Medikamente für Hochrisikopatienten
Wien kontaktiert Betroffene aktiv – EU-Behörde gibt grünes Licht für Pfizer-Tablette
Medikamente gegen Covid-19 sind nach wie vor Mangelware. Das liegt unter anderem daran, dass in Österreich noch keine Tabletten offiziell zugelassen und nicht über Apotheken erhältlich sind. Ein Medikament in Tablettenform wird aber in Einzelfällen bereits verabreicht. Dazu kommen zwei weitere Arzneimittel, die mittels Infusion eingesetzt werden. Diese drei Mittel stehen vorerst aber nur einer gewissen Anzahl von Hochrisikopatientinnen und -patienten zur Verfügung.
Bis dato wurden drei bilaterale Verträge zwischen Unternehmen und Gesundheitsministerium „zum Kauf von mehreren Hunderttausend Therapiezyklen abgeschlossen“, wie eine Sprecherin des Ministeriums zum STANDARD sagte. Davon wurden erst „mehrere Tausend Dosen des oralen Produkts Lagevrio (Molnupiravir)“geliefert. Dazu kommen zwei Arzneimittel, die als Infusion verabreicht werden. Mit der ersten Lieferung von Xevudy können laut Ministerium mehr als 15.000 Betroffene behandelt werden, mit Regkirona mehrere Tausend.
In Wien erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit einem Team, wie die Medikamente verwendet werden. Demnach werden Personen, die kürzlich positiv getestet wurden und einer Risikogruppe angehören, aktiv vom MA15-Gesundheitsdienst der Stadt kontaktiert. Die Einstufung erfolgt zunächst über das Alter. Hacker: „Wir rufen alle über 50 an.“
Risikofaktoren abklären
Im Gespräch werden weitere Risikofaktoren abgeklärt, die einen schweren Covid-19-Verlauf wahrscheinlicher machen. Diese sind etwa Übergewicht oder chronische Lungen-, Leber- oder Nierenerkrankungen. Vor allem bei Personen mit Organtransplantation oder Immunerkrankungen, darunter gewisse Krebs- oder Rheuma-Erkrankungen, werde ein Medikamenteneinsatz geprüft, sagte Michael Binder, der Direktor des städtischen Gesundheitsverbunds.
Das gilt übrigens auch als Präventionsmaßnahme bei Personen, die nicht infiziert sind, aber aufgrund anderer Erkrankungen trotz Impfung keine Antikörper bilden konnten. Falls eine Anwendung empfohlen wird, kann der oder die Betroffene nach Zustimmung in die Infusionsambulanz der Klinik Favoriten gebracht werden. Dort wird ein monoklonaler Antikörper mittels Infusion verabreicht. Das Medikament Xevudy hat seit Dezember eine Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA).
Alternativ ist der Einsatz von Molnupiravir möglich: Der Tablette fehlt noch das „Go“der EMA. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat aber ein Compassionate Use Program genehmigt, das aufgrund der vorliegenden Evidenz zur Wirksamkeit einen Einsatz vor der Zulassung ermöglicht. In Wien erhielten bisher 112 Personen die Tabletten. „Der Einsatz von Medikamenten ist aber kein Ersatz für die Impfung“, sagte Binder.
Am Donnerstag hat die EMA eine bedingte Zulassung der Tablette Paxlovid von Pfizer erteilt. Laut Pfizer soll dadurch das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-19-Patienten um 89 Prozent gesenkt werden. Die Bundesregierung hat 270.000 Therapiezyklen bestellt. Laut dem Büro von Mückstein soll die erste Lieferung Anfang Februar eintreffen.