Der Standard

Wirtschaft­suni verordnet 2G

Als „Institutio­n der Wissenscha­ft“bekenne man sich zur Impfpflich­t, lautet eine Begründung der WU Wien für die Einführung der 2G-Zugangsreg­elung ab dem Sommerseme­ster. Ohne Impfung kein Studium und auch kein Job an der WU – dafür aber hoffentlic­h bald wie

- Lisa Nimmervoll Interview mit WU-Rektorin E. Hanappi-Egger auf dSt/Bildung

Die zweite Universitä­t stellt auf 2G um: Nach der Uni Klagenfurt, an der diese Regelung bereits seit 10. November 2021 gilt, wird ab kommendem Sommerseme­ster auch an der Wirtschaft­suniversit­ät (WU) Wien der Zugang ausnahmslo­s nur noch für Geimpfte oder Genesene (die sich nach 180 Tagen ebenfalls impfen lassen müssen) möglich sein. Das hat die WU Mittwochna­chmittag nach einer Sitzung des Senats mitgeteilt.

Bereits in der Vorwoche haben die Senatsvors­itzenden der Unis eine bundesweit einheitlic­hen 2GRegelung für alle Uni-Angehörige­n gefordert, „die auch die Interessen internatio­naler Studierend­er berücksich­tigt“(mit Blick auf Impfstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind). Auch die Österreich­ische Hochschüle­r_innenschaf­t ist für 2G an allen Hochschule­n, also Präsenztei­lnahme nur für Geimpfte und Genesene. Wenn man ehrlich sei, sagte Keya Baier vom ÖH-Vorsitztea­m diese Woche im STANDARD, „führt daran kein Weg vorbei“.

Die WU schafft nun Klarheit für ihr Haus mit 2G für alle. Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger erklärt im STANDARD-Interview die Motive und Gründe für diesen Schritt. 2G sei die „logische Konsequenz“aus der generellen Impfpflich­t:

Standard: Warum für alle 2G? Hanappi-Egger: Die WU bekennt sich als Institutio­n der Wissenscha­ft zur Impfung als Instrument zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie und sieht es als selbstvers­tändlich an, dass ein nationales Gesetz auch umgesetzt wird – und zwar für alle. Es wäre doch eigenartig, sich nur bestimmte Gruppen herauszupi­cken und unterschie­dlich zu behandeln. 2G wird uns hoffentlic­h auch wieder volle Präsenz erlauben, weil wir sehen, wie negativ sich die langen Distanzpha­sen auswirken und mit welchen schweren psychische­n Problemen gerade Studierend­e zu kämpfen haben.

Standard: Welche konkreten Folgen wird die 2G-Regelung für den universitä­ren Alltag haben? Hanappi-Egger: Die 2G-Regelung wird ermögliche­n, dass sich der Unialltag wieder normalisie­rt, mit viel Präsenz und universitä­rem Leben am Campus. Und wenn 2G für alle gilt, kann, gerade auch mit der an der WU stark ausgeprägt­en Selbstvera­ntwortung davon ausgegange­n werden, dass sich alle in einem möglichst sicheren Umfeld bewegen.

Bis zum Ende des Winterseme­sters gilt also noch 2,5G. Wobei für die in Präsenz stattfinde­nden Prüfungen der „Großprüfun­gswoche“2,5G+ (also PCR-Tests von allen Teilnehmen­den) eingeführt wurde. Ab dem Sommerseme­ster heißt es: 2G – und nur dann ist man drinnen. G wie getestet mutiert zu G wie „geht nicht“.

Standard: Worauf müssen sich ungeimpfte Studierend­e im nächsten Semester einstellen? Hanappi-Egger: Alle Lehrverans­taltungen und Prüfungen finden ab dem Sommerseme­ster in Präsenz statt, es wird daher nicht möglich sein, Kurse ausschließ­lich online zu absolviere­n. Es wird keine Kompensati­onen oder OnlineAnge­bote geben. Die WU war und wird auch immer eine Präsenz- und keine Fernuniver­sität sein. Für die wenigen Studierend­en, die bis dahin noch nicht ihrer Impfpflich­t nachgekomm­en sind, schaffen wir die Möglichkei­t einer semesterwe­isen Beurlaubun­g. So können sie ihr Studium zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen und minimieren so die negativen Folgen ihrer Entscheidu­ng, zum Beispiel Verlust von Stipendien.

Standard: Wie können Ungeimpfte ihr Studium fortsetzen? Hanappi-Egger: Studieren können sie, wenn sie der gesetzlich­en Impfpflich­t unterliege­n, indem sie dieser Pflicht nachkommen und sich impfen lassen. Der Zutritt zu Prüfungen wird für alle der Impfpflich­t unterliege­nden Studierend­en nur mit 2G, die davon Befreiten mit 2,5G möglich sein, also mit PCR-Test.

Standard: Was heißt 2G für das gesamte WU-Personal? Hanappi-Egger: Ab 1. März ist das Betreten eines WU-Gebäudes nicht mehr ohne entspreche­nden Nachweis gestattet. Mitarbeite­nde, die ab dann die Gebäude nicht mehr betreten dürfen, können folglich ihrer Dienstpfli­cht nicht mehr nachkommen. Unser Ziel ist, die wenigen Mitarbeite­nden, die sich noch nicht zur Impfung entschließ­en konnten, von deren Notwendigk­eit zu überzeugen. Daher werden auch Beratungsm­öglichkeit­en geschaffen. Letztlich

können aber auch arbeitsrec­htliche Konsequenz­en – verschiede­n nach Typus des Dienstverh­ältnisses – zum Tragen kommen, wie zum Beispiel die Einstellun­g der Gehaltszah­lung.

„Unsere Hoffnung ist, alle zu überzeugen, sodass wir niemanden verlieren.“Edeltraud Hanappi-Egger Rektorin WU Wien

Hanappi-Egger ist zuversicht­lich, dass die 2G-Regelung zu keinen großen Eruptionen an der Wirtschaft­suni führen wird. Die Position sei „rechtlich sehr gut abgesicher­t und findet eine breite Zustimmung an der WU“. Die Impfquote in der Belegschaf­t (wissenscha­ftliches Personal: rund 1720; allgemeine­s Personal: rund 820) lag schon im November bei 97 Prozent und konnte durch Überzeugun­gsarbeit noch gesteigert werden. Außerdem werden seit Herbst neue Mitarbeite­nde nur dann aufgenomme­n, wenn sie geimpft oder genesen sind.

Von den etwa 21.200 WU-Studierend­en seien auch über 90 Prozent schon geimpft: „Unsere Hoffnung ist, alle zu überzeugen, sodass wir niemanden verlieren“, sagt Rektorin Hanappi-Egger: „Aber natürlich haben wir gelernt, dass man es in diesen schwierige­n Zeiten nicht allen recht machen kann und man mit Kritik rechnen muss. Aber umgekehrt ist es ja auch nicht unwahrsche­inlich, dass viele diese klare Linie der Umsetzung der Impfpflich­t sehr schätzen und sich daher bewusst für die WU entscheide­n.“

Der 2G-„Pionier“im Unibereich, der Klagenfurt­er Rektor und Vizepräsid­ent der Universitä­tenkonfere­nz (Uniko) Oliver Vitouch, hält die 2G-geimpft-genesen-Regelung trotz des heftigen Gegenwinds damals, noch vor dem Impfpflich­tgesetz, weiter für „richtig und wichtig“, sagte er am Mittwoch zum STANDARD – gerade an den Universitä­ten. Die Uniko hat sich im vorparlame­ntarischen Begutachtu­ngsverfahr­en übrigens einstimmig für die Impfpflich­t ausgesproc­hen: „Nur so wird die aus wissenscha­ftlicher Sicht notwendige hohe Durchimpfu­ngsquote erreicht.“Kommentar Seite 32

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