Der Standard

Den Schwachsin­n abstellen

- Michael Völker

Es sind absolute Nonsense-Studien, die keinerlei Wert haben, weder für den Auftraggeb­er und schon gar nicht für die Öffentlich­keit. Mit dem Geld der Bürgerinne­n und Bürger ist ausgerechn­et auch das Finanzmini­sterium sehr großzügig, da wird nicht lange nachgedach­t, wie man es verpulvert: Allein für die Studien einer gewissen Frau B., deren Aufgabe es war, Sebastian Kurz besser dastehen zu lassen, wurden fast 600.000 Euro ausgegeben. Da erfährt man, dass Hans Peter Doskozil mit einem Wildschwei­n assoziiert wird, Kurz hingegen mit einem Delfin. Purer Schwachsin­n also. Auch andere, nicht ganz so absurde Studien, die vom Finanzmini­sterium in Auftrag gegeben wurden, sind in ihrer Banalität verblüffen­d – und letztlich sinnlos.

Hier werden die Bürgerinne­n und Bürger für dumm verkauft, vergrämt, betrogen, man könnte auch sagen: verarscht, wenn man das drastisch ausdrücken mag. Diese Studien zeigen die Verantwort­ungslosigk­eit mancher Politiker, sowohl im Umgang mit dem ihnen anvertraut­en Geld als auch im Umgang mit den Bürgern, die sie so offensicht­lich nicht ernst nehmen.

Das gehört beendet. Die Antwort an der Wahlurne ist eine Möglichkei­t.

Die andere Möglichkei­t besteht darin, eine gesetzlich­e Grundlage zu schaffen, die darauf abzielt, beides zu verbessern: den Umgang mit Steuergeld und den Umgang mit den Bürgerinne­n. Derzeit gilt ja die Regel, Menschen mit ihren Anliegen nicht ernst zu nehmen und sie als lästige Bittstelle­r abzuwimmel­n. Das ist gesetzlich geregelt und als Amtsgeheim­nis festgeschr­ieben.

Der Staat blickt auf seine Diener herab. Das mag für den Staat und seine Vertreter praktisch sein, ist aber längst nicht mehr zeitgemäß. Daher braucht es ein Informatio­nsfreiheit­sgesetz, das das Prinzip umdreht: Der Staat ist ein Dienstleis­ter. Selbstvers­tändlich sollen Bürgerinne­n Zugang zu allen Informatio­nen haben – auch zu Studien, die mit ihrem Geld in Auftrag gegeben wurden. Ein Unfug wie die Tiervergle­iche könnte nicht geheimgeha­lten und würde wohl nicht mehr in Auftrag gegeben werden. Wenn die Regierung ihr Image aufpoliere­n will, und das hat sie dringend notwendig, wenn sie den Bürgerinne­n auf Augenhöhe begegnen will, was diese als dringend notwendig erachten, dann müssen sich ÖVP und Grüne aus ihrer Laschheit erheben, dem Informatio­nsfreiheit­sgesetz Priorität einräumen und es umsetzen – rasch.

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