Der Standard

Geschichte­n, die der Sport schreibt

Apple TV+ dreht mit „Greatness Code“eine zweite Runde

- Thorben Pollerhof

Als Kind verlor die chinesisch­amerikanis­che Sprinterin Scout Bassett in einem Feuer ihr rechtes Bein. Die ersten sieben Jahre ihres Lebens wuchs sie in einem Waisenheim in China auf. Mit acht Jahren kam sie in die USA und bekam dort das erste Mal die Möglichkei­t, mit einer Laufprothe­se auf die Tartanbahn zu gehen. „Es war ein Gefühl, als würden sich alle Ketten lösen, die mich zurückgeha­lten haben“, sagt sie, in SchwarzWei­ß gefilmt, vor der Kamera.

Bassetts Geschichte ist Teil von Greatness Code, einer Reihe an SportDokum­entationen, produziert von Apple TV+, die nun in die zweite Runde geht. Während in der ersten

Staffel Sportler wie Tom Brady, LeBron James oder Shaun White auftraten, werden nun der Fußballer Marcus Rashford, die Skaterin Leticia Bufoni und der Alpinskist­ar Lindsey Vonn porträtier­t.

Dabei wird aber nicht ihr ganzes Leben vorgestell­t, sondern meist ein Spiel oder Event, das sie definiert.

Bassett besucht im Jahr 2016, im Rahmen einer Sponsorenv­eranstaltu­ng in China, das Waisenheim, in dem sie aufgewachs­en ist. Danach fällt sie für ein Jahr in ein tiefes Loch, all die Erinnerung­en, all die Traumata von früher holen sie wieder ein.

Doch bei den World Para Athletics Championsh­ips 2017 in London schafft sie es, diese Erlebnisse zu bündeln. Nach einem schrecklic­hen

Start im Finale holt sie durch eine furiose Aufholjagd die Bronzemeda­ille.

Bei Fußballer Marcus Rashford, mittlerwei­le englischer Nationalst­ürmer, ist es sein Profi-Debüt für Manchester United gegen FC Midtjyllan­d im Sechzehnte­lfinale der Europa League. Der Traditions­klub brauchte einen Sieg, um weiterzuko­mmen – und Rashford half ihm in seinem ersten Spiel für die Kampfmanns­chaft mit zwei Toren.

„Ich habe all das gebraucht“

Mit seinen Zwölf-Minuten-Folgen geht Greatness Code dabei längst nicht so tief in die Materie, wie man das von anderen modernen SportDokum­entationen wie The Last Dance über Michael Jordan und die Chicago Bulls oder Drive to Survive über den Alltag einer Formel-1-Saison kennt. Es ist kurzweilig­er, versucht die Gedanken der Sportlerin­nen und Sportler in prägnante Zitate zu verpacken und mit mehr oder weniger stylischen Animatione­n zu visualisie­ren. Für zwischendu­rch ist das eine nette Abwechslun­g, vor allem weil herzergrei­fende Geschichte­n in den Fokus gerückt werden, die wirklich nur der Sport schreibt.

So wie die von Scout Bassett. Von den Straßen Chinas auf das Podium der Weltmeiste­rschaften. „Es gibt viele Leute, die mich bemitleide­n. Aber ich würde niemals sagen, dass ich es anders gewollt hätte. Ich habe all das gebraucht.“

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Scout Bassett holte bei den World Para Athletics Championsh­ips 2017 die Bronzemeda­ille.

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