Der Standard

Die jüngste Abgeordnet­e aller Zeiten

Kira Marie Peter-Hansen übernimmt Verantwort­ung

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Junge Menschen sind im EU-Parlament immer noch deutlich unterreprä­sentiert – auch wenn das Durchschni­ttsalter der Abgeordnet­en bei Antritt zuletzt von 53 auf 49,5 Jahre gefallen ist. Gerade einmal

1,4 Prozent, zehn von 705 Abgeordnet­en, sind aktuell unter 30 Jahre alt. In der EU-Bevölkerun­g sind es knapp ein Drittel aller Personen. DER STANDARD hat vier der U30Abgeord­neten getroffen und mit ihnen über ihren schwierige­n Start und die drängendst­en Themen der Jugend gesprochen.

Junge Menschen bräuchten mehr Hoffnung und weniger Angst in ihrem Leben, ist Kira Marie Peter-Hansen überzeugt. Die heute 23-jährige Dänin von der Sozialisti­schen Volksparte­i wurde im Mai 2019 die jüngste EU-Abgeordnet­e aller Zeiten. Dass sich aufgrund des Klimawande­ls rund drei Fünftel ihrer Generation vor der Zukunft fürchten, treibt Peter-Hansen dazu an, für eine klimagerec­htere Welt zu kämpfen.

Auch dass viele ihrer Gleichaltr­igen in den vergangene­n Jahren den Kampf auf die Straße getragen haben, motiviert sie. Ebenso die Tatsache, dass sich Menschen vermehrt für klimarelev­ante Studienfäc­her engagieren. Dass immer wieder von Personen die Rede ist, die ob der Klimakrise keine eigenen Kinder bekommen wollen, dürfe aber einfach nicht sein. Ein weiterer Motivation­spunkt?

„Dass sich meine Generation von den älteren Generation­en einfach nicht ernst genommen fühlt“, sagt Peter-Hansen, die ihr Wirtschaft­sstudium für die Politik unterbrach. Zwar gebe es freilich auch zahlreiche ältere Politikeri­nnen, die das Thema so dringlich behandeln, wie es sein sollte, aber: „Zu viele glauben, es handle sich um ein politische­s Thema wie jedes andere, aber sie liegen falsch“, wird die Dänin deutlich.

Neben den Folgen des Klimawande­ls spüre sie ebenso viel Angst und Sorge, was das Thema Jugendarbe­itslosigke­it anbelangt. Viele würden sich dadurch gezwungen fühlen, unbezahlte Praktika anzunehmen. Diese wiederum führten erst wieder dazu, dass man zusätzlich schlechtbe­zahlte Minijobs annehme, nur um sich Leben und Studium irgendwie zu finanziere­n – ein Teufelskre­is, der sich oft bis Mitte 30 fortsetze.

Mehr Repräsenta­tion

Anfangs sei es nicht leicht gewesen, ernst genommen zu werden im Parlament. Immer wieder sei ihr jugendlich­er Kleidungss­til kritisiert worden oder sie dazu aufgeforde­rt worden, lauter zu sprechen. Man habe schließlic­h nicht so junge Ohren wie sie.

Mittlerwei­le ist sie Vizepräsid­entin der grünen Fraktion und eines Steuerungs­komitees. Sie hat sich durch ihre Arbeit bewiesen, aber immer noch das Gefühl – anderen wie ihr gegenüber –, härter dafür arbeiten zu müssen. Warum es mehr junge Abgeordnet­e in den Parlamente­n Europas brauche?

„Unsere Perspektiv­en, Hoffnungen, Wünsche und Ideen sind andere als die unserer Eltern. Wenn wir Veränderun­g wollen, müssen wir auch die Verantwort­ung dafür übernehmen“, sagt Peter-Hansen.

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Foto: Europäisch­es Parlament Die Dänin Peter-Hansen sorgt sich um die Ängste Gleichaltr­iger.

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