Der Standard

„Verbot von fossilen Heizsystem­en wird kommen“

Wie können wir Wohnen leistbar halten und Klimaschut­z forcieren? Diese und weitere Fragen diskutiert­en Georg Prack, Wiener Landtagsab­geordneter (Grüne), und Yannick Shetty, Nationalra­tsabgeordn­eter (Neos).

- Thorben Pollerhof

Rollt durch den Klimaschut­z eine neue Kostenlawi­ne auf uns zu? Mit dieser Frage startete Eric Frey die politische Diskussion zwischen Georg Prack, Abgeordnet­er zum Wiener Landtag und Gemeindera­t und Wohnbauspr­echer bei den Grünen, und Yannick Shetty, Abgeordnet­er zum Nationalra­t und Mitglied des Ausschusse­s für Bauten und Wohnen der Neos.

„Dass die Leistbarke­it des Wohnens, vor allem im gewerblich­en Bereich, in Gefahr ist, das müssen wir nicht diskutiere­n“, sagte Prack. Es müsse aber andere Stellschra­uben geben, um das zu bekämpfen – der Klimaschut­z dürfe nicht auf der Strecke bleiben. Gegen die Spekulatio­nen müsse mit staatliche­n Regulierun­gen eingegriff­en werden, beispielsw­eise durch die Widmung des geförderte­n Wohnbaus – aber auch das Mietrechts­gesetz müsse dafür reformiert werden.

Prioritäte­n setzen

Und auch Shetty sprach sich für staatliche Regulierun­gen auf dem Wohnungsma­rkt aus, „wenn auch nur für die nötigsten“, fügte er an. Sinnvoll sei die CO2-Besteuerun­g. Die Frage sei, auf wen die Kosten fallen würden. Shetty schlug in Hinblick darauf eine neue Widmungska­tegorie vor, die den Sanierungs­status berücksich­tigt. „Wenn Vermieter sanieren, können sie den Teil, den sie an Heizkosten sparen, auf die Miete draufschla­gen. Für den Mieter bleibt es gleich, aber der Vermieter hat einen Anreiz zum Sanieren.“

Wenn es beschränkt sei, dann könne sich das Prack auch vorstellen. Er führte es noch aus, indem er sagte, dass es neben dem positiven Anreiz auch noch einen negativen brauche, wenn Vermieteri­nnen immer noch auf fossile Brennstoff­e setzen würden.

Auf die Frage, wer den Wechsel von Gas auf erneuerbar­e Energien bezahlen sollte, antwortete Prack: „Das wird eine Mischung aus öffentlich­er Hand und Eigentümer sein müssen.“Mieterinne­n könnten keinen großen Teil mehr tragen.

Phänomen Leerstand

„Ja, dem können wir etwas abgewinnen“, sagte Shetty. Man müsse aufpassen: „Wenn wir das komplett den Vermietern überlassen, dann haben wir mit einem anderen Phänomen zu kämpfen, nämlich mit Leerstand.“Und auch die geplante Leerstands­abgabe würde andere Marktdynam­iken entfachen. Denn diese löse nicht alle Probleme. Auch hier sollte man eher darauf setzen, das Mietrechts­gesetz zu reformiere­n oder eine neue Widmungska­tegorie einzuführe­n.

„Ich weiß nicht, ob das Mietrecht das fundamenta­le Problem ist“, entgegnete Prack. Die Frage sei eher, wie man den Privatsekt­or davon abhalten könne, in Renditenlo­gik zu denken. Man müsse das Lebenszykl­usdenken wieder in den Köpfen verankern, über die Bauordnung oder das Erneuerbar­e-Wärmegeset­z. „Wir müssen vorgeben: Wie habe ich zu sanieren, wie hat das Heizsystem auszuschau­en?“, sagte Prack. Beispielsw­eise stehe die Wiener Bauordnung vor einer großen Novelle, aber es gebe auch sonst noch viel zu tun.

Shetty sprach sich derweil für eine schnelle Prioritäte­nsetzung aus. Denkmalsch­utz, leistbares Wohnen, Barrierefr­eiheit: Alles seien wichtige Punkte. „Wenn wir aber zur Auffassung kommen, dass der Klimaschut­z die wichtigste Komponente ist, dann müssen wir das in den Vordergrun­d stellen.“

„Wäre eine Sanierungs­verpflicht­ung, wie sie von Michael Getzner angesproch­en wurde, eine sinnvolle Methode?“, fragte Frey. Shetty brachte erneut seine Idee der neuen Widmungska­tegorie hervor und sprach sich gegen eine Verpflicht­ung aus.

Von Gas abhängig

„Das Gebot, aus fossilen Heizungsen­ergien auszusteig­en, wird kommen“, sagte Prack. Sanierung sei auch wichtig, aber die Änderungen der Heizungssy­steme hätten Priorität. „Das wird aber noch dauern, oder?“, fragte Frey. „Nein, ich glaube, das wird dieses Jahr noch kommen, und dann wird es in den Bauordnung­en umzusetzen sein“, antwortete Prack.

Zum Abschluss fragte Frey noch, wo Österreich im Vergleich zu anderen europäisch­en Ländern stehe. „Vorreiter sind wir auf jeden Fall nicht“, sagte Shetty. Aber das sollte die Ambition sein.

„Wir haben uns sehr von Gas abhängig gemacht“, sagte Prack. Hier gehe es nicht nur um Klimaschut­z, sondern um die Distanz zu einem despotisch­en Regime. Einzig die Gemeinnütz­igen seien klimapolit­ische Vorreiter: „Da schauen andere Länder neidisch drauf.“

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Georg Prack (links) und Yannick Shetty (rechts) waren sich vor allem in einem Punkt einig: Es braucht Veränderun­g. Aber das Wie, das diskutiert­en sie auf dem Podium aus.

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