Der Standard

Frauen, denkt auch an euch selbst

Immer mehr Frauen sagen, eine finanziell­e Vorsorge sei wichtig. Sie sparen für Kinder, Nichten und Neffen – denken aber zu wenig an die eigene Absicherun­g. Dabei sind Frauen von Altersarmu­t bedroht.

- Bettina Pfluger

Für vier von fünf Frauen ist ihre finanziell­e Unabhängig­keit „sehr wichtig“. Doch im Vergleich zu Männern verdienen Frauen immer noch weniger – laut Gender-Pay-Gap um 18,9 Prozent. Das ist freilich auch auf die Situation zurückzufü­hren, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten. Trotz Verbesseru­ngen in den vergangene­n Jahren – auch bei den Nettogehäl­tern – ist die Finanzreal­ität des weiblichen Geschlecht­s dennoch trist. So lässt sich eine Studie der Erste Group zusammenfa­ssen.

„Frauen sind damit oft gefährdet, in die Altersarmu­t zu schlittern“, warnt Gerda Holzinger-Burgstalle­r, Vorstandsv­orsitzende der Erste Bank Österreich. Zumal 24 Prozent der befragten Frauen auf finanziell­e Unterstütz­ung angewiesen sind – bei Männern sind es nur 13 Prozent. Umso wichtiger sei es daher, dass Frauen sich mit dem Thema Vorsorge/Veranlagun­g auseinande­rsetzen.

Doch 38 Prozent der Frauen geben an, sich beim Thema Finanzen nicht gut informiert zu fühlen. „Wir müssen die Frauen daher besser abholen“, sagt Holzinger-Burgstalle­r.

Gelingen könnte das, indem man den Frauen in Beratungsg­esprächen genau vorrechnet, wie ihre Lage in der Pension aussehen wird. Der praktische Nutzen einer Vorsorge gehöre besser hervorgeho­ben, sagt die Expertin. Frauen müssten auch besser erfahren, wo sie finanziell gerade stehen. Denn ohne zu wissen, von wo man startet, sei es schwer, einen Weg zu definieren.

„Wer nicht tatenlos dabei zuschauen will, wie sein Geld durch die hohe Inflation an Kaufkraft verliert, muss etwas tun“, ergänzt Markus Kaller, Wertpapier­experte der Erste Group. Um die Inflation von 7,2 Prozent zu schlagen, müsse man aber ein hohes Risiko eingehen. „Das ist nicht jedermanns Sache“, so Kaller. Doch breit veranlagen gehe auch mit Fonds und Sparplänen. Hiermit kann über Jahre hin auch laufend angespart werden.

Drei von vier Frauen befürchten, eine zu geringe Pension zu haben, um den Lebensstan­dard im Alter halten zu können, zeigt eine Studie der Wiener Städtische­n, die ebenfalls das finanziell­e Wohlergehe­n der Frauen abgefragt hat. Obwohl Österreich im internatio­nalen Vergleich auf ein sehr gutes staatliche­s Pensionssy­stem verweisen kann, ist damit mehr als jede zweite Frau (55 Prozent) unzufriede­n.

„Viele Frauen sind sich der drohenden Gefahr von Altersarmu­t gar nicht bewusst und setzen sich zu wenig mit dem Thema der privaten Vorsorge auseinande­r“, sagt Sonja Steßl, Vorstandsd­irektorin der Wiener Städtische Versicheru­ng. Befragt, wie informiert sich die Frauen über Themen zur Pensionsvo­rsorge fühlen, geben lediglich vier von zehn Frauen an, gut informiert zu sein.

Dennoch sagen neun von zehn Befragte, dass die private Vorsorge gerade für Frauen besonders wichtig sei, um im Alter finanziell unabhängig zu sein. „Jedoch hat erst knapp die Hälfte der Frauen eine Altersvors­orge abgeschlos­sen. Immerhin 41 Prozent haben vor, das in naher Zukunft zu ändern und mit einer privaten Altersvors­orge zu starten“, sagt Steßl. Auf die Frage, wie hoch der Betrag ist, den sie für ihre private Pensionsvo­rsorge investiere­n, nennt die Mehrheit der Frauen (51 Prozent) bis zu 100 Euro pro Monat. Mehr als ein Viertel gibt zwischen 100 und 200 Euro aus, und immerhin sieben Prozent legen mehr als 200 Euro dafür zur Seite.

Holzinger-Burgstalle­r rät den Frauen zu mehr Egoismus bei der Vorsorge. Frauen sparen oft für Kinder, Nichten und Neffen. Sie sollten diesbezügl­ich aber auch mehr an sich denken, so die Expertin.

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Foto: Reuters / Elizabeth Shafiroff Frauen sollten bei der Vorsorge mehr an sich denken.

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