Vom Vizekanzler zum Unternehmensberater
Der Gerichtsprozess gegen Heinz-Christian Strache gibt auch Einblicke in seine berufliche Neuorientierung
Wien – Er sei Unternehmensberater, „selbstständig und angestellt“und nebenher auch noch als PR-Berater selbstständig tätig, erläuterte Heinz-Christian Strache am Dienstag vor dem Straflandesgericht Wien. Dabei kann Strache beruflich auf frühere Unterstützer seiner Politik zurückgreifen. Wie DER STANDARD erfuhr, ist Strache etwa für einen oberösterreichischen Hersteller von Tiefkühlprodukten zuständig, deren Führungsspitze einst aus glühenden FPÖ-Fans bestanden haben soll. Sein Unternehmen, die PHI Beteiligungs- und Unternehmensberatungs GmbH, gehört ihm allerdings nicht mehr: Die Anteile wurden laut Firmenbuch Ende 2021 an seine Tochter übertragen.
Geschäftsführer ist Strache aber noch immer, die ersten zwei Bilanzen zeigten aber nicht viel Umsatz. Unklar ist, welche stillen Beteiligungen Strache hält: Die Staatsanwältin deutete am Dienstag an, dass Strache auch hinter der Imbeco GmbH stehe, die wiederum mit FPÖ-nahen Vereinen Geschäfte gemacht hat.
Wenig tut sich jedenfalls bezüglich Straches politischer Zukunft, zuletzt fiel er mit seinen Ibiza-Memoiren auf. Versuchte er 2020 noch ein Comeback im Wiener Landtag und Gemeinderat, sind nach dem gescheiterten Einzug dort keine neuen Ambitionen erkennbar.
Wie steht es um die Überbleibsel seines Parteiprojekts? Dürftig. 1500 Mitglieder zähle das Team HC Strache derzeit österreichweit, sagt Generalsekretär Christian Höbart. Vor einem Jahr ging er noch von „einer Zahl zwischen 1500 und 2000“aus.
Von der Gründung im Jahr 2019 – damals unter dem Namen Die Allianz für Österreich – bis heute errang die Kleinpartei gerade einmal 17 Mandate in parlamentarischen Vertretungen. Dabei handelt es sich allesamt um Sitze in den Wiener Bezirksparlamenten, die ebenfalls 2020 gewählt wurden. Ein Bezirksratsposten kam dem Team HC Strache allerdings schon bald nach der Wahl wieder abhanden: In Wien-Favoriten zog es ein Funktionär letztlich vor, wilder Mandatar zu sein.
Bei der oberösterreichischen Landtagswahl 2021 kam es nicht einmal mehr zu einem Antritt des Team HC Strache. Strache hatte dies zwar vollmundig angekündigt, die Pläne wurden aber verworfen. Bei dieser Zurückhaltung dürfte es bleiben. Solange Verfahren gegen Strache laufen, mache es „wenig bis keinen Sinn, wieder so proaktiv und kraftvoll in den politischen Ring zu steigen, wie es notwendig wäre, um in Österreich eine kraftvolle, patriotische, soziale Heimatpartei zu etablieren“, sagt Höbart.
Zumindest den Versuch, Anhänger um sich zu scharen, unternahm das Team HC Strache vergangenen Freitag: Man lud zum Sommerfest in die Prateralm. Wie viele Fans der Einladung folgten, ist nicht überliefert.