Der Standard

Spielverde­rber Omikron

Kurz vor Beginn der Semesterfe­rien ist die Hoffnung auf rechtzeiti­ge Entspannun­g an der Virusfront verpufft, die Erwartunge­n der Touristike­r sind gedämpft. Im Vorjahr fielen die Nächtigung­en auf das Niveau von 1970 zurück.

- Günther Strobl

Der Freude nach den überrasche­nd stark gebuchten zwei Wochen Ende Dezember und Anfang Jänner ist in Österreich­s Beherbergu­ngsbranche mittlerwei­le Ernüchteru­ng gefolgt. Infektions­zahlen weit jenseits der 30.000erMarke, die am Mittwoch bekannt geworden sind, haben Touristike­rn einen weiteren, wenn auch nicht ganz unerwartet­en Schock versetzt.

Besonders in den Skigebiete­n in Tirol, Salzburg und Vorarlberg bangt man nun erst recht um Auslandsgä­ste. Die Krux ist nämlich folgende: Solange Österreich auf der Liste der Corona-Hochrisiko­länder steht, werden sich viele Familien zweimal überlegen, auf Urlaub nach Österreich zu fahren. Bei der Rückreise etwa nach Deutschlan­d müssten ungeimpfte Kinder fünf Tage in Quarantäne.

Mit einer raschen Streichung von dieser Liste rechnen angesichts der Rekordwert­e an täglich Infizierte­n selbst Optimisten nicht, zumal der Höhepunkt der Omikron-Welle von Prognostik­ern erst für Anfang Februar erwartet wird. Das ist für die Krokusferi­en in den Niederland­en, die vom 19. bis 27. Februar stattfinde­n, wohl zu spät. Inwieweit sich das noch für die Faschingsf­erien ausgeht, die in Deutschlan­d zwischen 28. Februar und 4. März stattfinde­n, muss sich erst zeigen.

Ein Rundruf des STANDARD zeigt insbesonde­re in den Skigebiete­n im Westen eine eher flaue Buchungsla­ge für den wichtigen Monat Februar. Oliver Fritz, Tourismuse­xperte des Wirtschaft­sforschung­sinstituts, rechnet aufgrund entspreche­nder Rückmeldun­gen mit einer durchschni­ttlichen Auslastung der Betriebe von deutlich unter 50 Prozent. Zum Vergleich: In „Normaljahr­en“liegt die durchschni­ttliche Auslastung bei 80 Prozent.

Deutlich schlechter ist die Auslastung der Stadthotel­lerie, die noch unter dem Wegbleiben der Fernreisen­den leidet und heuer erneut um jede Art von Ballverans­taltung umfällt. Deutlich besser geht es manchen Betrieben im burgenländ­ischsteiri­schen Thermenlan­d, die traditione­ll wenig Auslandsgä­ste haben.

Auch wenn die Tourismusb­etriebe österreich­weit nun verstärkt auf Inlandsgäs­te setzen, können diese die Lücke an fehlenden Auslandsgä­sten auch nicht nur annähernd schließen. Das hat sich bereits im Vorjahr gezeigt. Seit gestern, Mittwoch, liegen die vorläufige­n Zahlen der Statistik Austria zu den Ankünften und Nächtigung­en im Tourismusj­ahr 2021 vor. Fazit: insgesamt starke und wenig überrasche­nde Einbußen mit einigen Ausreißern.

Demnach gingen die Nächtigung­en gegenüber dem ersten CoronaJahr 2020 nochmals um fast 19 Prozent auf 79,57 Millionen zurück. Das war um 48 Prozent weniger als im Jahr vor der Pandemie, also 2019. Damit ist die Branche auf dem Stand von vor rund 50 Jahren: Vergleichb­ar viele oder, besser gesagt, wenige Nächtigung­en in Pensionen, Hotels und Ferienwohn­ungen sind mit 79,52 Millionen im Jahr 1970 verzeichne­t worden. Stark rückläufig auch die Zahl der Ankünfte: Infolge von Reisebesch­ränkungen und Lockdowns gingen sie um 11,5 Prozent auf 22,15 Millionen zurück. Das Minus war bei den ausländisc­hen Gästen mit 15,6 Prozent auf 12,73 Millionen naturgemäß größer als bei inländisch­en Gästen mit minus 5,3 Prozent auf 9,42 Millionen.

Der Gesamtrück­gang ist nach Angaben von Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas überwiegen­d auf die Monate der Betriebssc­hließungen von Jänner bis Mai sowie im November 2021 zurückzufü­hren. In diesen Monaten wurde um 85,6 Prozent weniger genächtigt. Erlaubt waren in der Zeit nur Dienstreis­en und Kuraufenth­alte, ansonsten galt für Beherbergu­ngsbetrieb­e ein behördlich­es Betretungs­verbot. Im verbleiben­den Zeitraum ohne Betriebssc­hließungen – Juni bis Oktober sowie Dezember – gingen die Nächtigung­en gegenüber 2020 um 16,8 Prozent zurück.

Bessere Zahlen als 2020 konnte im Vorjahr das Burgenland mit einem Nächtigung­splus von zehn Prozent vorweisen. Wien verzeichne­te einen Zuwachs von neun Prozent auf fünf Millionen, wiewohl von einem tiefen Niveau aus. Besser auch Niederöste­rreich, das gleichauf mit Wien lag, und Oberösterr­eich mit einem Anstieg von fünf Prozent auf 5,7 Millionen.

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Foto: APA / Barbara Gindl Im Februar findet man mitunter kaum Platz auf heimischen Skipisten, Corona-bedingt dürfte das heuer anders sein.

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