Aufruf zum Aufstand
Jan Mojto, globale Größe der Produktionsbranche, ruft die österreichischen Produzentinnen auf, für neue Förderungen „Tag und Nacht vor dem Kanzleramt zu stehen“. Von dort kommen positive Signale.
Der Boss des deutschen Produktionsriesen Beta-Film mit österreichischem Pass kam mit einem „Aufruf zum Aufstand“zum Produzentinnentag nach Wien. „Wäre ich hier Produzent, würde ich Tag und Nacht vor dem Kanzleramt stehen“, riet Jan Mojto der versammelten Branche in Wien.
Demonstrieren sollten Produzenten und Kreativbranche des Landes für eine – von Branchenverbänden lange geforderte – Investitionsprämie oder ähnliche Fördermodelle wie in den meisten europäischen Ländern: 30 oder 35 Prozent der Produktionskosten werden aus dem Budget refundiert, um Produktionen und Wertschöpfung ins Land zu holen und es international zu bewerben.
Förderung noch heuer
Bei der Veranstaltung erklärte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zuvor, sie hoffe auf eine solche Anreizförderung ohne Obergrenze für das gesamte Fördervolumen noch heuer, und sie wolle Details „Mitte des Sommers“vorlegen können. Ergänzend hieß es, es gebe darüber „Gespräche“in der Regierung.
Nicht allein wirtschaftliche Gründe sprächen für solche Anreizmodelle, betont Mojto: „Was das Land erzählt, hat eine kulturelle Bedeutung, das haben vor allem die Franzosen verstanden“– mit gewaltigen Förderungen. „Das hat eine wirtschaftliche Bedeutung, das haben viele, auch Österreich, verstanden.“
Riese in Österreich
Jan Mojto ist übrigens als Boss der Beta-Film-Gruppe mit Unitel und der Holding Gamma längst größter Produzent in Österreich: Seine Gamma Film GmbH hält mit jeweils 50,8 Prozent die Mehrheit am Produktionsriesen MR Film (Vienna Blood, Vorstadtweiber, Biester, Maria Theresia), an Gebhardt Productions (Soko Linz, Soko Kitzbühel, Was gibt es Neues, Wir sind Kaiser*in) und TV Friends (Starmania, Q1, Ninja Warrior Austria). Mit Servus TV produziert Mojto gerade das globale, aus einer Reihe vernetzter lokaler Serien gebaute Fußballkrimiserienprojekt The Net.
Studio-Hamburg-Boss Michael Lehmann kam zum Produzentinnentag mit einer Anregung: „Vielleicht würde es helfen“, wenn öffentlich-rechtliche Sender nicht – wie insbesondere nach seiner Beobachtung in Deutschland – möglichst viel selbst produzierten, „weil sie einen riesigen Apparat aufgebaut und einen mächtigen Betriebsrat haben“. „Das ist sinnlos, weil sie nicht billiger als wir produzieren“, findet er, „und absolut schädlich für die Produzentenlandschaft.“Öffentlich-Rechtliche sollten „möglichst viel nach außen vergeben“.
Ein Stichwort für Stefanie GroissHorowitz, seit Jahresbeginn Programmdirektorin des ORF, auf das fixe Vergabevolumen des ORF zu verweisen, das derzeit mit knapp mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr beziffert wird.
Groiss-Horowitz sieht offenbar Potenzial für mehr: „Wir sind mit internationalem Kaufprogramm jahrzehntelang gut gefahren.“Nun finde es sein Publikum nicht mehr, jedenfalls nicht im linearen TV-Programm. „Wir müssen also unsere Traditionen hinterfragen, wie viel Budget in welchem Genre liegt – und das Vergabevolumen absichern, im besten Fall erhöhen.“
GIS-Lücke ist Thema
Medienministerin Susanne Raab, der ORF und private Medien verhandeln intensiv über mehr Streamingmöglichkeiten für den ORF. Wenn der ORF mehr im Streaming zeigen darf, dafür aber wie bisher keine GIS-Gebühren anfallen, könnte das auch weniger Mittel für Produktion und Programm bedeuten. „Die Schließung der Streaminglücke ist Thema bei den Gesprächen“, sagt Raab. Es gebe mehrere Modelle, eine Haushaltsabgabe für alle wie in Deutschland zähle aber nicht dazu.
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MEDIENJOURNAL 4,2 Millionen Stunden auf derStandard.at
Wien – Insgesamt 4.219.832 Stunden haben die Userinnen und User im April 2022 auf derStandard.at verbracht, das dokumentiert die am Freitag veröffentlichte Österreichische Webanalyse (ÖWA). Mit durchschnittlichen 7:09 Minuten erzielte
derStandard.at die höchste Usetime pro Visit unter den großen heimischen Medienangeboten. Dahinter rangieren orf.at mit 6:31 Minuten und krone.at mit 5:38 Minuten.
oe24.at kommt auf 3:35 Minuten und heute.at auf 3:29 Minuten.
DerStandard.at kam im April in der Kategorie Einzelangebote auf 2.904.180 Unique User. Orf.at werden 4.406.344 Millionen bescheinigt, heute.at 3.778.619 und krone.at
33.263.556 Millionen. (red)
Dem ORF fehlen 25.400 GIS-Zahlerinnen
Wien – Der ORF rechnet 2022 mit 25.400 GIS-Zahlern weniger als geplant. Laut GIS bringt ein Haushalt mit TV/Radio-Kombigebühr dem ORF 17,98 Euro im Monat. 25.400 GIS-Haushalte machen demnach rund 5,5 Millionen im Jahr aus. Der ORF rechnete für 2022 dank Gebührenerhöhung mit 17 Millionen Euro Mehreinnahmen aus Gebühren und rund 664 Millionen Euro aus der GIS. Die Gebührenerhöhung kam ein Monat früher als budgetiert, doch hohe Abmeldungen im ersten Quartal sollen die Mehreinnahmen aus diesem zusätzlichen Monat schon großteils aufgebraucht haben. Der ORF rechnet 2022 nun statt einem ausgeglichenen Ergebnis mit zwölf Millionen Euro Verlust, erklärt mit Pandemiekosten, Kriegsfolgen und Teuerung. (fid)
Rückzug vor Umzug des Radios auf den Küniglberg
Wien – Einen Monat vor dem – intern umstrittenen – Umzug des ORF-Radios ins ORF-Zentrum auf dem Wiener Küniglberg hat die Change-Managerin für diesen „Kulturwandel“ihre Funktion zurückgelegt. Gudrun Stindl bestätigt ihren Rückzug aus der Funktion: „Ich sehe, dass es jetzt wichtig ist, mit ganzer Kraft Belegschaftsvertreterin zu sein und als Betriebsrätin für die Radiomitarbeiter da zu sein.“Sie lege die Funktion zurück, um einem „potenziellen Interessenskonflikt“vorzubauen. (fid)
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