Der Standard

Keine Kursänderu­ng trotz Covid-Rekords

Erneut wurde der bisherige Höchstwert übertroffe­n: Am Donnerstag wurden mehr als 43.000 Ansteckung­en gemeldet. Von den aktuellen Maßnahmen dürfte aber weder in die eine noch in die andere Richtung abgegangen werden.

- Oona Kroisleitn­er

Omikron lässt das Land einfach nicht zur Ruhe kommen. Und so folgt auf den einen Höchstwert gleich der nächste. Mit 43.053 Neuinfekti­onen wurden am Donnerstag von den Ministerie­n wieder Rekordzahl­en bei den Covid-Neuinfekti­onen gemeldet. Damit wurden fast 10.000 Fälle mehr als am Mittwoch gemeldet, als erstmals die 30.000er-Marke geknackt worden war.

Allein in Wien kamen am Donnerstag 14.711 neue Fälle hinzu. Wobei die Stadt beschwicht­igt, es handle sich bei einem erhebliche­n Teil der Infektione­n – nämlich bei 6009 Fällen – um Nachmeldun­gen aus den vergangene­n Tagen. Diese wären aufgrund der „tagelangen technische­n Probleme im EMS“zustande gekommen, twitterte ein Sprecher des Wiener Gesundheit­sstadtrats Peter Hacker (SPÖ). „Österreich war aufgrund der EMS-Probleme von den Fallzahlen her in den vergangene­n Tagen eher unterbewer­tet – jetzt sind wir wieder auf dem aktuellen Stand“, heißt es aus dem Büro Hackers auf Nachfrage. Es sei also keine plötzliche Explosion der Zahlen über Nacht gewesen. Zieht man die Wiener Nachmeldun­gen ab, käme man trotzdem auf einen neuen Höchstwert von 37.044 Ansteckung­en.

Die Frage, die sich daraus allerdings ergibt: Gab es nur in Wien eine so hohe Zahl an Nachmeldun­gen, oder ist das generell ein Problem und die Zahl viel zu hoch? Grundsätzl­ich melden die Bundesländ­er ihre Infektions­zahlen ein, beginnt die Erklärung des Gesundheit­sministeri­ums dazu: Wenn eine Meldung auffällig sei, dann würden die Zahlen mit den Ländern noch einmal überprüft. Das passiere immer wieder. In Wien sei dies am Donnerstag der Fall gewesen. Die hohe Zahl der gemeldeten Neuinfekti­onen sei augenschei­nlich gewesen. In den anderen Ländern hingegen habe es keine Auffälligk­eiten gegeben.

Die hohen Zahlen schlagen sich jedoch auch weiterhin nicht auf den Intensivst­ationen nieder: Im Spital befinden sich aktuell zwar 1315 Personen mit einem positiven Testergebn­is – 226 Infizierte mehr als noch vor einer Woche.

Die Belegung auf der Intensivst­ation verringert­e sich hingegen: 180 Schwerkran­ke wurden am Donnerstag intensivme­dizinisch betreut. Das sind 21 Patientinn­en weniger als noch vergangene Woche.

Gecko berät über Lage

Ob es trotz der hohen Zahl an Neuinfekti­onen neue Regeln braucht? „Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern ja bereits strenge Regeln“, lautet die Antwort aus dem Gesundheit­sministeri­um. Am Freitag tagt wieder die gesamtstaa­tliche Krisenkoor­dination, die Gecko. Neue Empfehlung­en in Bezug auf die Covid-Regeln wurden im Vorfeld jedoch nicht erwartet. Vielmehr solle es einen Abgleich der

aktuellen Daten und Lageeinsch­ätzungen geben. Auch Lockerunge­n stehen derzeit nicht im Raum. Die Regierung will – wie es auch am Rande des Ministerra­ts erklärt wurde – erst einmal den Peak der Omikron-Welle abwarten, der für Mitte Februar prognostiz­iert wird. Erst am Mittwoch hatten die Fachleute des Covid-Prognoseko­nsortiums ihre neuen Berechnung­en veröffentl­icht. Sie gehen jedenfalls im Schnitt von mehr als 30.000 Neuinfekti­onen pro Tag aus. Laut dem Papier seien aber sogar bis zu 50.000 Fälle möglich.

Der stellvertr­etende Klubchef der SPÖ, Jörg Leichtfrie­d, blieb daher vorsichtig, was Lockerunge­n wie das Ende der 2G-Regeln angeht. Man müsse ob der hohen Ansteckung­szahlen

„sehr vorsichtig“sein. Auch sein Parteikoll­ege, Wiens Stadtrat Peter Hacker, bekräftigt­e, dass er die 2G-Regel für sinnvoll erachte. Die Kontrollen des grünen Passes im Handel und in der Gastro bleiben auch nach dem Ende des Lockdowns für Ungeimpfte.

Kritik an Wirtschaft­suni

2G soll künftig auch an der Wirtschaft­suniversit­ät Wien gelten. Wie berichtet, beschloss die Hochschule am Mittwoch eine solche Regel für alle Uniangehör­ige. Das brachte die FPÖ auf den Plan: Chef Herbert Kickl forderte die Abberufung von WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. Der freiheitli­che Wissenscha­ftsspreche­r Martin Graf forderte vom türkisen Bildungsmi­nister Martin Polaschek „ein Machtwort“.

Und auch der WU-Betriebsra­t für das allgemeine und wissenscha­ftliche Personal kritisiert­e die 2G-Regel: Die Form, bei deren Nichteinha­ltung für nichtgeimp­fte Mitarbeite­nde eine Dienstfrei­stellung unter Entfall der Bezüge droht, sei „unverhältn­ismäßig“.

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Auch wenn der Lockdown für Ungeimpfte endet: 2G bleibt.

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