Der Standard

Sängerwett­streit

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(Wartburg. Finale eines Chorwettbe­werbs. Zwei Chöre. Juror:innen. Publikum.)

CHOR EINS (zur Melodie von „Ich hab mich ergeben“):

Ihr sollt euch ergeben / mit Herz und mit Hand, / nur so kann überleben / der Ukrainer Land. // Verhandeln kann man immer. / Allzu viel Widerstand / macht alles nur noch schlimmer / für euer schönes Land. // Drum legt die Waffen nieder / lieber spät als nie. / Das Leben hat euch wieder, / ist Freiheit auch perdu. // Auf, auf, da gibt’s kein Schwanken, / wenn euer Land ihr liebt! / Jedem wird man’s danken, / wenn er sich jetzt ergibt.

(Applaus. Buhrufe.)

CHOR ZWEI (zur Melodie von „Wenn die bunten Fahnen wehen):

Nur wenn deutsche Panzer rollen, / wird beendet dieser Krieg. / Was freie Menschen alle wollen, / ist der Ukraine Sieg. / Mag das Blut auch färben / rot das Schwarze Meer, / es flehen eure Erben, / dass Frieden wiederkehr’. // Drum lasst uns liefern schwere Waffen, / denn was sein muss, das muss sein. / Nur so ist der Sieg zu schaffen, / nur so bleibt Freiheit der Ukrain’. / Und steigt die Dividende / der Aktien wie toll, / wird alles gut am Ende, / drum, deutscher Panzer, roll! (Buhrufe. Applaus.

Licht auf zwei Juroren.)

DER ERSTE: Schwierige Entscheidu­ng. Ich finde beide phantastis­ch.

DER ZWEITE: Geht mir auch so. Ein Glück, dass wir nicht sofort entscheide­n müssen.

DER ERSTE (nickt): Ein paar Mal drüber schlafen, dann wissen wir sicher mehr. Ist eigentlich das Buffet schon eröffnet?

DER ZWEITE: Selbstvers­tändlich. (Geht ab.)

DER ERSTE (folgt ihm. Im Abgehen): Ich hoffe nur, sie boykottier­en nicht wieder den russischen Kaviar.

(Vorhang)

Material:

„Emma“: Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz Gegenbrief: Die Sache der Ukraine ist auch unsere Sache!

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