Mehr als 42.000 neue Parkpickerln beantragt
Ab 1. März wird Wien zur fast flächendeckenden Kurzparkzone. Bis dahin rechnet die Stadt mit weiteren rund 130.000 Anträgen fürs Parkpickerl. Pendlerinnen und Pendler sollen auf Öffis umsteigen.
In rund einem Monat ist es so weit: Ab 1. März wird Wien in den bewohnten Gebieten zur fast flächendeckenden Kurzparkzone. Auf öffentlichen Stellplätzen gratis parken gehört dann auch in den Bezirken Simmering, Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing der Vergangenheit an.
Mit der größten Erweiterung der Parkpickerlzone werden insgesamt gleich 229.000 weitere Parkplätze werktags kostenpflichtig. Das ist fast eine Verdopplung zum Status quo: In den bisherigen Pickerlbezirken stehen 244.000 Stellplätze auf öffentlichem Grund zur Verfügung. Ein Parkpickerl beantragen können nur Wienerinnen und Wiener für ihren Wohnbezirk sowie etwaige Überlappungszonen.
Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) bezeichnete die wienweite Parkraumbewirtschaftung am Mittwoch als „Meilenstein für den Klimaschutz“. Dadurch werde der Pendlerverkehr reduziert, es gebe mehr Platz für Wienerinnen und Wiener, und die Lebensqualität werde erhöht.
Die Maßnahme ist aber auch Grundvoraussetzung, um angepeilte Klimaziele zu erreichen. Bis 2030 – das ist in acht Jahren – soll der Anteil der Pkw-Pendler, die nach Wien kommen, halbiert werden. Dasselbe Ziel gilt für CO2-Emissionen im Verkehr. Das hat sich die rot-pinke Stadtregierung vorgenommen. Aktuell pendeln laut Arbeiterkammer 120.000 Personen mit dem Pkw nach Wien zur Arbeit. Bis 2040 will Wien CO2-neutral sein.
Pendler sollen umsteigen
Mit der fast wienweiten Kurzparkzone ist es für Pendlerinnen und Pendler jedenfalls nicht mehr möglich, ihre Fahrzeuge in bisher pickerlfreien Bezirken kostenfrei abzustellen. Sie sollen dazu motiviert werden, auf Öffis umzusteigen – und das Auto in Park-&-RideAnlagen oder vor den Toren Wiens abzustellen. Das bringt freilich auch Umlandgemeinden unter Zugzwang: Diese befürchten, selbst zugeparkt zu werden. Schwechat und Perchtoldsdorf haben als Reaktion auf das Wiener Parkpickerl bereits eigene Kurzparkzonen angekündigt (siehe Artikel unten).
Die Wiener ÖVP befürchtet, dass sich durch das Parkpickerl Engpässe beim Lehrpersonal verschärfen könnten. Die Türkisen fordern, dass auch pendelnde Lehrkräfte sowie Kindergartenpädagoginnen aus Niederösterreich oder dem Burgenland
Anspruch aufs Parkpickerl bekommen. Geteilt wird das Ansinnen von den Freiheitlichen.
Von der Stadt kam aber eine Absage. Ausnahmen können hauptsächlich jene Beschäftigten ohne Hauptwohnsitz in Wien beantragen, deren Dienstbeginn beziehungsweise deren Arbeitsende regelmäßig außerhalb der Betriebszeiten der Öffis liegt. Definiert wurde hier vor 5.30 Uhr – oder nach 24 Uhr. Personen, die einen Nebenwohnsitz in einem Kleingarten haben, können ein „Saisonpickerl“beantragen. Auch Betriebe können unter bestimmten Voraussetzungen Pickerln für Firmenautos lösen, dasselbe gilt für Betriebe mit Servicetätigkeiten. Ausnahmen sind auch für Kundenfahrzeuge von Kfz-Betrieben, Hotels und Pensionen möglich.
Der Andrang aufs Parkpickerl ist groß: Bis Mittwoch wurden mehr als 42.000 Anträge für die neuen Bezirke eingereicht, wie es aus der Stadt auf Anfrage zum STANDARD hieß. Gerechnet wird insgesamt aber mit bis zu 175.000 Anträgen – und mit einem starken Anstieg der Bestellungen, je näher der 1. März kommt, sagte ein Sprecher der zuständigen Magistratsabteilung. „Umso wichtiger ist die Onlinebestellung, die Kosten spart und bequem von zu Hause aus erledigt werden kann.“Diese ist unter wien.gv.at/parkpickerl möglich. Das Pickerl kostet künftig einheitlich zehn Euro pro Monat. Die Kurzparkzonenregelung gilt dann in allen Bezirken von Montag bis Freitag von neun bis 22 Uhr für eine maximale Parkdauer von zwei Stunden.
2000 Verkehrsschilder
Um auf die neuen Kurzparkzonen hinzuweisen, werden rund 2000 Verkehrsschilder montiert. Viele wurden schon aufgestellt, die Tafeln selbst sind aktuell aber noch verhüllt. 250 zusätzliche Parksheriffs werden aufgenommen, im Endausbau sollen dann rund 880 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kurzparkzonen kontrollieren.
Ausgenommen vom Parkpickerl sind abseits von Grüngebieten der Senderparkplatz in Floridsdorf oder die Industriegebiete Inzersdorf und Brunner Straße in Liesing, wo an beiden Straßenseiten Gewerbegründe liegen. Auch Teile von Kalksburg oder Kaltenleutgeben sind pickerlfrei. Die Parkausnahmen beim Oberen Heuberg (Hernals) sowie in der Mauerbachstraße nach der Hohen Wand Wiese und in Wolfersberg (beides in Penzing) bleiben.