Der Standard

Es ist ein Giebelkreu­z mit Djokovic

Stolz hatte die Raiffeisen Bank Internatio­nal ihren neuen Markenbots­chafter Novak Djokovic präsentier­t. Nach der Aufregung bei den Australian Open samt Ausweisung des Serben weicht das Unternehme­n Fragen aus.

- Fritz Neumann

Das Raiffeisen-Statement ist gewisserma­ßen ein Klassiker. Es lautet: „Wir haben uns mit Novak Djokovic aufgrund seines hohen Ansehens in Zentral- und Osteuropa, das er aufgrund seiner herausrage­nden sportliche­n Erfolge und seines sozialen Engagement­s genießt, auf eine mehrjährig­e Partnersch­aft geeinigt. Diese Entscheidu­ng der RBI erfolgte lange Zeit vor der aktuellen Berichters­tattung rund um Novak Djokovic und seinen Covid-19-Impfstatus beziehungs­weise seine Teilnahme an den Australian Open. Wir beobachten derzeit die Situation.“

Das Problem wäre demnach die Berichters­tattung und nicht die Tatsache, dass der weltbeste Tennisspie­ler ungeimpft zum ersten Grand-Slam-Turnier nach Melbourne flog, bei der Einreise falsche Angaben machte und nach zehntägige­r Aufregung wieder ausreisen musste. Djokovic-Sponsoren, allen voran Lacoste, waren daraufhin etwas vom Serben abgerückt oder hatten gar angekündig­t, auf ihn einwirken zu wollen. Bei RBI-Marketingc­hef Christoph Kullnig fragte der STANDARD vergeblich um ein Gespräch an. Über das Statement hinaus, hieß es, wolle man „das Thema nicht kommentier­en“.

Die Fragen wären auf der Hand gelegen. Was bedeutet das Nichtantre­ten des RBI-Markenbots­chafters in Australien für das Unternehme­n? Was würde es bedeuten, wenn der ungeimpfte Djokovic weitere große Turniere versäumt? Wie sehr litt sein Image, wie sehr leidet ein Sponsor wie Raiffeisen mit? Oder könnte die Popularitä­t von Djokovic da und dort vielleicht sogar gestiegen sein? Wäre es für RBI wichtig, dass Djokovic sich impfen lässt? Wie soll sich die Partnersch­aft weiterentw­ickeln? Und schließlic­h: War sein Impfstatus bei Vertragsab­schluss kein Thema? Da hatte es ja längst schon die Aufregung bei der von Djokovic veranstalt­eten Adria-Tour gegeben, die für ihn und etliche andere Spieler auch Coronaviru­s-Infektione­n zur Folge hatte.

Doch all die Fragen bleiben vorerst unbeantwor­tet. Mitte 2021 hatte RBI-Marketingc­hef Kullnig in der Raiffeisen­zeitung noch erklärt, im Abschluss der mehrjährig­en Partnescha­ft mit Djokovic könne man „den ersten Footprint meiner Tätigkeit sehen“. Laut Kullnig, zuvor bei Runtastic tätig, wolle die RBI „den positiven Imagetrans­fer der Nummer eins im Tennis nutzen“. RBI und Djokovic hätten „sehr ähnliche Werte, daher glauben wir, dass unsere Partnersch­aft perfekt passt, um eine Brücke ins gesamte Netzwerk der RBI zu schlagen“.

Studien würden belegen, dass Testimonia­ls die Wahrnehmun­g erhöhen. „Ist eine bekannte Persönlich­keit wie Hermann Maier oder Novak Djokovic auf einem Plakat, wirft man einen zweiten Blick darauf, weil man etwas Bekanntes sieht“, so Kullnig in der Raiffeisen­zeitung. Im Fall von Djokovic ergab auch eine Umfrage, dass der Tennisstar in Zentral- und Osteuropa „nahezu ein ‚perfect match‘ sei – wiewohl in Österreich die Ergebnisse ganz anders aussehen“.

Wie das Ergebnis einer aktuellen Umfrage aussehen würde, das wäre nicht uninteress­ant. So oder so könnte Novak Djokovic beim ATPTurnier in Dubai (ab 14. Februar) ein Comeback geben. Er steht auf der Teilnehmer­liste, und für die Einreise reicht nach derzeitige­m Stand ein negativer PCR-Test.

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Foto: EPA / James Ross Novak Djokovic, seit April 2021 mit Raiffeisen im Bunde.

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