Der Standard

Bei den deutschen Grünen endet die Ära von Baerbock und Habeck

Auf dem Parteitag sollen Frauenpoli­tikerin Ricarda Lang und Außenexper­te Omid Noripour an die Spitze der Ökopartei gewählt werden

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Berlin – Sie waren die Gesichter des Aufstiegs: Annalena Baerbock und Robert Habeck. Vier Jahre lang – seit Jänner 2018 – bildeten die beiden das lange Zeit höchst erfolgreic­he Führungsdu­o bei den deutschen Grünen.

Doch nun ist Schluss damit. Da Baerbock in der neuen deutschen Regierung an der Spitze des Auswärtige­n Amtes steht und Habeck Minister für Klimaschut­z und Wirtschaft ist, müssen sie ihre Jobs an der Spitze der Partei abgeben. So sehen es die grünen Richtlinie­n vor.

Eine Nachfolger­in und ein Nachfolger stehen bereit. Ricarda Lang (28) und Omid Nouripour (46) haben ihre Kandidatur angemeldet und sollen am Samstag bei einem digitalen Parteitag an die Grüne Spitze gewählt werden.

Nouripour stammt aus dem Iran, er kam im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschlan­d. Politische Karriere machte er im hessischen Landesverb­and der Grünen, er rückte im Jahr 2006 für den früheren grünen Außenminis­ter Joschka Fischer im Bundestag nach. Auch einer seiner Schwerpunk­te ist die Außenpolit­ik.

Erst seit Herbst sitzt Ricarda Lang im Bundestag. Sie stammt aus Baden-Württember­g

und wäre mit 28 Jahren die jüngste Parteichef­in in der grünen Geschichte. Während Nouripour zu den Realos in der Partei gezählt wird, gilt Lang als „Linke“. Sie setzt sich vor allem für soziale Gerechtigk­eit ein.

Lang wurde 2019 zur stellvertr­etenden Grünen-Vorsitzend­en gewählt und sitzt damit im Bundesvors­tand. Als dessen Mitglied hat sie sich, wie Habeck und Baerbock, auch einen Corona-Bonus in Höhe von 1500 Euro gegönnt.

Die Zahlung war nicht nur parteiinte­rn so umstritten, dass sie bereits wieder von allen rückerstat­tet wurde, sondern sie zieht nun auch Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft nach sich. Es steht der Verdacht der Untreue zum Nachteil der eigenen Partei im Raum.

Nun wird mit Spannung auf das Wahlergebn­is von Lang geschaut. Es dürfte als Gradmesser für den Unmut in der Partei gedeutet werden. Nouripour ist nicht im Vorstand, er hat auch keinen Bonus ausbezahlt bekommen.

Der Parteitag beginnt am Freitag um 17 Uhr. Der scheidende Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner, der nun Staatssekr­etär im Klimaschut­zministeri­um ist, hat einen besonderen Abschied von Baerbock und Habeck angekündig­t: Die beiden werden erstmals eine gemeinsame Rede halten. Am Samstag wird die neue Spitze gewählt. (bau)

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Fotos: Imago Ricarda Lang und Omid Nouripour wollen an die Grünen-Spitze.

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