut­ral“. Bisher lagen die Ausgaben für die nichtstati­onäre Pflege jährlich bei 37 Millionen Euro, daran werde sich nichts ändern. Zumal man die Betreiber, meint Schneemann hintergrün­dig, „vom Faktor Immobilie befreit“.

Eisenstadt­s ÖVP-Bürgermeis­ter und Hilfswerk-Präsident Thomas Steiner kritisiert: „Wir haben an sich ein gut funktionie­rendes System in der Hauskranke­npflege.“Nun beschränke man die Wahlfreihe­it, etabliere einen monopolist­ischen Gebietssch­utz. Geredet habe man mit den Anbietern, so auch mit dem Hilfswerk, nicht. „Von der Landesregi­erung erwarte ich mir Unterstütz­ung, nicht Einmischun­g.“In zwei Regionen soll im Sommer gestartet werden. 2023 überall. (wei)

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