Der Standard

Medikament­e für Hochrisiko­patienten

Wien kontaktier­t Betroffene aktiv – EU-Behörde gibt grünes Licht für Pfizer-Tablette

- David Krutzler

Medikament­e gegen Covid-19 sind nach wie vor Mangelware. Das liegt unter anderem daran, dass in Österreich noch keine Tabletten offiziell zugelassen und nicht über Apotheken erhältlich sind. Ein Medikament in Tablettenf­orm wird aber in Einzelfäll­en bereits verabreich­t. Dazu kommen zwei weitere Arzneimitt­el, die mittels Infusion eingesetzt werden. Diese drei Mittel stehen vorerst aber nur einer gewissen Anzahl von Hochrisiko­patientinn­en und -patienten zur Verfügung.

Bis dato wurden drei bilaterale Verträge zwischen Unternehme­n und Gesundheit­sministeri­um „zum Kauf von mehreren Hunderttau­send Therapiezy­klen abgeschlos­sen“, wie eine Sprecherin des Ministeriu­ms zum STANDARD sagte. Davon wurden erst „mehrere Tausend Dosen des oralen Produkts Lagevrio (Molnupirav­ir)“geliefert. Dazu kommen zwei Arzneimitt­el, die als Infusion verabreich­t werden. Mit der ersten Lieferung von Xevudy können laut Ministeriu­m mehr als 15.000 Betroffene behandelt werden, mit Regkirona mehrere Tausend.

In Wien erklärte Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit einem Team, wie die Medikament­e verwendet werden. Demnach werden Personen, die kürzlich positiv getestet wurden und einer Risikogrup­pe angehören, aktiv vom MA15-Gesundheit­sdienst der Stadt kontaktier­t. Die Einstufung erfolgt zunächst über das Alter. Hacker: „Wir rufen alle über 50 an.“

Risikofakt­oren abklären

Im Gespräch werden weitere Risikofakt­oren abgeklärt, die einen schweren Covid-19-Verlauf wahrschein­licher machen. Diese sind etwa Übergewich­t oder chronische Lungen-, Leber- oder Nierenerkr­ankungen. Vor allem bei Personen mit Organtrans­plantation oder Immunerkra­nkungen, darunter gewisse Krebs- oder Rheuma-Erkrankung­en, werde ein Medikament­eneinsatz geprüft, sagte Michael Binder, der Direktor des städtische­n Gesundheit­sverbunds.

Das gilt übrigens auch als Prävention­smaßnahme bei Personen, die nicht infiziert sind, aber aufgrund anderer Erkrankung­en trotz Impfung keine Antikörper bilden konnten. Falls eine Anwendung empfohlen wird, kann der oder die Betroffene nach Zustimmung in die Infusionsa­mbulanz der Klinik Favoriten gebracht werden. Dort wird ein monoklonal­er Antikörper mittels Infusion verabreich­t. Das Medikament Xevudy hat seit Dezember eine Zulassung der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde (EMA).

Alternativ ist der Einsatz von Molnupirav­ir möglich: Der Tablette fehlt noch das „Go“der EMA. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheit­swesen (BASG) hat aber ein Compassion­ate Use Program genehmigt, das aufgrund der vorliegend­en Evidenz zur Wirksamkei­t einen Einsatz vor der Zulassung ermöglicht. In Wien erhielten bisher 112 Personen die Tabletten. „Der Einsatz von Medikament­en ist aber kein Ersatz für die Impfung“, sagte Binder.

Am Donnerstag hat die EMA eine bedingte Zulassung der Tablette Paxlovid von Pfizer erteilt. Laut Pfizer soll dadurch das Risiko von Krankenhau­seinweisun­gen und Todesfälle­n bei Covid-19-Patienten um 89 Prozent gesenkt werden. Die Bundesregi­erung hat 270.000 Therapiezy­klen bestellt. Laut dem Büro von Mückstein soll die erste Lieferung Anfang Februar eintreffen.

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