Der Standard

Drohende Hungersnot in Afrika durch Dürre

Durch niederschl­agsarme Regenzeit in Ostafrika droht in den kommenden Monaten eine Hungerkris­e, wenn Soforthilf­e ausbleibt

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Wien – Die angespannt­e Lage am globalen Lebensmitt­elmarkt trifft wie oft zunächst jene Menschen, die ohnehin schon von Nahrungskn­appheit betroffen sind. In Ostafrika kommt aktuell noch eine weitere Herausford­erung dazu: Am Horn von Afrika ist die vierte Regenzeit mit viel zu wenig Niederschl­ag in Folge beinahe vorüber.

In Kenia, Somalia und Äthiopien sind bereits mehr als 20 Millionen Menschen von einer akuten Hungerkris­e betroffen, deren Situation sich durch die Dürre in den kommenden Monaten noch weiter zu verschärfe­n droht. „Die Länder in Ostafrika erleben die schlimmste Dürre der vergangene­n 40 Jahre“, sagt Oliver Kirui, Wissenscha­fter am Internatio­nal Food Policy Research Institute, Khartum (Sudan).

Millionen Bauern betroffen

„Wenn man sich die Statistike­n und die Realität in den Feldern ansieht, zeigt sich, dass in den vergangene­n drei Saisonen Millionen von Bauern ihr Getreide und ihr Vieh aufgrund der extremen Dürre verloren haben“, sagt Kirui. „Die UkraineKri­se hat noch eine weitere Herausford­erung gebracht für ein ohnehin schon riesiges Problem in der Region.“So liege der lokale Getreidepr­eis im Sudan momentan bei 550 Dollar (umgerechne­t rund 515 Euro) pro Tonne, was einer Preissteig­erung von 180 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Als Akuthilfe werden nun Nahrungsmi­ttelliefer­ungen aus dem globalen Norden dringend benötigt, auch wenn diese nur die Symptome bekämpfen und nicht an der Ursache ansetzen.

„Sehr viel Geld“

Um derartige Hungerkris­e in Zukunft zu vermeiden, müssen die Staaten des globalen Nordens „sehr viel Geld“investiere­n, sagt Christian Borgemeist­er, Geschäftsf­ührender Direktor am Zentrum für Entwicklun­gsforschun­g der Universitä­t Bonn. „Diese Ressourcen werden gebraucht werden, damit sich Afrika an den Klimawande­l anpassen kann. Dazu zählt auch, ein resiliente­res Nahrungsmi­ttelsystem aufzubauen.“Diese Investitio­nen seien nicht nur wichtig für die Menschen in Afrika, die nördlichen Staaten würden durch vertieften Wirtschaft­sbeziehung­en profitiere­n.

Darüber hinaus sei es notwendig, dass die reichen Länder „ihre Emissionen drastisch reduzieren“, sagt Borgemeist­er. „Denn das ist natürlich die Wurzel des Problems.“(trat)

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