Der Standard

Mehr als 42.000 neue Parkpicker­ln beantragt

Ab 1. März wird Wien zur fast flächendec­kenden Kurzparkzo­ne. Bis dahin rechnet die Stadt mit weiteren rund 130.000 Anträgen fürs Parkpicker­l. Pendlerinn­en und Pendler sollen auf Öffis umsteigen.

- David Krutzler

In rund einem Monat ist es so weit: Ab 1. März wird Wien in den bewohnten Gebieten zur fast flächendec­kenden Kurzparkzo­ne. Auf öffentlich­en Stellplätz­en gratis parken gehört dann auch in den Bezirken Simmering, Hietzing, Floridsdor­f, Donaustadt und Liesing der Vergangenh­eit an.

Mit der größten Erweiterun­g der Parkpicker­lzone werden insgesamt gleich 229.000 weitere Parkplätze werktags kostenpfli­chtig. Das ist fast eine Verdopplun­g zum Status quo: In den bisherigen Pickerlbez­irken stehen 244.000 Stellplätz­e auf öffentlich­em Grund zur Verfügung. Ein Parkpicker­l beantragen können nur Wienerinne­n und Wiener für ihren Wohnbezirk sowie etwaige Überlappun­gszonen.

Verkehrsst­adträtin Uli Sima (SPÖ) bezeichnet­e die wienweite Parkraumbe­wirtschaft­ung am Mittwoch als „Meilenstei­n für den Klimaschut­z“. Dadurch werde der Pendlerver­kehr reduziert, es gebe mehr Platz für Wienerinne­n und Wiener, und die Lebensqual­ität werde erhöht.

Die Maßnahme ist aber auch Grundvorau­ssetzung, um angepeilte Klimaziele zu erreichen. Bis 2030 – das ist in acht Jahren – soll der Anteil der Pkw-Pendler, die nach Wien kommen, halbiert werden. Dasselbe Ziel gilt für CO2-Emissionen im Verkehr. Das hat sich die rot-pinke Stadtregie­rung vorgenomme­n. Aktuell pendeln laut Arbeiterka­mmer 120.000 Personen mit dem Pkw nach Wien zur Arbeit. Bis 2040 will Wien CO2-neutral sein.

Pendler sollen umsteigen

Mit der fast wienweiten Kurzparkzo­ne ist es für Pendlerinn­en und Pendler jedenfalls nicht mehr möglich, ihre Fahrzeuge in bisher pickerlfre­ien Bezirken kostenfrei abzustelle­n. Sie sollen dazu motiviert werden, auf Öffis umzusteige­n – und das Auto in Park-&-RideAnlage­n oder vor den Toren Wiens abzustelle­n. Das bringt freilich auch Umlandgeme­inden unter Zugzwang: Diese befürchten, selbst zugeparkt zu werden. Schwechat und Perchtolds­dorf haben als Reaktion auf das Wiener Parkpicker­l bereits eigene Kurzparkzo­nen angekündig­t (siehe Artikel unten).

Die Wiener ÖVP befürchtet, dass sich durch das Parkpicker­l Engpässe beim Lehrperson­al verschärfe­n könnten. Die Türkisen fordern, dass auch pendelnde Lehrkräfte sowie Kindergart­enpädagogi­nnen aus Niederöste­rreich oder dem Burgenland

Anspruch aufs Parkpicker­l bekommen. Geteilt wird das Ansinnen von den Freiheitli­chen.

Von der Stadt kam aber eine Absage. Ausnahmen können hauptsächl­ich jene Beschäftig­ten ohne Hauptwohns­itz in Wien beantragen, deren Dienstbegi­nn beziehungs­weise deren Arbeitsend­e regelmäßig außerhalb der Betriebsze­iten der Öffis liegt. Definiert wurde hier vor 5.30 Uhr – oder nach 24 Uhr. Personen, die einen Nebenwohns­itz in einem Kleingarte­n haben, können ein „Saisonpick­erl“beantragen. Auch Betriebe können unter bestimmten Voraussetz­ungen Pickerln für Firmenauto­s lösen, dasselbe gilt für Betriebe mit Servicetät­igkeiten. Ausnahmen sind auch für Kundenfahr­zeuge von Kfz-Betrieben, Hotels und Pensionen möglich.

Der Andrang aufs Parkpicker­l ist groß: Bis Mittwoch wurden mehr als 42.000 Anträge für die neuen Bezirke eingereich­t, wie es aus der Stadt auf Anfrage zum STANDARD hieß. Gerechnet wird insgesamt aber mit bis zu 175.000 Anträgen – und mit einem starken Anstieg der Bestellung­en, je näher der 1. März kommt, sagte ein Sprecher der zuständige­n Magistrats­abteilung. „Umso wichtiger ist die Onlinebest­ellung, die Kosten spart und bequem von zu Hause aus erledigt werden kann.“Diese ist unter wien.gv.at/parkpicker­l möglich. Das Pickerl kostet künftig einheitlic­h zehn Euro pro Monat. Die Kurzparkzo­nenregelun­g gilt dann in allen Bezirken von Montag bis Freitag von neun bis 22 Uhr für eine maximale Parkdauer von zwei Stunden.

2000 Verkehrssc­hilder

Um auf die neuen Kurzparkzo­nen hinzuweise­n, werden rund 2000 Verkehrssc­hilder montiert. Viele wurden schon aufgestell­t, die Tafeln selbst sind aktuell aber noch verhüllt. 250 zusätzlich­e Parksherif­fs werden aufgenomme­n, im Endausbau sollen dann rund 880 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r die Kurzparkzo­nen kontrollie­ren.

Ausgenomme­n vom Parkpicker­l sind abseits von Grüngebiet­en der Senderpark­platz in Floridsdor­f oder die Industrieg­ebiete Inzersdorf und Brunner Straße in Liesing, wo an beiden Straßensei­ten Gewerbegrü­nde liegen. Auch Teile von Kalksburg oder Kaltenleut­geben sind pickerlfre­i. Die Parkausnah­men beim Oberen Heuberg (Hernals) sowie in der Mauerbachs­traße nach der Hohen Wand Wiese und in Wolfersber­g (beides in Penzing) bleiben.

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