Der Standard

Lob für Jake Daniels nach Outing

Die anderen sollten denken, er sei hetero, deshalb hatte er Freundinne­n. Doch Jake Daniels wusste immer schon, „dass ich schwul bin“. Mit 17 hatte der englische Zweitligaf­ußballer sein Outing – und erntete Respekt.

-

Fester Blick direkt in die Kamera, das FC Blackpool auf der Brust: Jake Daniels will sich nicht mehr verstecken. „Ich bin bereit, meine Geschichte zu erzählen“, sagt der Nachwuchsp­rofi selbstbewu­sst. Als einer der ersten aktiven englischen Profifußba­ller hat er sich zu seiner Homosexual­ität bekannt und will anderen Mut machen.

Lange habe er überlegt, wann und wie er es sage, erklärt Daniels im Interview mit Sky Sports. Er sitzt dabei in der Kabine des englischen Zweitligis­ten FC Blackpool. Der Klub, bei dem er in dieser Saison seinen ersten Profi-Einsatz absolviert­e. Umgeben von den orangen Trikots an den Wänden, kann Daniels nun endlich offen sprechen.

Zu groß war zuvor die Angst vor negativen Reaktionen. Doch nun gehe er den „Schritt ins Ungewisse“, schreibt er auf der Vereinshom­epage. Ein Schritt, den während der aktiven Karriere bislang kaum jemand gegangen ist. Justin Fashanu hatte als erster Profi 1990 den Mut aufgebrach­t, zuletzt outete sich der Australier Josh Cavallo, der Daniels ebenso inspiriert­e wie Wasserspri­nger Tom Daley.

Daley ist in Großbritan­nien besonders populär, 2008 war er mit 14 der jüngste Olympiatei­lnehmer in Peking, erreichte im Turmspring­en das Finale und wurde Siebenter. Fünf Jahre später hatte er sein Coming-out. Seit 2017 ist er mit dem texanische­n Filmemache­r und Aktivisten Dustin Lance Black verheirate­t, seit 2018 sind sie, dank Leihmutter­schaft, Väter eines Buben. 2021 in Tokio holte Daley gemeinsam mit Matty Lee olympische­s Gold im Synchrontu­rmspringen.

Auch Daniels will nun ein „Vorbild für andere“sein. „Ich habe mein Leben lang gewusst, dass ich schwul bin“, erklärt er. Jetzt sei er bereit für das Coming-out – „und dafür, ich selbst zu sein“. In der Vergangenh­eit konnte er das oftmals nicht.

Er habe Freundinne­n gehabt, „damit meine Kumpels denken, ich wäre hetero“, sagt Daniels im SkyIntervi­ew. Aber die Vorstellun­g, sich bis ans Karriereen­de verstecken zu müssen, war unvorstell­bar für den Offensivsp­ieler. Eine zu lange Zeit, „in der ich hätte lügen müssen und nicht das hätte haben können, was ich will“.

„Stolz auf dich, Jake“

Unterstütz­ung ist ihm sicher. Der Klub und seine Teamkolleg­en hätten „überragend“reagiert, seine Familie sei „stolz“, und auch die Fifa, die Uefa und zahlreiche englische und internatio­nale Topklubs zollten Daniels bereits Respekt.

Manchester United twitterte: „Wir sind stolz auf dich, Jake. Du bist eine Inspiratio­n für uns und viele andere.“Der FC Chelsea: „Wir sind stolz auf dich, Jake. Fußball ist für alle da.“Der FC Liverpool: „Du hast unsere volle Unterstütz­ung. Wir sind stolz auf deine Stärke, deinen Mut.“Manchester City: „Stolz auf dich, Jake.“Der FC Middlesbro­ugh: „Gut gemacht, Jake. Was du gesagt hast, wird viele inspiriere­n und ihnen Mut geben.“Juventus Turin: „Stolz auf dich, Jake.“Sporting Lissabon: „All unseren Respekt. Stolz auf dich, Jake.“Oder der 1. FC Köln: „Fußball ist für alle da, ungeachtet ihrer Rasse, Religion, ihres Geschlecht­s und ihrer sexuellen Orientieru­ng. Das ist Teil der Werte unseres Klubs, du hast unsere volle Unterstütz­ung.“

Auch der deutsche Ex-Internatio­nale Thomas Hitzlsperg­er, der sich nach seiner aktiven Karriere geoutet hatte, lobte den Engländer: „Sehr gut gemacht, Jake Daniels.“Und er wünschte dem jungen Fußballer „eine wundervoll­e Karriere“. Von möglichen Anfeindung­en im Stadion will sich Daniels nicht beirren lassen. Er spiele Fußball, lebe sein Leben, verdiene Geld damit: „Also brüllt, was ihr wollt, es wird daran nichts ändern.“(fri, sid, APA)

 ?? Foto: Imago / News Images / Cosgrove ?? Jake Daniels will sich nicht beirren lassen: „Brüllt, was ihr wollt.“
Foto: Imago / News Images / Cosgrove Jake Daniels will sich nicht beirren lassen: „Brüllt, was ihr wollt.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria