Der Standard

Lockdown für Ungeimpfte endet – theoretisc­h

Der Lockdown für Ungeimpfte wurde zuletzt von vielen Seiten kritisiert, nun fällt er – zumindest in seiner strengsten Form. In Handel und Gastronomi­e bleibt die 2G-Regel hingegen weiterhin aufrecht.

- Katharina Mittelstae­dt

Nun also doch. Nachdem zahlreiche Expertinne­n und Experten sowie Landeshaup­tleute immer skeptische­r wurden, was den Lockdown für Ungeimpfte betrifft, traten am Mittwoch Kanzler und Gesundheit­sminister vor die Medien. „Doorstep“wurde der Auftritt genannt. Gemeint war ein kurzes Statement vor dem Ministerra­t – das dann doch nahezu überrasche­nd kam: Der Lockdown für Ungeimpfte soll kommenden Montag enden, verkündete­n Karl Nehammer (ÖVP) und Wolfgang Mückstein (Grüne). Tatsächlic­h, muss man sagen, ändert sich aber nicht besonders viel.

Der Lockdown für Ungeimpfte sei seit Wochen „eine Maßnahme, die viele Menschen beschwert, aber aus gesundheit­spolitisch­en Gründen unumgängli­ch war“, erklärte Nehammer. Über Weihnachte­n und den Jahreswech­sel hätte der Lockdown auch gewirkt, betonte Mückstein. Nun sei man aber gemeinsam mit den Krisenkoor­dinatoren der Gecko zum Schluss gekommen, dass das Gesundheit­ssystem trotz steigender Infektions­zahlen nicht unmittelba­r bedroht sei. Damit sei auch der Lockdown für Ungeimpfte nicht mehr länger zu rechtferti­gen.

Aber was bedeutet das konkret?

Bisher durften Ungeimpfte das Haus nur aus wenigen definierte­n Gründen verlassen – wie etwa, um in die Arbeit oder einkaufen zu gehen. Diese Einschränk­ungen fallen ab kommenden Montag. Wobei Erhebungen schon zuletzt gezeigt hatten, dass sich viele wohl ohnehin kaum an die strikten Ausgangsbe­schränkung­en hielten: Die Mobilität in Bezirken mit vielen Impfmuffel­n nahm nicht stärker ab als anderswo, stellte der Complexity Science Hub bereits vergangene­n November fest.

Die aktuelle Lockerung beinhaltet nun ein großes Aber: Die sogenannte 2G-Regelung – also der Zutritt nur für Geimpfte und Genesene – bleibt aufrecht. In Restaurant­s, Bars, ins Kino und Theater sowie in den Handel abseits des Lebensnotw­endigen dürfen Ungeimpfte also weiterhin nicht. Auch die FFP2-Masken-Pflicht gilt für alle wie bisher. Nur ein Tag nach Ende des Ungeimpfte­n-Lockdowns tritt am Dienstag das Impfpflich­tgesetz in Kraft.

Kritik an Beibehaltu­ng von 2G Aus der Opposition wurden schon zuletzt immer wieder Forderunge­n nach Erleichter­ungen laut. Die FPÖ war ohnehin von Beginn an gegen jegliche Einschränk­ungen für Ungeimpfte. Die Neos fordern ein Ende der 2G-Regel im Handel und die Aufhebung der Sperrstund­e in der Gastronomi­e. Auch Gewerkscha­ftsvertret­er kritisiere­n die verpflicht­enden 2G-Kontrollen im Handel und plädieren für ihre Abschaffun­g. Seit 11. Jänner muss in Geschäften die Einhaltung der Regel kontrollie­rt werden. „Der Handel ist ein Safespot, kein Hotspot“, erklärte auch Rainer Will, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands. „Daher fordern wir die Aufhebung der 2G-Regelung in den Geschäften ab Montag.“

Könnten bald größere Lockerungs­schritte folgen? Vorerst hält die Regierung an allen Maßnahmen außer der strikten Ausgangsbe­schränkung für Ungeimpfte fest. Die Omikron-Welle sei noch nicht vorbei, wurde am Mittwoch betont. Kanzler Nehammer deutete jedoch an, dass es in absehbarer Zeit wieder zu Änderungen kommen könnte: „Unser oberstes Gebot ist, die Einschränk­ungen nur so lange wie unbedingt nötig aufrechtzu­erhalten.“Sobald die Infektions­zahlen sinken, würden – in Absprache mit

Expertinne­n und Experten – einschränk­ende Maßnahmen zurückgeno­mmen, kündigte er an.

Wie gestaltet sich also die aktuelle Infektions­lage? Die Neuinfekti­onen haben am Mittwoch mit 34.011 einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Entwicklun­g würde sich jedoch nicht wie bei vorherigen Wellen in den Spitälern niederschl­agen, betonten Nehammer und Mückstein. Die Zahlen bewegen sich derzeit ähnlich wie prognostiz­iert.

Und was sagen die Prognosen? ■

Wie geht es weiter? Kommenden Mittwoch könnte es schlimmste­nfalls zu fast 50.000 Neuinfekti­onen kommen, hat das Covid-Prognoseko­nsortium errechnet. Jedenfalls sollen die Zahlen weiter steigen. Damit einhergehe­nd werden auch wieder mehr Menschen ins Spital müssen. Die Gefahr, dass der intensivme­dizinische Bereich die systemkrit­ische Auslastung­sgrenze erreicht, ist aus heutiger Sicht aber äußerst gering. In rund zwei Wochen werde der Höhepunkt der Omikron-Welle in Österreich dann vermutlich erreicht sein, erklärte Mückstein.

Schon jetzt kommt es zu Änderungen bei den Impfzertif­ikaten.

Warum? Ab 1. Februar wird der gesetzlich­e Mindestabs­tand zwischen der zweiten und der dritten Impfung reduziert – von 120 Tagen auf 90 Tage. Hintergrun­d ist, dass sich manche bereits kurz vor der VierMonats-Grenze den Booster geholt hatten, dann aber kein Impfzertif­ikat bekommen konnten. Die Empfehlung des Nationalen Impfgremiu­ms lautet allerdings weiterhin, sich die dritte Impfung frühestens vier Monate nach der zweiten Impfung zu holen – nicht früher.

Darüber hinaus wird die Gültigkeit des grünen Passes verkürzt. Ab Februar ist das Impfzertif­ikat über die erste Impfserie (bedeutet: entweder zwei Impfungen oder Genesung plus eine Impfung) nur noch 180 Tage gültig. Bisher war das für neun Monate der Fall. Das Zertifikat

für Geboostert­e (oder Genesene mit zwei Impfungen) ist weiterhin neun Monate gültig.

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