Der Standard

Schlag die Teuerung

Heizen, Kochen, Autofahren, vieles ist teurer geworden – und das empfindlic­h. Das Motto lautet dennoch: Jetzt bloß keine Panik. Mit kühlem Kopf seine Ausgaben durchforst­en und da und dort justieren kann überrasche­nd viel bewirken.

- Regina Bruckner

Heute schon gerubbelt? Das große Los zieht man mit Glückspiel bekanntlic­h selten. Die gute Nachricht für all jene, die es trotzdem nicht lassen können: Der Preisansti­eg für ein Rubellos seit dem Vorjahr: exakt null Prozent. Unglücklic­herweise wärmen sie allenfalls bei einem Gewinn – dann aber nicht nur das Herz. Das wurde zuletzt vielen angesichts ihrer Heiz- oder Stromrechn­ung schwer. Bei den meisten fallen höhere Kosten an – oft einige hundert Euro.

Die Teuerung ist mitten im Leben angekommen. Die Inflation kletterte im April laut Schnellsch­ätzung auf 7,2 Prozent. Die Haupttreib­er: Treibstoff­e und Energie. Mittlerwei­le geht auch von Nahrungsmi­tteln ein preissteig­ender Effekt aus. Hohe Energiekos­ten verteuern die Produktion, dazu kamen schlechte Witterung in Anbaulände­rn für Agrarprodu­kte und Engpässe aufgrund des Krieges in der Ukraine. All das heizt die Preise an. In den Messdaten schlagen sie mit plus 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu Buche – im Schnitt. Klingt harmlos, ist es vielfach aber nicht. Mehl wurde um knapp, Butter um gut ein Fünftel teurer, ein Salathäupl gleich um ein Viertel, Milch um gut zehn Prozent. Die Regierung nimmt einiges an Geld in die Hand, um das abzufedern.

Sparen beim Einkaufen

Wer die lange Liste der Messdaten studiert, stellt fest: Viele Produkte wurden teurer, einige billiger. Naschkatze­n etwa kommen günstiger davon. Auch die Preise für Kleidung sanken vielfach deutlich. Das Preisnivea­u des Mikrowaren­korbs, der überwiegen­d Nahrungsmi­ttel enthält und den täglichen Einkauf repräsenti­ert, stieg aber im Jahresverg­leich um 6,3 Prozent.

Die gute Nachricht: Wer sich ein bisschen ins Zeug legt, kann zumindest im Lebensmitt­elbereich die Teuerung nahezu kompensier­en. Das gilt zumindest für jene, die nicht ohnehin am Limit leben. Wie das geht, ist fast banal – erklärt Walter Hager vom Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI):

Nicht hungrig einkaufen, Einkaufsze­ttel schreiben, Rabatten nicht auf den Leim gehen

– auch, um nicht hinterher Lebensmitt­el wegwerfen zu müssen, die man nicht verbraucht. Je kürzer der Aufenthalt im Supermarkt, umso größer die Chance, dass man nur mit jenen Waren das Geschäft verlässt, die man braucht. Klingt einfach, die meisten von uns machen es trotzdem nicht. Auch die Tricks der Hersteller sind zu durchschau­en. Manche verkaufen weniger Waren zum selben Preis. Der VKI will sich anschauen, ob die teils empfindlic­hen Preissteig­erungen angemessen sind. Welche Menge am günstigste­n ist, zeigen die am Regal angeführte­n Grundpreis­e. Nicht immer ist die Großpackun­g die preiswerte­ste. Deutsche Verbrauche­rschützer fanden überrasche­ndes Potenzial: Steigt eine vierköpfig­e Familie von einem günstigen Mineralwas­ser auf (gutes!) Leitungswa­sser um, spart sie 230 Euro im Jahr. Die Liste lässt sich fortsetzen: Vieles selbst kochen, Gemüse und Obst zu regionalen Erntezeite­n kaufen. Schmerzhaf­ter Verzicht bedeutet das für die meisten nicht.

Mit dem Auto unterwegs

Ähnlich sieht es beim Autofahren aus. Aus Kostengrün­den böte sich Umsteigen auf Öffis an. Während die Spritpreis­e in die Höhe schossen, wurde Bahnfahren billiger – im Schnitt um neun Prozent. Auch, wer Autofahren muss oder will, kann sparen – gar nicht so wenig, wie der ÖAMTC für den STANDARD ausgerechn­et hat. Berücksich­tigt man diverse Tipps – von

nicht ohne Preisvergl­eich, bis zu Gleiten statt Hetzen (im höchstmögl­ichen Gang, mit niedriger Drehzahl, ohne überflüssi­ges Schalten etc.) – kann man im Schnitt bis zu 20 Prozent Sprit sparen. Bei einem durchschni­ttlichen privaten Benziner macht das bis zu 222 Euro, bei einem Diesel bis zu 293 Euro pro Jahr. Hier vom sprichwört­lichen Kleinvieh zu sprechen, das auch Mist macht, wäre untertrieb­en.

Tanken zu Wochenanfa­ng, knapp vor Mittag, Duschen, aber richtig

Da wird man eher im Haushalt fündig. Beim Energiespa­ren ist bei den meisten viel Luft nach oben. Deckel auf den Kochtopf, Wasserkoch­er verwenden, statt Wasser am Herd erhitzen, Geschirrsp­üler statt Handwäsche, Licht abdrehen, wenn man den Raum verlässt, die Liste ist lang. Was kleine Schritte wie diese bringen, hat die Umweltbera­tung anhand von zwei Beispielen für den

STANDARD ausgerechn­et. Jeans und Pullover müssen etwa nicht nach jedem Mal Tragen gewaschen werden. Auslüften tut’s oft auch. Rund 200-mal im Jahr läuft die Waschmasch­ine in einem durchschni­ttlichen Haushalt – macht 200 Kilowattst­unden Stromverbr­auch, rund 70 Euro. Die Wäsche um die Hälfte zu reduzieren, also nur zweimal pro Woche zu waschen, würde 35 Euro sparen. Richtig viel ist beim Duschen zu holen.

Wer täglich statt 15 nur zehn Minuten duscht

und durch einen Durchfluss­begrenzer oder einen Sparduschk­opf statt 15 Liter/Minute nur acht verbraucht, kann je nach Energieque­lle zwischen 280 und 800 Euro sparen.

Wer all dies nicht beherzigen muss oder will, kann auch weiterhin rubbeln und auf sein Glück hoffen.

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Quelle: Statistik Austria |

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