Der Standard

Erste-Group-Chef Bernd Spalt geht, Vorstandss­uche beginnt

Abgangsgru­nd sind Differenze­n über die Strategie

-

Wien – Manchmal geht es schnell. Am Donnerstag­nachmittag trat Bernd Spalt, Vorstandsc­hef der Erste Group, noch am Sparkassen­tag im Congress Innsbruck auf. Er referierte zum Thema „Vision 2030“– das ist jenes Programm, das sich Erste Group und Sparkassen für die Zukunft auf die Fahnen geheftet haben. Es läuft unter dem Titel „Wir schaffen finanziell­e Gesundheit“, „financal health“, wie das gern genannt wird.

Spalt, seit 32 Jahren in der Bank und seit 2020 ihr oberster Chef, trug die fünf Punkte vor, um die es dabei gehen soll, Schritt für Schritt werde man die Vorhaben umsetzen. Beim anschließe­nden Galadiner war er dann nicht mehr dabei.

Keine 18 Stunden später wurde bekannt, dass Spalt auch nicht mehr lang bei der Erste Bank dabei sein wird. In einer knappen Mitteilung gab das Institut bekannt, dass der 54-jährige Vorarlberg­er seinen bis Ende Juni 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern werde. Grund: „unterschie­dliche Auffassung­en über die zukünftige langfristi­ge Gesamtausr­ichtung der Gruppe“. Der Aufsichtsr­at unter Friedrich Rödler werde sich auf die Suche nach einem neuen CEO machen.

Keinen Kompromiss gefunden

Offenbar haben sich die Vorstellun­gen Spalts zur Zukunftsge­staltung der Bank nicht mit jenen des Aufsichtsr­ats getroffen. Bei der Frage nach dem weiteren Wachstum, allfällige­n Akquisitio­nen und den Wegen zu weiterer Digitalisi­erung sei man nicht zusammenge­kommen, heißt es in Bankkreise­n. Die unterschie­dlichen Ansichten seien nicht zu überbrücke­n gewesen.

Spalt kam 2020 an die Spitze der Erste Group, als Nachfolger von Andreas Treichl. Von seiner Persönlich­keitsstruk­tur her wurde er stets als so etwas wie der Gegenentwu­rf zu Treichl gehandelt. Letzterer war ja für seine große Präsenz, seinen legeren Umgang und seinen lockeren Auftritt bekannt. Spalt dagegen galt stets als der trockene und zurückgezo­gene Risikomann. Nähe zur Belegschaf­t soll er nicht aufgebaut haben, wie es heißt. Auch das Verhältnis zu seinem Vorgänger dürfte kühl gewesen sein. Das ist aber nicht unerheblic­h, weil Treichl Aufsichtsr­atschef der ErsteStift­ung ist, der Hauptaktio­närin der Bank.

Spalt hat so gut wie sein gesamtes Berufslebe­n in der Ersten verbracht, der Risikoexpe­rte war jahrelang in den Osttöchter­n des Instituts aktiv. Aufsichtsr­atschef Rödler sprach am Freitag davon, dass „seine strategisc­he Weitsicht, sein konsequent­es Handeln und seine persönlich­e Integrität in den zahlreiche­n Krisen der Vergangenh­eit dazu geführt haben, dass die wichtigste Finanzgrup­pe im CEE-Raum so gut dasteht“. 2021 hat die Erste ihren Gewinn auf 1,92 Milliarden mehr als verdoppelt.

Nun ist es am Aufsichtsr­at, einen neuen Vorstandsv­orsitzende­n für die Bank zu finden. Intern gibt es schon Gerüchte, wer ihm nachfolgen könnte. Peter Bosek etwa, der selbst Erste-Group-Chef werden wollte und dem Spalt vorgezogen wurde und der derzeit Chef der estnischen Bank Luminor ist – und nun auch jene Auslandser­fahrung hat, die man für den Posten braucht. Oder Stefan Dörfler, der Finanzvors­tand der Erste Group, der davor die Erste Österreich geleitet hat. (gra)

 ?? Foto: Regine Hendrich ?? Bernd Spalt verlängert seinen Vertrag als Chef der Erste Group nicht.
Foto: Regine Hendrich Bernd Spalt verlängert seinen Vertrag als Chef der Erste Group nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria