Der Standard

Wenn die Institutio­nen beschädigt werden

- Hans.rauscher@derStandar­d.at

WEin Staat funktionie­rt durch seine Institutio­nen – Bundesregi­erung, Regionalre­gierungen, Parlament, Justiz, Sicherheit­skräfte, allgemeine Verwaltung, Sozialvers­icherungen, Management der staatsnahe­n oder staatliche­n Unternehmu­ngen und so weiter. enn das Vertrauen in diese Institutio­nen erschütter­t wird, ist auch bis zu einem gewissen Grad das Vertrauen in diesen Staat und seine demokratis­chen Institutio­nen unterminie­rt. Das trägt im Normalfall zu einer gewissen Verlotteru­ng der politische­n und institutio­nellen Kultur bei – „Die da oben machen das ja auch so, warum darf ich nicht?“–, unter gewissen äußeren Umständen kann das staats- und demokratie­gefährdend sein. Die Bürgerinne­n und Bürger müssen das berechtigt­e Gefühl haben, dass sie halbwegs gut, fair, korruption­sfrei und kompetent regiert werden, sonst gerät zu viel ins Rutschen.

Wir erleben derzeit – konkret seit den letzten paar Jahren –, dass es mit dem guten Regieren nicht sehr weit her ist. Es gibt zwei Hauptprobl­eme: Je länger die Pandemie dauert, desto mehr stellt sich heraus, dass es an Kompetenz mangelt. Corona war für alle ein Lernprozes­s, auch für die Politik. Da mussten notgedrung­en Fehler gemacht werden.

Aber dass es im dritten Jahr der Pandemie kein verlässlic­hes statistisc­hes System gibt, wie viele Neuinfekti­onen wir überhaupt haben – das allein schädigt das Vertrauen.

Das zweite große Thema sind die Korruption, Postenscha­cherei und die schlichte Missachtun­g aller Prinzipien guten Regierens, die in immer neuen Chats auftauchen. Betroffen sind davon Kernbereic­he des Staates, nämlich die Justiz und die Sicherheit­sstruktur (Innenminis­terium). Die jüngsten Entwicklun­gen und Enthüllung­en sind niederschm­etternd. Die Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs, Elisabeth Lovrek, hat soeben eine Vizepräsid­entin dieses Höchstgeri­chts, Eva Marek, de facto degradiert. Ein völlig ungewöhnli­cher Vorgang. Marek hat sich von der ÖVP für eine abenteuerl­iche Intrige einspannen lassen, um den Aufstieg zweier nicht genehmer Staatsanwä­ltinnen zu verhindern. Als der dafür erwartete oder zugesagte Lohn in Form eines eigenen Wunschpost­ens ausblieb, schrieb sie wütende SMS an den damaligen Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er, in denen sie sich sarkastisc­h für die „Vorführung vor der Personalko­mmission“bedankt.

Wenig später kamen über das Onlinemaga­zin Zackzack Chats des ehemaligen mächtigen Kabinettsc­hefs im Innenminis­terium, Michael Kloibmülle­r, ans Licht, in denen es um Einfärben und Postenscha­cher in krudester Weise geht.

War doch immer so! Auch unter anderen Parteien! Das ist die Reaktion der meisten „gelernten Österreich­er“auf diese Enthüllung­en. Mag sein, aber das ist irrelevant. Wir leben im Hier und Heute, und da eröffnet sich ein Sittenbild, auf das reagiert werden muss. m es klar zu sagen: Der Aufräumpro­zess ist noch lange nicht abgeschlos­sen, das (türkise) System, aus dem das alles kommt, existiert in diversen personelle­n Konstellat­ionen noch weiter und belastet schlicht und einfach die Kanzlersch­aft Karl Nehammers. Zu viele inkompeten­te und fragwürdig­e Personen haben noch etwas zu reden. Nehammer muss sich davon lösen, wenn er eine Chance haben will.

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