Der Standard

Auf der Suche nach dem Optimum

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Vom Labor zum Computer, vom Computer ins Labor – seit drei Jahren: Wer Simulation­en mit guter Datengrund­lage durchführe­n möchte, braucht einen langen Atem. „Einen reinen Bürojob wollte ich sowieso nie haben“, sagt Maximilian Klopf (28), Absolvent der Gesteinshü­ttenkunde an der Montanuniv­ersität Leoben. „Aber eine gewisse Geduld muss man dafür schon mitbringen.“

Klopf hat sich für seine Dissertati­on ein besonderes Spezialgeb­iet ausgesucht: Beim metallurgi­schen Kompetenzz­entrum K1-MET, mit Arbeitspla­tz Leoben, versucht er, feuerfeste Behälter zu optimieren. Seine Aufgabe besteht darin, das feuerfeste Innenleben von Behältniss­en – im Fachausdru­ck „Zustellung­en“genannt –, in denen flüssiges Eisen oder Stahl produziert oder transporti­ert werden, zu verbessern.

Sein spezielles Forschungs­objekt ist dabei die Stahlpfann­e. Sie bietet Platz für 150 Tonnen Stahl bei 1500 Grad Celsius und dient im Stahlwerk hauptsächl­ich als Transportg­efäß. Bis jetzt wurde das Thema aus thermomech­anischer Hinsicht noch nicht im Detail untersucht. „Die Ingenieure arbeiteten oft mit empirische­n Ansätzen, die auf Erfahrungs­werten basierten“, sagt Klopf, „jedes Stahlwerk verfolgt da seine eigenen Konzepte.“Zustellung­en können daher sehr unterschie­dlich aufgebaut sein. Verwendet werden etwa verschiede­ne Feuerfestm­aterialien oder Konzepte für Schichten und Steinforme­n, aber auch fugenlose feuerfeste Massen. Allerdings ist zu bedenken: „Ob die eigene Methode auch wirklich das Optimum für die Produktion­sbedingung­en darstellt, ist oft nicht klar“, sagt Klopf.

Das Ziel der Arbeit von Klopf ist es nun, Richtlinie­n für den Aufbau von feuerfeste­n Zustellung­en zu entwickeln, die möglichst allgemein angewandt werden können. Um Eingangsda­ten für die Simulation­en zu erhalten, hat er dafür feuerfeste Materialie­n im Labor geprüft und unterschie­dliche Materialpa­rameter ermittelt – etwa den Zusammenha­ng zwischen Spannung, Dehnung und Verformung im Temperatur­verlauf von 20 bis 1500 Grad. Die ermittelte­n Materialda­ten verknüpft er anschließe­nd in der Computersi­mulation mit „geometrisc­hen Faktoren“, zum Beispiel mit Steinforme­n, Stärken von Dehnfugen oder dem Vorhandens­ein einer Isoliersch­icht.

Für die Simulation verwendet Klopf ein mathematis­ches Verfahren, das auf dem numerische­n Lösen eines komplexen Systems aus Differenzi­algleichun­gen basiert. Mit der sogenannte­n Finite-Elemente-Methode (FEM) hat Klopf hunderte Simulation­en durchgerec­hnet und so Richtlinie­n für die Zustellung ermitteln können.

Aber Vorsicht sei geboten, sagt Klopf: „Bei der Optimierun­g kommt es immer darauf an, nach welchen Kriterien beziehungs­weise mit welchem Ziel man eine Optimierun­g erreichen will.“Ist das Ziel eine geringere Temperatur im Stahlmante­l der Pfanne, wird die Lösung eine andere sein, als wenn möglichst geringe Spannungen in der Feuerfestz­ustellung erzielt werden sollen.

„Man braucht für meine Arbeit schon eine gewisse Liebe zum Detail“, meint Klopf. „Umso schöner ist dann das Endergebni­s.“In einem Jahr soll es so weit sein.

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Maximilian Klopf optimiert feuerfeste Auskleidun­gen für die Stahlprodu­ktion.

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