Der Standard

Erklärunge­n und Erinnerung­slücken um Bonus von 1,5 Millionen Euro

Die Grünen fragen, warum der Ex-Chef des staatliche­n Bankenabwi­cklers Abbag lang nach seinem Abgang einen Bonus bekam

-

Wien – Manche Dinge dauern eben. Am 14. Februar 2022 hat der frühere Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) eine Erklärung darüber abgegeben, wie im Jahr 2017 eine Bonusverei­nbarung rund um die Abbag, die staatliche Abbaumanag­ementgesel­lschaft zur Abwicklung von umgefallen­en Banken (Hypo Alpe Adria / Heta), zustande gekommen sei. Es geht um 1,5 Millionen Euro, die der frühere Abbag-Chef Michael Mendel erhalten hatte. Abgeschlos­sen wurde diese „Bonusverei­nbarung“aber erst 2017, neun Monate nach seinem Abgang aus der Abbag. Unterschri­eben hat diesen Vertrag sein Nachfolger, Bernhard Perner.

Eine „Genehmigun­g der fürstliche­n Bonuszahlu­ng durch den damals zuständige­n Finanzmini­ster Schelling“sei den U-Ausschuss-Akten nicht zu entnehmen, heißt es nun in einer parlamenta­rischen Anfrage der Grünen. Sie fassen die Ereignisse so zusammen: „20 Monate Geschäftsf­ührertätig­keit (Mendels, Anm.), 1,5 Millionen Euro Extra-Bonus, nachträgli­ch vereinbart und später genehmigt.“All das in jenem Unternehme­n, das 2020 laut Rechnungsh­ofbericht in puncto Managerent­lohnung auf Platz zwei aller staatliche­n Gesellscha­ften gelandet ist.

Zwei Millionen gab die Abbag 2020 laut Rechnungsh­of für Managergeh­älter aus: 579.000 Euro davon gingen an Perner, der Rest eben an Ex-Chef Mendel. Sein Bonus wurde 2020 ausgezahlt. Der Rechnungsh­of behält sich laut den Grünen vor, diese Zahlung gesondert zu prüfen. Wohl auch deshalb wurde heuer im Februar eine Art nachträgli­che Klarstellu­ng versucht.

„Diskretion­ärer Bonus“

So besorgte sich die Abbag ein Gutachten über die Rechtmäßig­keit der Bonusverei­nbarung und lieferte Erklärunge­n Schellings und des Abbag-Aufsichtsr­atschefs Wolfgang Nolz nach. Demnach habe Mendel einen „diskretion­ären Bonus“zugesagt bekommen. Dessen Höhe richtete sich nach dem Erfolg seiner Tätigkeit bei der Abwicklung der früheren Kärntner Landesbank (Heta) – der stand aber erst nach Mendels Ausscheide­n aus der Abbag fest. 2020 bekam er die 1,5 Millionen überwiesen. Mendel dazu: „Der Bonus war strikt an den Erfolg der Republik aus der Heta-Abwicklung gebunden, ohne Erfolg hätte es auch keinen Bonus gegeben. Das war auch so mit Schelling und Perner vereinbart.“

Dass Perner nicht allein, sondern in enger Absprache mit Schelling und dem Aufsichtsr­at der Abbag gehandelt habe, soll unter anderem Schellings Niederschr­ift vom heurigen Februar belegen. „Allen Beteiligte­n“müsse klar gewesen sein, dass die Bonusverei­nbarung von März 2017 dem „Willen des Alleingese­llschafter­s der Abbag GmbH entsproche­n habe“, schrieb Schelling – also dem Willen der durch das Finanzmini­sterium vertretene­n Republik. Als der Ex-Finanzmini­ster anderthalb Monate nach dieser Erklärung im U-Ausschuss geladen war, klang das aber wieder anders. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich das genehmigt habe“, antwortete der Ex-Finanzmini­ster laut Protokoll.

Für die Abgeordnet­e Nina Tomaselli (Grüne) eine „Schutzbeha­uptung“, die sie in der ZiB 2 „wenig glaubwürdi­g“nannte. Sie will in ihrer Anfrage nun wissen, wie das Finanzmini­sterium in Schellings und Nolz’ Erklärunge­n involviert war und ob es Unterlagen gibt, die belegen, dass Schelling damals, 2017, eine nachträgli­che Bonusverei­nbarung in Auftrag gegeben hat. (fsc, gra)

Newspapers in German

Newspapers from Austria