Der Konservative, der Strom „europäisieren“will
Alexander Bernhuber glaubt ans klimaneutrale Europa
Als Alexander Bernhuber, Österreichs jüngster EU-Abgeordneter, vor zwei Jahren erstmals im Plenum Platz nahm, entdeckte der damals 27-Jährige neben sich ausgerechnet den ältesten Sitznachbarn: Silvio Berlusconi, 83 Jahre alt. „Natürlich ist es für junge und neue Abgeordnete am Anfang schwierig, wenn du eben noch nicht jede Telefonnummer hast“oder noch nicht einmal alle Kolleginnen aus der eigenen Parteienfamilie, der Europäischen Volkspartei (EVP), kennst, sagt der Bauernsohn, der möglichst oft zu Hause am Hof in Kilb im niederösterreichische Mostviertel auszuhelfen versucht.
Nicht zu viel versprechen
Zu den Wünschen und Forderungen der Jugend warnt Bernhuber, dass diese manchmal über die Kompetenzen der EU-Institutionen hinausgehen würden. Er wolle keine zu hohen Erwartungen schüren. Denn wenn man diese nicht einhalte, seien viele erst recht wieder enttäuscht von Europa.
Um dem prinzipiellen Euroskeptizismus entgegenzuwirken, will Bernhuber vermehrt jene für Aus- und Fortbildungen im europäischen Ausland begeistern, die eben noch nicht zu den überzeugtesten Europäerinnen zählen. Jene, die „mit 15 in die Polytechnische wechseln und mit ihren ersten Gehältern die Auslandssemester von 24-Jährigen mitfinanzieren“. Nur wenn sie über ihre eigenen Möglichkeiten Bescheid wissen, hätten sie für die Reiselust anderer Verständnis, glaubt er.
Bernhuber hofft, dass man eines Tages auf eine EU zurückblickt, die Anfang
der 2020er tatsächlich eine Trendwende in der Klimapolitik einleiten konnte und zum Vorreiter in Technologiefragen wurde.
„Klimapolitik muss europäisch gedacht werden“, lehnt er nationale Denkmuster bei der Treibhausgasreduktion ab. Fotovoltaikstrom sollte man etwa in Spanien produzieren, wo die Sonne scheint und Böden ohnehin schon steppenähnlich sind – und „nicht damit das halbe Burgenland zupflastern, wo Lebensmittel produziert werden könnten“. Zu oft hapere es aber allein schon am Transport des Stroms: „Klar braucht es da Umweltverträglichkeitsprüfungen, aber irgendwann muss auch einmal eine Entscheidung fallen“, so der Konservative.
Oft wird Bernhuber in der EU zu viel reguliert, er nennt etwa das neue Tattoofarben-Verbot oder Wasserkontrollen in der Landwirtschaft. Das verstünden manche Bürgermeister in den Gemeinden nicht – dort, wo noch „bodenständige Politik gemacht wird“.