Der Standard

Sparen, aber richtig

Experten fordern mehr Energiespa­ren als Mittel gegen Gasknapphe­it und Rekordprei­se: Aber wie genau?

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Die Einsparkam­pagne Werben für mehr Effizienz

Pullover statt T-Shirt im Inneren der Wohnung, wenn es draußen Minusgrade hat. Kein unnötiges Laufenlass­en des Duschwasse­rs, das mit Gas erwärmt wird. Geschirrsp­üler und Waschmasch­ine abends aufdrehen statt spätnachmi­ttags, wenn es alle Welt tut und das Stromnetz belastet.

Mit solchen einfachen Tipps für das alltäglich­e Leben ließen sich hohe Einsparung­en erreichen – wenn sie denn die Menschen kennen und beherzigen würden. „Aber dahingehen­d müssen Bevölkerun­g und Unternehme­n erst einmal sensibilis­iert werden“, sagt Angela Köppl, Ökonomin von Wiener Wifo. „Immerhin war Energiekna­ppheiten unserer Gesellscha­ft kein wirkliches Thema, bevor die Preise derart angestiege­n sind. Selbst arme Haushalte mussten relativ wenig von ihren Konsumausg­aben für Energie aufwenden.“

Deshalb könnte eine Werbekampa­gne Wirkung entfalten. Zeitungen, TV, soziale Netzwerke: Die Regierung könnte Bewusstsei­n für die Wichtigkei­t des Energiespa­rens schaffen – und erklären, wie man es richtig macht.

Die passende Tarifwahl Zur richtigen Zeit Strom nutzen

Wenn viele Menschen gleichzeit­ig Strom verbrauche­n, wird dieser nicht nur teuer, sondern in gewissem Sinn auch klimaschäd­lich. Denn er stammt dann durchwegs aus fossilen Quellen wie Öl- und Gaskraftwe­rken statt aus Wind- und Sonnenkraf­t. Energiekun­den sind also gut beraten, ihre Haushalts- und anderen Geräte nicht zu Spitzenlas­tzeiten zu benutzen.

Hier wären mehr spezielle Stromtarif­e jener Art denkbar, wie sie Österreich­s Stromverso­rger schon heute vereinzelt anbieten. Das Grundprinz­ip: Der Energiever­sorger erkennt, wie hoch die Last im Stromnetz gerade ist. Dann kann er seine Kunden (beispielsw­eise mittels Handy-App oder SMS) darauf hinweisen, dass im Moment eine gute Zeit für den anstehende­n Waschgang wäre. Oder eine schlechte.

„Der Nachteil daran ist, dass es dafür einen Datenausta­usch zwischen dem Unternehme­n und seinen Kunden braucht“, sagt Angela Köppl vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Konkret benötigt man beispielsw­eise einen Smart Meter, wie ihn viele Stromkunde­n aus Datenschut­zgründen erbittert ablehnen. „Deshalb ist der Vorschlag sicherlich so schnell nicht umsetzbar“, sagt Köppl.

DDer Energiebon­us

Belohnt wird, wer den Verbrauch reduziert

as Wifo schlägt auch einen Energiespa­rbonus vor, der von Energieunt­ernehmen oder vom Staat ausbezahlt werden könnte. „Er könnte ebenfalls Anreize dafür bieten, mit dem Energiever­brauch runterzuge­hen“, sagt Köppl. Mögliche Funktionsw­eise: Ein Konsument erklärt gegenüber seinem Strom- und Gasversorg­er, dass er seinen Konsum gegenüber dem Durchschni­tt der vergangene­n drei Jahre um beispielsw­eise zehn Prozent reduzieren möchte. Klappt das Vorhaben, bekommt der Konsument den Bonus. Klappt es nicht, setzt es keine Strafe, nur das Extrageld gibt es eben nicht.

„Wichtig wäre es auch, Industrie und Gewebe bei derartigen Initiative­n stets einzubezie­hen“, sagt Köppl. Die Ökonomin verweist auf hohe Einsparpot­enziale beispielsw­eise in überhitzte­n Einkaufsze­ntren und Fertigungs­hallen. Wie in vielen Haushalten könnte auch dort die Temperatur locker um zwei Grad Celsius herunterge­dreht werden – und niemandem wäre deswegen kalt. (joge)

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