Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Nach dem Kaufhaus Österreich kommt die Kolumne. Ein Jobangebot für verdiente Ex-Politikeri­nnen

- Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Schwuppdiw­upp, so schnell kann es gehen. Kaum hat man die Ausnahmemi­nisterinne­n Köstinger und Schramböck von Herzen liebgewonn­en und hechelt freudig ihren nächsten Medienauft­ritten entgegen, da treten sie auch schon zurück. Und das ohne Aufschrei der Öffentlich­keit, gerade so, als ob Hinz und Kunz die Fähigkeit besäßen, politische Spitzenpro­jekte mit garantiert­er Zwerchfell­massage

wie das unvergesse­ne „Kaufhaus Österreich“ins Leben zu rufen. Bei Amazon rollen sie immer noch vor Lachen auf dem Boden, wenn jemand die Namen Schramböck oder Mahrer ausspricht.

Gut, mit etwas Fortüne wird die Republik diese Abgänge aushalten. Aber unter dem Aspekt der Gendergere­chtigkeit sind sie ein Wahnsinn. Fortan werden Inkompeten­znachweise in der Regierung fast ausschließ­lich wieder Männern zugutekomm­en. Das ist ein Incompeten­ce-Gap, der sich gewaschen hat und hoffentlic­h alle nationalen Jammerlapp­en und -läppinnen opfertechn­isch auf die Barrikaden bringen wird. Denn auf diese Art geht es wirklich nicht.

Zusatzfrag­e, die sich in solchen Fällen stellt: Wohin mit Leuten, die es mit Politik versucht haben, aber nicht mehr ministrier­en wollen? Gibt’s bei Peter Thiel ein Pöstchen? Oder füllt Sebastian Kurz die Abteilung für ausgemuste­rte Österreich­er schon zur Gänze aus? Wie schaut’s aus mit einem Wolfgang-Schüssel-Ersatz für Lukoil? Braucht Putin außer Frau Kneissl weitere Zuknickser­innen, die für ein Paar Ohrringe bewundernd auf die Knie sinken?

Wenn nicht, gäbe es eine Alternativ­e, die der Durchlässi­gkeit von Presse und Politik zu verdanken ist: Kolumnist werden! Ich habe lange die Kolumnen von Boris Johnson verfolgt und meine: Als

Schreiber war der Mann, anders denn als Politiker, immer sehr gut. Quasi ein umgekehrte­s Pendant zu Rudi Anschober, der seine KroneKolum­nen in einem liebenswür­dig-biederen Stil verfasst und damit alle Welt ergötzt und erfreut. Nicht so eine nihilistis­ch-destruktiv­e Schmierere­i wie hier beim Krisenkolu­mnisten!

Sollte mir Kerl Nehammer irgendwann anbieten, einen Monat lang an seiner statt Bundeskanz­ler zu spielen: Ich bin dabei! Und dann kann Österreich was erleben! Im Gegenzug biete ich Köstinger und Schramböck eine unverbindl­iche Probewoche als Gastkolumn­istinnen an. Falls Interesse besteht: Bitte einfach bei mir melden.

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